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Didaktische Grundlagen

Didaktische Grundlagen

Nachfolgend werden Informationen zu ausgewählten Themen angeboten, die im Englischunterricht der Primarstufe für didaktische Entscheidung von grundlegender Bedeutung sind.

Individuelle Förderung

„In jeder Lerngruppe im Englischunterricht der Primarstufe befinden sich Kinder mit den verschiedensten sprachlichen, sozialen und kognitiven Lernvoraussetzungen sowie unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Grundlegendes Prinzip und Ausgangspunkt jeden pädagogischen Handelns ist die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes.“ (MSB NRW 2021a, S. 35)

Das Schulgesetz legt in Paragraph 1 die individuelle Förderung als Recht aller Schülerinnen und Schüler fest (Schulgesetz NRW §1). Diese ist sowohl in den Richtlinien (MSW NRW 2008) als auch in den Lehrplänen der einzelnen Fächer grundgelegt. (MSB NRW 2021)

„In einem individualisierten Englischunterricht stehen die einzelnen Schülerinnen und Schüler mit ihren ganz individuellen Lernfortschritten im Mittelpunkt. Hier werden Lernmethoden erforderlich, die das Erreichen der gesetzten Ziele auf unterschiedlichen Wegen und die Förderung individueller Kompetenzen ermöglichen“ (Schäfer 2012, S. 7). Individuelle Förderung bedeutet, dass die Lehrkraft die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und -bedürfnisse der einzelnen Kinder im Fach Englisch erkennt und als Chance begreift. Für Lehrende bedeutet das, eine Lernumgebung im Englischunterricht zu schaffen, die für jeden einzelnen Lernenden entsprechend der individuellen Bedürfnisse Anreize bietet und die ihm hilft, seine Aufgaben selbstständig und auf individuellem Niveau bearbeiten zu können sowie die für ihn optimalen Lernergebnisse zu erzielen (Kuty 2009).“ (MSB NRW 2021a, S. 35)

Für diese Lernumgebung zur Förderung eines individuellen fremdsprachlichen Lernprozesses sind pädagogische und didaktische Maßnahmen und Lernmethoden (u.a. herausfordernde und motivierende Lernaufgaben, Maßnahmen zur Differenzierung, scaffolds, offene und kooperative Lernformen, Rituale) erforderlich, die die kommunikative Handlungsfähigkeit aller Schülerinnen und Schüler optimal unterstützen. (MSB NRW 2021a)

Beispiele für Lernmethoden und -formen, mögliche Scaffolds sowie Ideen für Rituale sind in den Praktischen Unterrichtsanregungen hinterlegt.

Literatur

Lernerorientierung

Englischunterricht in der Primarstufe „(…) lebt von Kommunikation, von Dingen und Themen, die mit der Lebenssituation der Lernenden zu tun haben, zu denen sie sich äußern können und wollen.“ (Lohmann, 2020, S. 228) und ist so strukturiert, „(...)dass alle Schülerinnen und Schüler bereits vorhandene allgemeine Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Aneignung der englischen Sprache auf individuelle Weise nutzen und so Könnenserfahrungen sammeln.“ (MSB NRW 2021, S. 36)

Lernerorientierung bedeutet also auf Grundlage der Lernausganslage der Lerngruppe und einzelner Lernenden den Kompetenzerwerb zu planen. (vgl. QUA-LiS NRW, Dimension 2.4.1) Davon ausgehend werden Inhalte gewählt, die der kindlichen Lebenswelt entspringen, die für die Lernenden eine echte Bedeutsamkeit haben, die zeitgemäß sind und Redemittel vermitteln, welche die Kinder auch außerhalb der Schule anwenden können (vgl. Elsner 2019, S. 30).

Lernerorientierung findet statt, wenn

  • verschiedene Lernkanäle berücksichtigt werden (vgl. Elsner 2015, S. 31 f.), um alle Schülerinnen und Schülern in ihrem Lernen zu unterstützen.
  • geschlechterspezifische Interessen berücksichtigt werden. (vgl. ebd., S. 33).
  • Selbstständigkeit durch bereitgestellte Hilfen gefördert wird.
  • gute Lernaufgaben angeboten werden.

Literatur

  • Elsner, D. (2015). Englisch in der Grundschule unterrichten. Grundlagen, Methoden, Praxisbeispiele. München: Oldenbourg.
  • Elsner, D. (2019). Kompetenzorientiert unterrichten in der Grundschule, Englisch 1-4. München: Oldenbourg.
  • Lohmann, C. (2020). 10 Gebote für den guten Englischunterricht in der Grundschule. In H. Böttger (Hrsg.) Language Education and Acquisition Research (S. 224 –233), Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn.
  • MSB NRW- Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2021). Lehrplan für die Primarstufe in Nordrhein-Westfalen. Fach Englisch. (PDF, 508KB)
  • QUA-LiS NRW - Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule NRW. Unterstützungsportal zum Referenzrahmen Schulqualität NRW.
Themen- und Situationsbezug

Es ist Aufgabe der Primarstufe, die Fähigkeiten, Interessen und Neigungen aller Schülerinnen und Schüler aufzugreifen. Die Entwicklung von Interesse und Freude am Sprachenlernen als ein Leitziel im Englischunterricht findet durch das Aufgreifen von Kommunikationssituationen statt, die für die Schülerinnen und Schüler bedeutsam sind und sich an ihrer Lebenswelt orientieren.

Die Themen und Inhalte des kompetenzorientierten Englischunterrichts beziehen sich auf die Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder sowie auf kommunikative Sprachhandlungssituationen, die für alle Schülerinnen und Schüler herausfordernd, bedeutsam sowie möglichst authentisch sind. Durch diese konkreten und altersgerechten Kommunikationssituationen erfahren die Schülerinnen und Schüler frühzeitig, dass sie sinnvoll sprachlich handeln und sich auf Englisch wirkungsvoll verständigen können. (MSB NRW 2021b).

Sowohl aus diesen Vorgaben des Lehrplans als auch aus den Kompetenzerwartungen ergeben sich Gelegenheiten zum Sprachhandeln durch die Verwendung und handelnde Erprobung der Zielsprache in als lebensecht akzeptierten oder realen Situationen (u.a. role play, classroom discourse, Verwendungssituationen im Alltag, Spiele, Schreiben von für die Lernenden bedeutsamen Texten). (MSW NRW 2021a)

Durch die Öffnung des Lehrplans hin zu nicht festgelegten Themen, ergeben sich so vielfältige Möglichkeiten die angestrebten Kompetenzen mit kindgemäßen Themen und Inhalten zu verknüpfen sowie mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam individuell bedeutsame Inhalte, die den o.g. Kriterien entsprechen, auszuwählen und im Unterricht zu erarbeiten.

Die Themen und Situationen für den Englischunterricht werden vielschichtig miteinander verknüpft – nach Möglichkeit auch fächerübergreifend (webbing). So werden in größeren Lernkontexten Zusammenhänge hergestellt, bereits Gelerntes kann in anderen Zusammenhängen spiralcurricular wiederholt und erweitert werden (Böttger 2020).

Das Lernen in Kontexten entspricht dem netzartigen und hierarchischen Aufbau des mentalen Lexikons (z. B. beim Wortschatzlernen), von dem in der Psycholinguistik ausgegangen wird (z. B. Quetz 1998; Kersten 2010; Aitchison 2012).

(Weiterführende) Literatur

  • Aitchison, J.M. (2012). Words in the Mind: An introduction to the mental lexicon. Oxford: Wiley-Blackwell.
  • Böttger, H. (2020). Englisch lernen in der Grundschule. Bad Heilbrunn/Obb.: Julius Klinkhardt.
  • Kersten, S. (2010). The Mental Lexicon and Vocabulary Learning. Implications for the foreign language classroom. Tübingen: Narr Francke Attempto.
  • MSB NRW - Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2021a). Beispiel für einen schulinternen Arbeitsplan Primarstufe. Fach Englisch. (DOCX, 99KB)

  • MSB NRW - Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2021b). Lehrplan für die Primarstufe in Nordrhein-Westfalen, Fach Englisch. (PDF, 508KB)
  • Quetz, J. (1998). Der systematische Aufbau eines `mentalen Lexikons’. In J.-P. Timm (Hrsg.), Englisch lernen und lehren: Didaktik des Englischunterrichts (S. 272-290). Berlin: Cornelsen.
Authentizität

„Englischlernen in der Grundschule ist motivierend und effizient, wenn er auf Kinder „echt“ […] wirkt.“ (Böttger, 2020, S. 77)

Dies geling durch die „Authentizität

  • von Unterrichtsmaterialien,
  • der Sprache,
  • der Lebenswirklichkeit […]“ (vgl. ebd.) und somit der Schaffung von Sprachhandlungssituationen, in welchen die Schülerinnen und Schüler vorbereitet werden, „adressaten- und situationsangemessen sowie kultursensibel zu handeln“ (MSB NRW 2021, S.42).

Mit Blick auf Unterrichtsmaterialien bedeutet Authentizität, dass etwas repräsentativ für die englische Sprache ist oder seine Ursprünge in einem englischsprachigen Land hat (vgl. Böttger 2020, S. 77 ff.; Haß 2006, S. 235), „nicht verfälscht wurde und nicht in erster Linie zum Zwecke der Verwendung im Unterricht erstellt wurde“ (Böttger 2020, S. 77). Dies können neben Liedern, Geschichten, Bilderbüchern und Bildwörterbüchern auch zunehmend anspruchsvollere (digitale) Materialien wie komplexere (digitale) Texte, story apps, (online) Stadtpläne oder auch mitgebrachte Fahrkarten, Ansichts- oder Glückwunschkarten sein (vgl. ebd., S. 135).

Authentizität der Sprache findet sich im Unterricht wieder, „wenn neben der kompetenten fehlerfreien Aussprache auch die idiomatische Sprachverwendung der Lehrkraft sichergestellt ist.“ (ebd., S 78)

„Authentizität entsteht, wenn authentische Sprache und authentisches Material so präsentiert […] werden, dass sie die Schülerinnen und Schüler zu einem Sprachgebrauch herausfordert, der dem in seiner Muttersprache ähnelt.“ (ebd., S. 79) Hierfür müssen Redeanlässe geschaffen werden, bei denen „es neben den fremdsprachlichen Redemitteln vor allem um den Lerner selbst und darum (geht), welche Bedeutung und Funktion unterrichtliche Inhalte und Aufgaben für ihn persönlich haben.“ (Elsner, 2019, S. 29)

Authentizität ist in routinierten, unterrichtlichen Situationen wie z.B. Begrüßungen, walk and talk oder Verabschiedungen (vgl. ebd., S. 30) und in guten Lernaufgaben (tasks) erfahrbar.

Literatur

  • Böttger, H. (2020). Englisch lernen in der Grundschule. Bad Heilbrunn/Obb.: Julius Klinkhardt.
  • Elsner, D. (2019), Kompetenzorientiert unterrichten in der Grundschule Englisch 1-4, München: Oldenbourg.
  • Haß, F. (2006). Fachdidaktik Englisch. Stuttgart: Ernst Klett.
  • MSB NRW - Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2021b). Lehrplan für die Primarstufe in Nordrhein-Westfalen, Fach Englisch. (PDF, 508KB)
Handlungs- und Produktionsorientierung

In einem handlungsorientierten Unterricht werden Situationen geschaffen, in denen die Schülerinnen und Schüler in der Fremdsprache agieren und dadurch kommunikative und interkulturelle Kompetenzen erwerben. „Konkrete und altersgerechte Situationen kommunikativ erfolgreich bewältigen zu können, hierfür bekannte Sprachmittel, aber auch interkulturelle und soziale Kompetenzen zielgerichtet einzusetzen und entsprechend der Situation anzupassen, steht gemäß dem „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen“ (GeR) im Vordergrund.“ (MSB NRW 2021a, S. 36)

Bedeutsame und an der Lebenswelt der Lernenden orientierte Kommunikationssituationen laden dazu ein, „sich von vorgegebenen Strukturen zu lösen und zunehmend frei mit vorhandenem Wortmaterial zu agieren.“ (ebd., S. 36)

Unter Produkten, die durch den aktiv handelnden Umgang mit Sprache hervorgehen, sind Lernergebnisse in Form „analoger sowie digitaler Hör- und Schreibtexte (u. a. Brief, Beschreibung, Podcast, Erklärvideo)“ zu verstehen, welche die Schülerinnen und Schüler produziert haben (ebd., S.48). Genauso zählen aber auch sprachliche „Produkte“ wie Dialoge oder Rollenspiele dazu, in denen die Schülerinnen und Schüler „mithilfe von Wort- und Satzbausteinen sowie eigenen Konstruktionen einfache Handlungssituationen“ simulieren. (ebd., S. 45)

Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht bietet einen Beitrag zur Befähigung der Schülerinnen und Schüler, in einer durch sprachliche und kulturelle Vielfalt bestimmten Lebenswelt zu handeln. Die Aufgaben und Situationen in einem so angelegten Unterricht sollen für die Schülerinnen und Schüler bedeutsam sein (vgl. MSB NRW 2021b, S. 38) und authentisch. Daher ist dieses Unterrichtsprinzip eng verknüpft mit der Lernerorientierung.

Beispiele für digitale Lernprodukte sowie Ideen für „sprachliche“ Produkte sind in den Praktischen Unterrichtsanregungen hinterlegt.

Literatur

Aufgabenorientierung

„ERKLÄRE ES MIR UND ICH WERDE ES VERGESSEN. ZEIGE ES MIR UND ICH WERDE MICH ERINNERN.

LASS ES MICH SELBST TUN UND ICH WERDE ES VERSTEHEN.“ (Konfuzius)

Im Sinne des Konstruktivismus ist Lernen immer dann besonders nachhaltig, wenn die Lernenden aktiv in den Lernprozess involviert sind, d. h. wenn sie motiviert sind, an für sie bedeutsamen Themen und Aufgaben arbeiten und wenn ihnen transparent ist, was von ihnen am Ende erwartet wird bzw. welches Produkt erstellt werden soll.

Beim aufgabenorientierten Lernen ist es wichtig, für die Kinder bedeutsame Themen zu finden, die sie motivieren und interessieren, wie z. B. animals/pets, family, free time activities, Christmas etc. Inhaltlich geht es in erster Linie darum, reale und authentische Kommunikationssituationen zu schaffen, in denen Sprache erlebt, gebraucht und verstanden wird.

Innerhalb dieser Themen ist es wichtig, gute Lernaufgaben anzubieten, die den Lernenden durch offene Aufgabenstellungen eine individuelle, kreative Herangehensweise und weitgehend selbstständige Lernaktivitäten ermöglichen. Ziel des Einsatzes einer guten Lernaufgabe ist es, dass Schülerinnen und Schüler zu einem inhaltlich sinnvollen, individuellen Ergebnis kommen und dabei die Fremdsprache verwenden (vgl. MSW NRW 2012, S. 15). Gute Lernaufgaben sind sowohl herausfordernd wie bedeutsam (challenging and meaningful) und verknüpfen bereits Gelerntes mit neuen Inhalten. Besonders die Anwendung von gelernten Wörtern und Satzstrukturen steht im Vordergrund (z. B. beim Thema food and drink könnte die Anwendung durch einen von den Kindern erstellten Dialog im Restaurant stattfinden).

Der aufgabenorientierte Unterricht zeichnet sich durch ein klares Ziel und ein kommunikatives Ergebnis für die Lernenden aus (vgl. Elsner 2015, S. 19). Dieses Ergebnis ist oftmals ein Produkt (mündlich oder schriftlich) am Ende eines Vorhabens, wie z.B. Describing my favourite pet, Presenting a weather forecast, This is my family. Die Produkte können sehr unterschiedlich ausfallen. Im Sinne des kompetenzorientierten Unterrichts, der allen Schülerinnen und Schülern eine individuelle Auseinandersetzung in unterschiedlichen Anforderungsbereichen ermöglicht, ist dieses sogar gewollt, damit ein individueller Kompetenzzuwachs stattfinden und sichtbar werden kann.

Die vielschichtigen Möglichkeiten der inhaltlichen Verknüpfung von Themen untereinander soll genutzt und in anderen Zusammenhängen bereits Gelerntes kann spiralcurricular erweitert und gefestigt werden (vgl. Böttger 2020, S. 75).

Kriterien für aufgabenorientiertes Unterrichten

  • Für Kinder oder gemeinsam mit Kindern bedeutsame und motivierende Themen wählen.
  • Gute Lernaufgaben, die individuell in unterschiedlichen Anforderungsbereichen bearbeitet werden können.
  • Anwendungssituationen für Gelerntes schaffen.
  • Klares Ziel/Transparenz über das zu erstellende Produkt geben.
  • Unterschiedliche Zugänge und Lösungswege nicht nur zulassen, sondern auch herausfordern.

Literatur

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