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1 Aufgaben und Ziele des Faches

Gegenstand der Fächer im mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeld (III) sind die empirisch erfassbare, die in formalen Strukturen beschreibbare und die durch Technik gestaltbare Wirklichkeit sowie die Verfahrens- und Erkenntnisweisen, die ihrer Erschließung und Gestaltung dienen.

Naturwissenschaft und Technik prägen unsere Gesellschaft in allen Bereichen und bilden heute einen bedeutenden Teil unserer kulturellen Identität. Die Ernährungswissenschaft versteht sich in Anlehnung an die Naturwissenschaften als eine theoriegeleitete empirische Wissenschaft, die jedoch durch einen ausgeprägten interdisziplinären Zugriff, u.a. mit biochemischen, medizinischen und ökologischen sowie gesellschafts- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven gekennzeichnet ist. Sie verfolgt die Ziele, ernährungswissenschaftliche Prozesse zu erfassen und zu modellieren.

Im Rahmen der von allen Fächern zu erfüllenden Querschnittsaufgaben tragen insbesondere auch die Fächer des mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeldes im Rahmen der Entwicklung von Gestaltungskompetenz zur kritischen Reflexion geschlechter- und kulturstereotyper Zuordnungen, zur Werteerziehung, zur Empathie und Solidarität, zum Aufbau sozialer Verantwortung, zur Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft, zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, auch für kommende Generationen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, und zur kulturellen Mitgestaltung bei. Darüber hinaus leisten sie einen Beitrag zur interkulturellen Verständigung, zur interdisziplinären Verknüpfung von Kompetenzen, auch mit gesellschaftswissenschaftlichen und sprachlich-literarisch-künstlerischen Feldern, sowie zur Vorbereitung auf Ausbildung, Studium, Arbeit und Beruf.

Besondere Ziele der Ernährungswissenschaften

Die engen Beziehungen zwischen Ernährung, Gesundheitszustand, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit des Menschen stehen im Mittelpunkt der Ernährungslehre, die sich im Wesentlichen an den Aufgaben und Zielen der Ernährungswissenschaft orientiert.

Die Ernährungswissenschaft macht physiologische Vorgänge über die menschliche Wahrnehmung hinaus messbar und quantifizierbar und stellt gefundene Zusammenhänge als Gesetzmäßigkeiten dar. Sie liefert übergreifende Theorien sowie Modelle zur Vorhersage der Ergebnisse von Wirkungszusammenhängen und zur Erklärung und Beschreibung physiologischer und ernährungsökologischer Abläufe. Darüber hinaus zeigt sie Kriterien für die Beurteilung ernährungsrelevanter Systeme und Entwicklungen auf. Die Beschreibung von Prozessen in einer exakten Fachsprache, das zielgerichtete, ergebnisorientierte Überprüfen von Hypothesen durch Studien und Experimente [1] sowie das logische Schließen und Argumentieren spielen eine besondere Rolle. Kennzeichnend sind die Mehrdimensionalität und Komplexität im Bereich Ernährung, die ein multiperspektivisches Denken erfordern, sowie die Fähigkeit, die Methoden der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung anzuwenden, Erkenntnisse zu strukturieren, zu kommunizieren und Bewertungen vorzunehmen.

Ziele eines wissenschaftlich fundierten Ernährungsbewusstseins und -handelns

Ernährungswissenschaftliche Kompetenzen ermöglichen ein Verständnis der komplexen Beziehungen zwischen Ernährung, Gesundheitszustand, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit des Menschen sowie den individuellen, sozialen, kulturellen und materiellen Faktoren, die darauf Einfluss nehmen. Sie ermöglichen eine aktive Teilhabe an Kommunikation, Meinungsbildung und Entscheidungsfindung zu individuellen und gesellschaftlichen Problemen der Ernährung. Sie tragen deshalb zu einer vertieften Allgemeinbildung bei.

Die übergreifende fachliche Kompetenz eines wissenschaftlich fundierten Ernährungsbewusstseins und -handelns besteht vor allem darin, die besonderen Denk- und Arbeitsweisen der Ernährungswissenschaften und deren Entstehung zu verstehen und diese für Problemlösungen und die Erweiterung des eigenen Wissens zu nutzen. Sieumfasst Fähigkeiten, konzeptionelles Wissen und methodische Fertigkeiten anzuwenden, um spezifische Fragestellungen, Probleme und Problemlösungen zu erkennen, Phänomene mit theoretischen und experimentellen Methoden systematisch zu untersuchen sowie gestützt durch Daten oder andere Belege Schlussfolgerungen zu ziehen und, darauf basierend, überzeugend zu argumentieren und rationale Entscheidungen zu treffen. Die übergreifende fachliche Kompetenz findet außerdem ihren Ausdruck in der Bereitschaft, sich reflektierend und gestaltend mit Problemen der Ernährung auseinanderzusetzen.

Der vorliegende Kernlehrplan des Fachs Ernährungslehre beschreibt die Kompetenzen, die als Ergebnis des Unterrichts in der gymnasialen Oberstufe für ein wissenschaftlich fundiertes Ernährungsbewusstsein und ?handeln als unerlässlich angesehen werden.

Ernährungslehreunterricht in der gymnasialen Oberstufe

Das Fach Ernährungslehre knüpft an die in den naturwissenschaftlichen Fächern sowie bei einem Teil der Schülerinnen und Schüler an die in Arbeitslehre/Hauswirtschaft bzw. Ernährungslehre in der Sekundarstufe I erworbenen Erkenntnisse und Kompetenzen an. Das Fach vermittelt neben grundlegenden Kenntnissen und Qualifikationen Einsichten in komplexere biochemische, physiologische und ernährungsökologische Prozesse sowie für das Fach typische Herangehensweisen an Aufgaben und Probleme. Dazu lernen Schülerinnen und Schüler zunehmend selbstständig ernährungswissenschaftliche Sichtweisen kennen und erfahren Möglichkeiten und Grenzen einer wissenschaftlichen Arbeitsweise. Sie intensivieren die quantitative Erfassung ernährungswissenschaftlicher Phänomene, präzisieren Modellvorstellungen und thematisieren Modellbildungsprozesse, die auch zu einer umfangreicheren Theoriebildung führen. Die Betrachtung und Erschließung von komplexen Ausschnitten der Lebenswelt unter ernährungswissenschaftlichen Aspekten erfordert von ihnen in hohem Maße Kommunikations- und Handlungsfähigkeit. Zur Erfüllung dieser Aufgaben und zum Erreichen der Ziele vermittelt der Ernährungslehreunterricht in der gymnasialen Oberstufe fachliche und fachmethodische Inhalte unter Berücksichtigung von Methoden und Formen selbstständigen und kooperativen Arbeitens.Unterschiedliche, auch geschlechtsspezifisch geprägte Herangehensweisen, Interessen, Vorerfahrungen und fachspezifische Kenntnisse sind angemessen zu berücksichtigen.Das Lernen in Kontexten, die durch die Lehrkräfte vor Ort festgelegt werden, ist verbindlich.Lernen in Kontexten bedeutet, dass Fragestellungen aus der Praxis der Forschung, technische und gesellschaftliche Fragestellungen und solche aus der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler den Rahmen für Unterricht und Lernprozesse bilden. Dafür geeignete Kontexte beschreiben reale Situationen mit authentischen Problemen, deren Relevanz auch für Schülerinnen und Schüler erkennbar ist und die mit den zu erwerbenden Kompetenzen gelöst werden können.

Aufgabe der Einführungsphase ist es, Schülerinnen und Schüler auf einen erfolgreichen Lernprozess in der Qualifikationsphase vorzubereiten. Wesentliche Ziele bestehen darin, neue fachliche Anforderungen der gymnasialen Oberstufe, u.a. bezüglich einer verstärkten Formalisierung, Systematisierung und reflexiven Durchdringung sowie einer größeren Selbstständigkeit beim Erarbeiten und Bearbeiten fachlicher Fragestellungen und Probleme zu verdeutlichen und einzuüben. Dabei ist es notwendig, die im Unterricht der Sekundarstufe I erworbenen Kompetenzen zu konsolidieren und zu vertiefen, um eine gemeinsame Ausgangsbasis für weitere Lernprozesse zu schaffen. Insbesondere in dieser Phase ist eine individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern mit teilweise heterogenen Bildungsbiographien von besonderer Bedeutung.

In der Qualifikationsphase findet der Unterricht im Fach Ernährungslehre in einem Kurs auf grundlegendem Anforderungsniveau (Grundkurs) oder einem Kurs auf erhöhtem Anforderungsniveau (Leistungskurs) statt. Die Anforderungen in den beiden Kursarten unterscheiden sich nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ.

Im Grundkurs erwerben Schülerinnen und Schüler eine wissenschaftspropädeutisch orientierte Grundbildung. Sie entwickeln die Fähigkeit, sich mitgrundlegenden Fragestellungen, Sachverhalten, Problemkomplexen und Strukturen des Faches Ernährungslehre auseinanderzusetzen. Sie machen sich mit wesentlichen Arbeits- und Fachmethoden sowie Darstellungsformen des Faches vertraut und können in exemplarischer Form Zusammenhänge im Fach und mit anderen Fächern herstellen undproblembezogen nutzen.Der Unterricht auf grundlegendem Anforderungsniveau unterstützt durch lebensweltliche Bezüge die Einsicht in die Bedeutung des Faches und trägt durch die Vermittlung und Förderung von fachlichen Kompetenzen zur Selbstständigkeit der Lernenden bei.

Im Leistungskurs erweitern Schülerinnen und Schülerdie oben beschriebenen Fähigkeiten im Sinne einer systematischeren, vertieften und reflektierten wissenschaftspropädeutisch angelegten Arbeitsweise. Im Vergleich zum Grundkurswirddabei durch die differenzierte und stärker vernetzte Bearbeitung von Inhalten, Modellen und Theorien die Komplexität des Faches deutlicher. Schülerinnen und Schüler beherrschen Arbeits- und Fachmethoden in einer Weise, die ihnen selbstständiges Anwenden, Übertragen und Reflektieren in variablen Situationen ermöglicht. Dabei gelingt ihnen eine zielgerichtete und souveräne Vernetzung von innerfachlichen Teilaspekten, aber auch von verschiedenenfachlich relevanten Disziplinen.

In beiden Kurstypen finden Aspekte einer vertieften Allgemeinbildung, Wissenschaftspropädeutik und Studierfähigkeit sowie Berufsorientierung Berücksichtigung. Eine wissenschaftlich-professionelle Perspektive steht im Vordergrund. Schülerinnen und Schüler sollen zudem während der gesamten Einführungs- und Qualifikationsphase in ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung individuelle Förderung erfahren und entsprechende Kompetenzen erwerben, die sie in ihrer Weiterentwicklungzu sozialen, studier- und berufsfähigen Individuen unterstützen. Somit können sie aktiv und verantwortungsbewusst an ihrer persönlichen Lebensgestaltung mitwirken.


[1] Die Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht an allgemeinbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen (RISU-NRW) sind zu beachten.

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