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Orientierungsbereich (Sprungmarken)

1  Aufgaben und Ziele

1.1 Der Beitrag des Faches Englisch zum Bildungs- und Erziehungsauftrag

Der Englischunterricht in der Grundschule bildet die Grundlage für ein lebenslanges Fremdsprachenlernen und den Erwerb einer Mehrsprachigkeit. Er entwickelt die Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler weiter, in ihren durch sprachliche und kulturelle Vielfalt bestimmten Lebenswelten zu handeln und sich mit der Vielfalt der Kulturen innerhalb und außerhalb des eigenen Landes auseinander zu setzen.

Dabei zielt der Englischunterricht zum einen auf den Erwerb grundlegender elementarer sprachlicher Mittel sowie konkreter kommunikativer Fähigkeiten und Fertigkeiten, die die Schülerinnen und Schüler in konkreten Situationen erproben und festigen können. Auf diesem verlässlichen Sockel sprachlicher Kompetenzen setzen die weiterführenden Schulen mit ihrem Englischunterricht ab Klasse 5 auf und bieten in der Folge weitere Sprachen an.

Zum anderen ist die englische Sprache für die Schülerinnen und Schüler ein „Modell“ für das Sprachenlernen insgesamt. Auf diese Weise wird anhand des Englischen in der Grundschule die Basis gelegt für das lebensbegleitende Sprachenlernen und für die Fähigkeit, neue Lebenswirklichkeiten zu erschließen. Der Englischunterricht öffnet demnach die Tür zur Mehrsprachigkeit und setzt wesentliche Akzente für die sich entwickelnde individuelle Sprachenbiografie.

Um diese Aufgaben zu erfüllen, verfolgt der Englischunterricht die folgenden Leitziele:

  • die Entwicklung von Interesse und Freude am Sprachenlernen und an fremden Lebenswelten,
  • den Erwerb, die Erprobung und die Festigung elementarer sprachlicher Mittel des Englischen,
  • die Bewältigung von einfachen Sprachhandlungssituationen in englischer Sprache,
  • den Erwerb von Lern- und Arbeitstechniken sowie wirkungsvollen Strategien des Sprachenlernens.

 

1.2 Lernen und Lehren

In der Grundschule treffen Kinder mit unterschiedlichen Sprachbiografien aufeinander. Zwei- oder mehrsprachig aufwachsende Kinder lernen Englisch gemeinsam mit Kindern, die in ihren Familien einsprachig mit der deutschen Sprache aufwachsen. Auch innerhalb dieser beiden Gruppen gibt es große Unterschiede bezüglich der Sensibilität und Bewusstheit für Sprache(n), sprachliche Kommunikation und Sprachenlernen.

Wie einzelne Schülerinnen und Schüler sich im Englischunterricht ihr spezifisches Können und Wissen aneignen, hängt ganz wesentlich davon ab, welche (Lern-)Erfahrungen sie bislang gemacht haben und über welche sprachlichen Fähigkeiten und Kenntnisse sie bereits verfügen. Der Englischunterricht ab Klasse 1 muss also Lerngelegenheiten so strukturieren, dass die Schülerinnen und Schüler ihre schon vorhandenen Fähigkeiten und Sprachlernerfahrungen für die Aneignung der neuen Sprache auf individuelle Weise nutzen können.

Um die sprachliche Handlungsfähigkeit vor allem im mündlichen Bereich zu entwickeln und zu fördern, stehen Situationen der Sprachverwendung im Mittelpunkt. Schülerinnen und Schüler erfahren somit schon während des Lernprozesses, dass sie sinnvoll sprachlich handeln und sich auf Englisch wirkungsvoll verständigen können. In diesen konkreten Situationen der Sprachverwendung geht es um Themen aus der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern und um solche, die für sie bedeutsam sind.

Der Aufbau sprachlicher Kompetenz beginnt mit der Entwicklung der rezeptiven Fertigkeiten (Hör- bzw. Hör-/Sehverstehen und zunehmend auch Leseverstehen). Hierzu zählt vor allem die Fähigkeit, Wörter und Wortfolgen sowie Aussagen/Sätze (wieder-) zu erkennen und ihnen im Kontext der jeweiligen Situation Bedeutungen zuzuordnen. Der überwiegend einsprachig geführte Unterricht mit seinen konkreten Situationen sprachlichen Handelns ist dafür die geeignete Lernumgebung.

Wenn Schülerinnen und Schüler ihre rezeptiven Fertigkeiten entwickeln und ein Repertoire sprachlicher Mittel aufbauen sollen, müssen die unterrichtlichen Angebote zum sprachlichen Handeln interessant, authentisch und bedeutungsvoll sein.

Für die Entwicklung der produktiven Fertigkeiten müssen die Schülerinnen und Schüler auch eine aktive sprachhandelnde Rolle übernehmen können. Dies wird möglich, wenn ihnen in einem zunächst überwiegend mündlich geführten Unterricht formelhafte Wendungen für bestimmte Situationen angeboten werden, die sie reproduzierend gebrauchen, auch ohne einzelne Elemente und Strukturen genauer bestimmen zu können. Sehr früh im Spracherwerbsprozess erfahren sie, dass sie die neue Sprache zum „Funktionieren“ bringen können, und sie werden dadurch zu weiteren Lernanstrengungen motiviert.

Es gibt aber auch Grundschulkinder, die diese aktiv handelnde Rolle für eine längere Zeit (silent period) für sich nicht in Anspruch nehmen wollen oder können. Auch diese Kinder machen sich dennoch sprachliche Mittel bewusst und zu eigen. Sie warten mit dem Sprechen, bis sie das Gefühl haben, den Sprechsituationen gewachsen zu sein.

Der Englischunterricht nutzt die natürliche Begeisterung der Kinder für Lieder und Reime und für szenisches Spiel. Diese spielerisch angelegten Arbeitsformen sorgen für einen hohen „Sprachumsatz“ – rezeptiv wie produktiv – und sind für die Verfügbarkeit und für die Festigung von Mustern, insbesondere der Aussprache, äußerst effizient.

Die Schülerinnen und Schüler entwickeln erst allmählich die Fähigkeit zum Umgang mit dem geschriebenen Wort und ein Verständnis für die Beziehung zwischen gesprochener und geschriebener Sprache. Im Fremdsprachenunterricht der Grundschule stehen zunächst die Mündlichkeit, das Erleben der Sprache in authentischen Kontexten und das Sprachhandeln in bedeutungsvollen Situationen im Vordergrund.

Viele Kinder sind bereits zu Schulanfang mit einer Fülle von Wörtern aus dem Englischen vertraut – in Aussprache und teilweise auch in Schriftform. Schriftbilder können zudem eine große Lern- und Merkhilfe sein. Deshalb sollen die Schülerinnen und Schüler – nach vorherigem intensivem mündlichen Üben – allmählich Zugang zu den schriftlichen Erscheinungsformen der neuen Sprache erhalten und schon ab der zweiten Klasse an den Gebrauch von Hilfsmitteln (z. B. bildgestützte children´s dictionaries) herangeführt werden. Fehler, die bei einem ersten risikofreudigen Umgang mit der Schriftsprache entstehen, sind – wenn lehrerseitig behutsam Korrektur und Hilfe im Sinne der Bewusstmachung von Mustern und Strukturen angeboten werden – durchaus produktiv für den kindlichen Spracherwerbsprozess. Später stellen die Lehrkräfte mit der Klasse zunehmend systematische Überlegungen über Merkmale der fremdsprachlichen Schreibung an. Dabei kann sehr wohl auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den Familiensprachen der Kinder hingewiesen werden.

Nach dem Erwerb erster Grundlagen durch Aufbau und Festigung von Aussprachemustern und durch die Verfügbarkeit vorformulierter und ganzheitlich gelernter situativer Redemittel lernen die Kinder zunehmend mit der neuen Sprache in für sie bedeutungsvollen Situationen eigene Redeabsichten zu verwirklichen. Sie nutzen dafür gelernte Inhaltswörter (Nomen, Verben, Adjektive), aber auch Strukturwörter und grundlegende Satzmuster. Bei diesen Konstruktionsmustern verallgemeinern sie ihre Spracherfahrungen und stellen Hypothesen auf, wie Formen und Sätze zu bilden sind. Dabei entstehende „Fehler“ müssen als notwendige Zwischenschritte in den Lernprozessen der Schülerinnen und Schüler angesehen werden. Deshalb sollte der Englischunterricht diese experimentierenden Versuche der Sprachaneignung fördern und durch kindgemäße Reflexion unterstützen – auch wenn dafür in einzelnen Phasen die Schulsprache Deutsch herangezogen wird.

Auf dem Wege des entdeckenden, erprobenden, übenden und handelnden Lernens erschließen sich die Schülerinnen und Schüler die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für die sprachliche Kommunikation unabdingbar sind. Üben und Wiederholen sind eingebettet in sinnvolle Zusammenhänge. Das dauernde Umwälzen des Gelernten geschieht durch aktive Verwendung in relevanten Situationen. Das Lernen erfolgt in einer spiralförmigen Progression, in deren Verlauf die Kinder sich zunehmend von Verstehenshilfen lösen und immer freier über fremdsprachliche Mittel verfügen. Der strukturierende und konstruierende Umgang mit der englischen Sprache entwickelt sich also konsequent aus den aufnehmenden und reproduzierenden Aktivitäten.

Dem Erwerb von Lern- und Arbeitstechniken im Englischunterricht der Grundschule kommt ein doppelter Stellenwert zu: Zum einen führt er zu größerer Effizienz und Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler beim Erwerb von sprachlichen Mitteln, kommunikativen Fertigkeiten und Strategien. Zum anderen werden damit Grundlagen gelegt, auf die bei der Fortführung des Englischunterrichts in der Sekundarstufe I und beim Lernen weiterer Sprachen zurückgegriffen werden kann.

 

1.3 Orientierung an Kompetenzen

Der Lehrplan für das Fach Englisch benennt in Kapitel 2 verbindliche Bereiche und Schwerpunkte und ordnet ihnen in Kapitel 3 Kompetenzerwartungen zu.

Diese legen auf der Ebene der Sach- und Methodenkompetenzen verbindlich fest, welche Leistungen von den Schülerinnen und Schülern am Ende der Schuleingangsphase und am Ende der Klasse 4 im Fach Englisch erwartet werden. Sie weisen die anzustrebenden Ziele aus und geben Orientierung für die individuelle Förderung. Die Kompetenzerwartungen konzentrieren sich auf zentrale fachliche Zielsetzungen des Englischunterrichts.

Die Orientierung an Kompetenzen bedeutet, dass der Blick auf die Lernergebnisse gelenkt, das Lernen auf die Bewältigung von Anforderungen ausgerichtet und als kumulativer Prozess organisiert wird.

Schülerinnen und Schüler haben fachbezogene Kompetenzen ausgebildet,

  • wenn sie zur Bewältigung einer Situation vorhandene Fähigkeiten nutzen, dabei auf vorhandenes Wissen zurückgreifen und sich benötigtes Wissen beschaffen,
  • wenn sie die zentralen Fragestellungen eines Lerngebietes verstanden haben und angemessene Lösungswege wählen, 
  • wenn sie bei ihren Handlungen auf verfügbare Fertigkeiten zurückgreifen und ihre bisher gesammelten Erfahrungen in ihre Handlungen mit einbeziehen.
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