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Qualifikationsphase Q2, Leistungskurs, fortgeführte Fremdsprache: Unterrichtsvorhaben II

Qualifikationsphase Q 2, Leistungskurs, fortgeführte Fremdsprache: Unterrichtsvorhaben II

Thema: Vom Mythos zum Logos: Die Zeit der pax Augusta als 'Entelchie' der Geschichte Roms?

Textgrundlage: Ovid, MetamorphosenI 1-88 (Kosmogonie und Schöpfung)

Ovid, MetamorphosenI 89-151; 151-243 (in Auszügen)

Ovid, MetamorphosenXV 60-478 (in Auszügen): 60-74; 74-164; 165-172; 176-185; 199-213; 214-251; 418-452; 453-479

Ovid, MetamorphosenXV 745-870 (in Auszügen): 745-767; 779-798;799-842; 843-851

optional Ovid, MetamorphosenXV 560-621 (in Auszügen)

Inhaltsfelder:

Römische Geschichte und Politik

Staat und Gesellschaft

Welterfahrung und menschliche Existenz

Römisches Philosophieren

Antike Mythologie, römische Religion und Christentum

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Politische und gesellschaftliche Wirklichkeit in individueller Wahrnehmung
  • Politische, soziale und ökonomische Strukturen des römischen Staates
  • Romidee und Romkritik
  • Sinnfragen menschlicher Existenz
  • Ethische Normen und Lebenspraxis
  • Römische Werte
  • Der Mythos und seine Funktion
  • Römische Göttervorstellungen und ihre Bedeutung für den römischen Staat, seine Herrscher und das Imperium Romanum

Zeitbedarf: 60 Std.

Übergeordnete Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler können

Textkompetenz:

  • anhand textsemantischer und textsyntaktischer Merkmale eine begründete Erwartung an Inhalt und Struktur der Texte formulieren,
  • textadäquat auf der Grundlage der Text-, Satz- und Wortgrammatik dekodieren,
  • Originaltexte sprachlich richtig und sinngerecht rekodieren und ihr Textverständnis in einer in Einzelfällen auch wirkungsadäquaten Übersetzung dokumentieren,
  • verschiedene literarische Übersetzungen desselben Primärtextes vergleichen und dazu wertend Stellung nehmen,
  • lateinische Texte unter Beachtung der Quantitäten, der sinntragenden Wörter und Wortblöcke sowie des Versmaßes als Nachweis ihres Textverständnisses vortragen,
  • Originaltexte anhand immanenter Kriterien im Hinblick auf Inhalt, Aufbau, gedankliche Struktur und formal-ästhetische Gestaltung (sprachliche, metrische, stilistische und kompositorische Gestaltungsmittel) selbstständig analysieren und den Zusammenhang von Form und Funktion nachweisen,
  • ausgewählte lektürerelevante Versmaße metrisch analysieren,
  • gattungstypologische Merkmale nachweisen und in ihrer Funktion erläutern,
  • lateinische Texte mit Hilfe unterschiedlicher Interpretationsansätze (historisch, biographisch, soziologisch) vertieft interpretieren,
  • lateinisches Original und Rezeptionsdokumente aus verschiedenen Rezeptionsepochen vergleichen und exemplarisch Gründe für unterschiedliche Rezeptionen erläutern,
  • im Sinne der historischen Kommunikation zu den Aussagen lateinischer Texte und ihrer Rezeption differenziert Stellung nehmen.

Sprachkompetenz:

  • die Form und Funktion lektürespezifischer Elemente der Morphologie und Syntax (z.B. mit Hilfe einer Systemgrammatik) erläutern und auf dieser Grundlage auch komplexe Satzstrukturen selbstständig analysieren,
  • die Fachterminologie korrekt und differenziert anwenden,
  • auf der Grundlage komparativ-kontrastiver Sprachreflexion die Ausdrucksmöglichkeiten in der deutschen Sprache auf den Ebenen der Idiomatik, der Struktur und des Stils differenziert und reflektiert erläutern,
  • Fremdwörter, Termini der wissenschaftlichen Sprache sowie sprachverwandte Wörter in anderen Sprachen erläutern und sie sachgerecht und differenziert verwenden,
  • ihren Wortschatz themen- und autorenspezifisch erweitern und sichern,
  • kontextbezogen unbekannte Wörter, spezifische Bedeutungen und grammatische Eigenschaften selbstständig mit Hilfe eines zweisprachigen Wörterbuchs ermitteln,
  • ihr grammatisches Strukturwissen zur Erschließung analoger Strukturen und zur Erfassung der Grundaussagen von Texten in weiteren Fremdsprachen anwenden.

Kulturkompetenz:

  • themenbezogen Aspekte der antiken Kultur und Geschichte und deren Zusammenhänge differenziert und strukturiert erläutern,
  • die vertieften und systematisierten Kenntnisse der antiken Kultur für die Erschließung und Interpretation anwenden,
  • exemplarisch Kontinuität und Diskontinuität zwischen Antike und Gegenwart aufzeigen und deren Bedeutung vor dem Hintergrund der kulturellen Entwicklung Europas erläutern,
  • sich mit Denkmodellen und Verhaltensmustern der Antike unter Bezugnahme auf ihre eigene Gegenwart vertieft auseinandersetzen und eigene Standpunkte entwickeln.

Vorhabenbezogene Konkretisierung

Unterrichtssequenzen

Zu entwickelnde Kompetenzen

Vorhabenbezogene Absprachen / Anregungen

Sequenz 1: Der Mythos in politischer Funktion: Kosmos und Imperium

Vom Chaos zum Kosmos

  • Proömium - imperiale Dimension der Universalgeschichte (carmen perpetuum et deductum)
  • Kosmogonie: Chaos als Urzustand (discordia)
  • Vier Elementen-Lehre – Schöpfung als Trennung und Ordnung der Grundelemente (concordia)
  • Die physikalische und die biologische Schöpfung
  • politische Implikationen der Kosmogonie: Der Ordnung stiftende Gott als Anspielung auf den Friedensstifter Augustus (pax Augusta)?
  • die individuelle Wahrnehmung und Bewertung des politischen und gesellschaftlichen Systems (res publica oder Prinzipat) durch einen Autor exemplarisch erläutern,
  • philosophische Antworten auf Sinnfragen der menschlichen Existenz (Glück, Freiheit, Schicksal, Leiden, Tod) herausarbeiten und deren Bedeutung für die eigene Lebenswirklichkeit beurteilen,
  • den Mythos als eine Form der Welterklärung erläutern,
  • die Funktion von Mythos und Religion im Staat exemplarisch beschreiben und erläutern.
    • Reaktivierung des Vorwissens der SuS (EPh): Funktion und konstitutive Merkmale eines Proömiums (Skript verfügbar im virtuellen Klassenraum)
    • arbeitsteilige Gruppenarbeit oder Hausaufgabe: Vergleich mit kosmogonischen Vorlagen (Intertextualität), z.B.

a) Hesiod, Theogonie

b) Homer, Ilias 18, 483ff. (Schildbeschreibung)

c) Lukrez, De rerum natura V 416-508; 780-1457

  • Arbeitsblatt: „Topik der antiken Darstellungen des Herrscherhandelns“ (verfügbar im virtuellen Klassenraum)
  • Vergleich mit Staatsmanngleichnis in der Aeneis (Vergil, Aeneis I 148-153)
  • Sachbuch: Zusammenstellung der Kennzeichen der Repräsentationskunst der augusteischen Zeit
  • Vergleich mit Ikonographie der Primaporta-Statue des Augustus: imperialer Herrschaftsanspruch über den gesamten mundus [F http://viamus.uni-goettingen.de/fr/sammlung/ab_rundgang/q/11/06; detaillierte Beschreibung der Bildelemente des Brustpanzers: http://www.mbradtke.de/augustus/augustus01.htm]
  • Schülerimpuls: moderne Urknall-Theorien (ggf. in fachübergreifender Kooperation mit dem Physik-Unterricht)
  • projektbezogenes Vorhaben: Vergleich mit Schöpfungsmythen aus anderen Kulturkreisen

Der Mensch als "Krone der Schöpfung"

    • Wesensbestimmung des Menschen:

a) theologische Antwort: Gotteseben-bildlichkeit des Menschen ("divino semine")

b) naturphilosophische Antwort: "semina caeli"

c) mythologische Antwort: "satus Iapeto"

  • qualitativer Unterschied zwischen Mensch und Tier: "Ob sich der Mensch als Geschöpf Gottes versteht oder als arrivierten Affen, wird einen deutlichen Unterschied in seinem Verhalten [...] ausmachen." (Arnold Gehlen)
  • Schöpfungsauftrag des Menschen
    • Maßnahmen der Binnendifferenzierung: arbeitsteilige Erarbeitung

a) Vergleich mit Genesis (1. Moses 1,1-30): Schöpfungsauftrag des Menschen

b) Exkurse zur modernen Anthropologie, z.B. Arnold Gehlen, Der Mensch, seine Natur und seine Stellung in der Welt; Max Scheler, Die Stellung des Menschen im Kosmos

Sequenz 2:Ovid und die augusteische Herrschaftslegitimation: Augustus als "vindex libertatis"?

Früher war alles besser: Die "gute alte Zeit"

  • Paradiesvorstellungen
  • Die "aurea aetas" als archetypische Vorstellung des Menschen
  • Verhältnis des Menschen zur Natur, zu den Mitmenschen und zu den Göttern
  • Funktion des Darstellungsprinzips "ex negativo"
  • Beispiele für Rezeption
  • zentrale politisch-ethische Leitbegriffe der Römer erläutern und ihre Bedeutung für römisches Selbstverständnis exemplarisch nachweisen,
  • zentrale Inhalte antiker Mythologie in ihrem literarischen Kontext erläutern und mit Beispielen für ihr Fortwirken vergleichen,
  • den Mythos als eine Form der Welterklärung erläutern.
  • die gesellschaftlichen Schichten, die politischen Organe, die rechtlichen und sozialen Verhältnisse des römischen Staates in Republik und Kaiserzeit erklären,
  • die Bedeutung von Recht und Gerechtigkeit im Staat erläutern und den Zusammenhang zwischen diesen Vorstellungen und dem ethisch-religiös begründeten Sendungs-gedanken der Römer nachweisen,
  • zentrale Ereignisse der römischen Geschichte strukturiert darstellen und in den historischen Kontext einordnen,
  • exemplarisch anhand ausgewählter Aspekte römischer Kunst oder Architektur ihre repräsentative Funktion für Kaiser und Staat erläutern
  • die individuelle Wahrnehmung und Bewertung des politischen und gesellschaftlichen Systems (res publica oder Prinzipat) durch einen Autor exemplarisch erläutern.
  • die Funktion von Dichtung als Darstellungsform zentraler politischer Ideen erläutern und den Zusammenhang zwischen Dichtung und politischem Engagement nachweisen,
  • die Funktion von Mythos und Religion im Staat exemplarisch beschreiben und erläutern.
  • Arbeitsblatt „Zusammenstellung zu zentralen politischen und ethischen Leitbegriffen der Römer“ (verfügbar im virtuellen Klassenraum)
  • Der moralische Zerfall - deszendente Entwicklungslinie des Menschen
  • Die deszendente Entwicklungslinie: Vom Goldenen über das Silberne und Bronzene zum Eisernen Zeitalter; naturphilosophische und moralische Implikationen
  • Der Fluch der Technik - Das Eiserne Zeitalter (als Anknüpfung zur Zeitgeschichte Ovids)
  • Verhältnis des Menschen zur Natur, zu den Mitmenschen und zu den Göttern
  • Ovid - Kulturoptimist oder Kulturpessimist?: Hochschätzung des cultus als Gegenteil der rusticitas
  • Arbeits- und Sozialformen: Bearbeitung der einzelnen Weltzeitalter in Form einer arbeitsteiligen Gruppenarbeit
  • Schülerarbeit zum historisches Hintergrundwissen: Von der Republik zum Prinzipat, speziell: Die römischen Bürgerkriege

Ovid und die Restaurationspolitik des Augustus - unpolitische Distanz oder Opposition?

  • Selbstverständnis des Augustus und seiner Politik: ara pacis Augustae[1]; ggf. momumentum ancyranum
  • Der princeps als "vindex libertatis" in der aurea aetas
  • Der Zeitbezug der ferrea aetas: Motive wie amor habendi, avaritia und rabies belli als Kategorien der Bürgerkriegsdarstellungen und der Landanweisungen
  • Ovids Kritik an Augustus' Goldzeitkonzeption
    • Methodentraining: Wissenschaftspropädeutik, i.e.S. Umgang mit wissenschaftlicher Sekundärliteratur zur augusteischen Herrschaftsprogrammatik", z.B. Ulrich Schmitzer, Zeitgeschichte in Ovids Metamorphosen (1990), S. 39-51
    • Numismatik: Silbermedaillions mit der Legende "IMP CAESAR DIVI F COS VI LIBERTATIS P R VINDEX"
    • optional: Vergleich mit Parallelstellen/ literarischen Vorlagen

Ovid, Ars amatoria II 275-278

Vergil, Georgica II 513-540: Gegensatz zwischen einstiger Goldener Zeit und jetziger Eiserner Zeit

Vergil, Aeneis VI 791-794

  • Vergleich mit Beginn des monumentum ancyranum 1: rem publicam a dominatione factionis oppressam in libertatem vindicavi (ggf. in bilingualer Textversion)

Die politische Dimension kosmologischer Darstellung - Die Gigantomachie

  • Iuppiter tonans: göttliche Suprematie über die Naturgewalten und deren Bedrohung
  • strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen Götterhimmel und politischem System des Prinzipats
  • Gleichnis: Vergleich zwischen Augustus und Iuppiter (Met. I 200-205), z.B. kosmische Ausweitung des pater patriae-Begriffs
  • Zusammenhang zwischen Darstellung Iuppiters und Religionspolitik des Augustus
  • Vergleich mit „Gigantomachie“ in Vergils Aeneis: Vergil, Aeneis I 81-156 (Beschreibung des Seesturms); Staatsmanngleichnis; Götterversammlung: Vergil, Aeneis X 1-117
  • Arbeitsblatt: "Gattungsmerkmale eines (Herrscher-) Panegyrikos" und "Topik antiker Herrscher-Panegyrik"

Sequenz 3: "Omnia mutantur, nihil interit" – Die Frage nach dem Bleibenden in einer sich ständig verändernden Welt

Pythagoras - ein typischer Vorsokratiker (Met. XV 60-74)?

  • carmen perpetuum: Einordnung der Pythagoras-Rede in Bücherkomplex XII-XV (historische Zeit), i.e.S. Friedenskönig Numa Pompilius als Vorverweis auf die pax Augusta
  • Vom Mythos zum Logos: Kennzeichen der vorsokratischen Philosophie, i.e.S. Pythagoras und die Pythagoreer
  • naturphilosophische Philosopheme der pythagoreischen Philosophie (περὶ κόσμου καὶ περὶ φύσεως)
  • Ovid als Neupythagoreer?: Frage nach Originalität der pythagoreischen Lehren
  • Die Pythagoras-Rede: Ein Lehrgedicht in einem universalen Rahmen
  • Grundbegriffe und zentrale Inhalte der pythagoreischen Philosophie strukturiert und differenziert darstellen und ihre Bedeutung für das römische Philosophieren erläutern,
  • philosophische Antworten auf Sinnfragen der menschlichen Existenz (Glück, Freiheit, Leiden, Schicksal, Tod) herausarbeiten und deren Bedeutung für die eigene Lebenswirklichkeit beurteilen,
  • den Mythos als eine Form der Welterklärung erläutern.
  • Empfehlungen zu einer sittlichen Lebensführung erläutern und deren Anwendbarkeit für Individuum und Gesellschaft beurteilen,
  • wichtige Kerngriffe der römischen Religion (u.a. Kult, pietas, Sühnemaßnahmen, Opferhandlungen) im historischen Kontext erklären,
  • die Funktion von Mythos und Religion im Staat exemplarisch beschreiben und erläutern.
  • die mythologische Begründung der römischen Herrschaft, Ausprägung des Sendungsgedankens und Gründe für Aufstieg und Niedergang des Imperium Romanum herausarbeiten und die Anwendbarkeit von Erklärungsmodellen auf andere historische Zusammenhänge prüfen.
  • Skript zu Kernbegriffen und zentralen Themen der pythagoreischen Philosophie, vgl. Franz Eckstein, Abriß der griechischen Philosophie, Frankfurt am Main 61974, S. 18-22
  • Übersicht über den formalen Aufbau der Metamorphosen und deren thematisches Gliederungsprinzip, vgl. Franz Bömer, P. Ovidius Naso, Metamorphosen. Kommentar, Buch XIV-XV, Heidelberg 1986, S. 272
  • Kennzeichen eines Lehrgedichts; (hier) Dichter: Pythagoras; Adressat: Numa
  • Einbezug originalsprachlicher Fragmente zu Leben und Lehre des Pythagoras, z.B:

Empedokles fr. 129, Porphyrios, Vita Pythagorae 30

Xenophanes fr.21 B 7, Diogenes Laertius VIII, 36

Aristoteles fr. 195, Diogenes Laertius VIII 34-35 (DK 58 c3)

Porphyrios, Vita Pythagorae 19 (DK 14, 8a)

  • Schülerreferate als Maßnahme der Binnendifferenzierung: literarische Vorlagen der Pythagoras-Rede

Lukrez, De rerum natura , z.B. Vorlage für Kosmogonie Ovid, Met. XV 67-72

Vergil, Aeneis I 740-746; VI: Kosmologie; Philosophie, Reinkarnation, Ausblick auf die römische Geschichte

Ehrfurcht vor dem Leben: Pythagoras als erster Tierschutzaktivist (Met. XV 74-164)

  • Herrschaft des Saturn: Goldenes Zeitalter und Tierfrieden
  • Legitimation der Tötung von Tieren - im Namen der Götter?
  • Römische Religion und Kult: Opferpraxis
  • Das Vegetarismus-Gebot
  • Pythagoras' Seelenauffassung: Metempsychose und Todesfurcht
  • Ovid und die augusteische Propaganda der Wiederkunft der aurea saecula
  • Intertextualität: Vergleich mit Darstellung der aurea aetas im Weltaltermythos (Ovid, Met. I 149ff.)
  • realienkundlicher Exkurs: "Römische Religion und Kult" (Sachbuch)
  • produktionsorientierte Aufgabe, z.B. Brief des Pythagoras bspw. an einen Politiker im Ressort Ernährung, Verbraucherschutz
  • Einbezug der Anekdote: Xenophanes 21 B 7 [Diog. VIII 36]: καί ποτέ μιν στυφελιζομένου σκύλακος παριόντα φασὶν ἐποικτῖραι καὶ τόδε φάσθαι ἔπος· "παῦσαι μηδὲ ῥάπιζ’, ἐπεὶ ᾖ φίλου ἀνέρος ἐστίν ψυχή, τὴν ἔγνων φθεγξαμένην ἀίων." (Metempsychose)
  • Exkurs zu modernen Begründungen des Vegetarismus
  • [F Informationen z.B. unter: http://www.peta.de/web/veggie.486.html]
  • Buchvorstellung Jonathan Safran Foer, Tiere essen, Fischer Stuttgart 32012 (dt. Übersetzung)

"Omnia mutantur, nihil interit" – Die Frage nach dem Bleibenden in einer sich ständig verändernden Welt (Met. XV 165-172; 176-185; 199-213; 214-251)

  • Mutationslehre/ Die Universalität der Verwandlung (Prinzip der Metamorphose)
  • Πάντα ῥεῖ: Zeit, Jahreszeiten, Menschenalter
  • Vergleich zwischen Ovids Konzept der Metamorphose und Pythagoras' Wandlungslehre
  • Ovid als vates
  • Exkurs zur griechischen Philosophie: Verhältnis zwischen Sein und Werden, z.B. Heraklit, Parmenides, Platon
  • Schülerarbeit (als Maßnahme der Binnendifferenzierung): Lehre des griechischen Vorsokratikers Heraklit und Vergleich mit Darstellung der heraklitischen Lehre im Lehrvortrag des Pythagoras
  • Arbeits- und Sozialformen: arbeitsteilige Erarbeitung des Metamorphosen-Themas (Jahreszeiten, Menschenalter; optional: Elemente, geologische und zoologische Veränderungen)

Politische Evolutionslehre (Met. XV 418-452)

  • geschichtsphilosophischer Exkurs: Verwandlung von Völkern und Städten
  • a) deszendente Entwicklungslinie: Niedergang von Troja, Sparta, Theben, Athen
  • b) aszendente Entwicklungslinie: Aufstieg von Rom und Verwandlung durch Wachstumsprozess („formam crescendo mutat“, V. 434)
  • Funktion der Prophezeiung des trojanischen Sehers Helenus und ihre literarische Vorlage: Geschichte Roms von ihren Anfängen bis zur Herrschaft und Apotheose des Augustus
  • Funktion Roms als τέλος der geschichtlichen Entwicklung: Deutung Roms als Troia resurgens und domina rerum; Herrschaft des Augustus als Höhepunkt der Verwandlung
  • Lehrer-/SuS-Vortrag oder Skript oder ähnliches zur Augusteischen Herrschaftsprogrammatik: Wiederkehr der aurea saecula, z.B. Detlef Urban, Die augusteische Herrschaftsprogrammatik in Ovids Metamorphosen (2005), S. 89-98
  • Materialien zur Vertiefung: literarische Vorlagen (Intertextualität)
  • Prophezeiung des Helenus (Vergil, Aeneis III 374ff.)
  • Heldenschau (Vergil, Aeneis VI 722ff.)

Sequenz 4: Die Apotheose Caesars: Panegyrik oder Parodie?

Caesars Divinisation als pragmatisches Kalkül (Met. XV 745-761)

  • Ringkomposition: Einlösung des Versprechens des Proömiums, i.e.S. Bezug zur Zeitgeschichte ("deducite carmen perpetuum ab prima origine mundi ad tempora mea")
  • Destruktion der politisch- militärischen Bedeutung Caesars (Triumphe e[x] Gallia, ex Aegypto, e[x] Ponto, ex Africa)
  • Gründe für Divinisation Caesars: Caesar als (Adoptiv-) Vater des divi filius; Diskrepanz zwischen Ovids Betonung der leibhaftigen Vaterschaft und der historischen Realität der Adoption
  • die gesellschaftlichen Schichten, die politischen Organe, die rechtlichen und sozialen Verhältnisse des römischen Staates in Republik und Kaiserzeit in ihren Grundzügen darstellen,
  • zentrale Ereignisse der römischen Geschichte in ihren wesentlichen Zügen strukturiert darstellen (2. Jh. v. bis 2. Jh. n. Chr.),
  • die mythologische Begründung der römischen Herrschaft, Ausprägung des Sendungsgedankens und Gründe für Aufstieg und Niedergang des Imperium Romanum herausarbeiten und Kausalzusammenhänge erläutern,
  • exemplarisch anhand ausgewählter Aspekte römischer Kunst und Architektur die repräsentative Funktion für Kaiser und Staat beschreiben,
  • die Funktion von Dichtung als Darstellungsform zentraler politischer Ideen erläutern und den Zusammenhang zwischen Dichtung und politischen Engagement nachweisen,
  • wichtige Kernbegriffe der römischen Religion (u.a. Kult, pietas, Sühnemaßnahmen, Opferhandlungen) im historischen Kontext erklären,
  • die Funktion von Mythos und Religion im Staat exemplarisch beschreiben und erläutern.
  • die individuelle Wahrnehmung und Bewertung des politischen und gesellschaftlichen Systems (res publica und Prinzipat) durch einen Autor exemplarisch erläutern.

§ Schülerarbeit: Gaius Iulius Caesar - politisches Wirken und militärische Erfolge

oder

  • DVD-Dokumentation "Cäsars Spiel um die Macht" (BBC 2006) o.Ä.
  • Arbeitsblatt „Gattungsmerkmale eines (Herrscher-) Panegyrikos“ (verfügbar im virtuellen Klassenraum)

Die Götter und das Fatum (Met. XV 745-767; 779-798; 799-842; 843-851)

  • Venus, Stamm-Mutter des iulischen Hauses (genetrix Caesaris), als Fürsprecherin Caesars
  • Reaktion der Götter auf den Appell der Venus: Funktion von Prodigien; Verhältnis Götter - Fatum
  • Verkündigungen Iuppiters: Darstellung des Augustus als fortissimus ultor und als iustissimus auctor
  • Apotheose Caesars in Form eines Katasterismos : Metamorphose in einen Stern
    • Arbeitsblatt „Merkmale und Charakteristika der Parodie", ggf. in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Deutsch (verfügbar im virtuellen Klassenraum)
    • Materialien zur Vertiefung (Intertextualität):

Vergil, Aeneis I 229-296 (Gespräch zwischen Venus und Iuppiter)

Aeneis X 28-62

als literarische Vorlagen

  • Einführung wichtiger Topoi der Prinzipatsideologie: unus, onus, ultio
  • Einführung zentraler Aspekte der Kaiseridee: Augustus als "Retter vor dem Bürgerkrieg, als Triumphator, Weltherrscher, Friedensbringer, Vollender von Troias Sendung, Erneuerer des altrömischen Ethos, Führer Italiens gegen den Osten, zweiter Romulus und Alexander, Schützling Apolls, Schutzherr der alten Götter, selbst Gottheit, in seinem Zeichen Wiederkehr der Goldenen Zeit."[2]

Ovid zwischen Loyalität und Opposition – Panegyrik oder Parodie?

  • konstitutive Elemente eines Herrscher-Panegyrikos
  • Beispiele ambivalenten Sprachgebrauchs
  • Kritik an der augusteischen Herrschaftsinszenierung
  • Arbeitsblatt „Gattungsmerkmale eines (Herrscher-) Panegyrikos“ - u.a. Darstellung der Kriegstaten und der Friedenswerke (Gesetzgebung, Erneuerung der mores, Nachfolgeregelung) (verfügbar im virtuellen Klassenraum)
  • optional: Plenumsdiskussion zwischen Anhängern der These eines Panegyrikos und Anhängern der These einer Parodie

Leistungsbewertung:

  • Erläuterung der Ambiguität/ Doppelbödigkeit von Ovids Sprache (Panegyrik oder Parodie?) an signifikanten Textstellen
  • Zusammenstellung von Argumenten für unterschiedliche Thesen der Interpreten: Apotheose Caesars als Herrscher-Panegyrikos oder als Parodie
  • Schriftliche Übung (halboffene, geschlossene Aufgaben, z.B. Multiple-Choice-Format) zur pythagoreischen Philosophie oder den Merkmalen eines (Herrscher-)Panegyrikos ggf. mit Nachweis von Merkmalen anhand des lateinischen Textes
  • Wort- und Sachfeldanalyse oder metrische Analyse, Lesevortrag
  • Verschriftlichung eines produktionsorientierten Aufgabenformats (vgl. vorhabenbezogene Absprachen / Anregungen)
  • Schriftliche Übung zu Vokabeln (halboffene / geschlossene Aufgaben)
  • Schriftlicher Vergleich mit den kosmogonischen Vorlagen
  • Präsentation, z.B. der Ergebnisse arbeitsteiliger Gruppenarbeit zu den Vier Weltaltern
  • sprachlich-stilistische Analyse: Nachweis der Wechselwirkung zwischen Form und Funktion (z.B. V. 141-150)
  • Erstellung eines verschriftlichten Exzerptes der Sekundärliteratur
  • Klausuren und weitere Überprüfungsformen vgl. KLP Kap. 3 (u.a. Vergleich, synoptischer Vergleich; produktionsorientierte Verfahren)

Hinweis: Die angeführte Sekundärliteratur ist als mögliche Auswahl zur Vorbereitung und Durchführung der Unterrichtsvorhaben zu betrachten, auf die sich die Fachkonferenz des fiktiven Gymnasiums unter dem Vorbehalt der Optionalität verständigt hat.

Die Aufnahme von Sekundärliteratur, Aufsätzen, Internetlinks etc. gehören nicht zum Grundauftrag der Fachkonferenzen bei der Erstellung eines Schulinternen Lehrplans.

Sekundärliteratur (in Auswahl):

  • Bömer, Franz (1986): P. Ovidius Naso. Metamorphosen. Kommentar, Buch XIV-XV, Heidelberg 1986
  • Granobs, Roland (1997):Studien zur Darstellung römischer Geschichte in Ovids Metamorphosen, in: Michael von Albrecht (Hrsg.), Studien zur klassischen Philologie, Bd. 108, Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1997
  • Henneböhl, Rudolf: Ovid, Metamorphosen; Reihe „Latein kreativ“, Bd. I (Textband, Übungsheft und Lehrerkommentar); Ovid-Verlag 2009 ff
  • Henneböhl, Rudolf: Ovid, Metamorphosen - Begleitheft zur szenischen Interpretation; Reihe „Scaena“, Bd. I (Textband und Lehrerkommentar); Ovid-Verlag 2012
  • Schmitzer, Ulrich (1990):Zeitgeschichte in Ovids Metamorphosen. Mythologische Dichtung unter politischem Anspruch, in: Heitsch, Koenen, Merkelbach, Zintzen (Hrsg.), Beiträge zur Altertumskunde, Bd. 4, Stuttgart 1990
  • Urban, Detlef (2005): Die Augusteische Herrschaftsprogrammatik in Ovids Metamorphosen, in: Ax, Birley, von Haehling, Küppers, Zimmermann (Hrsg.), Prismata. Beiträge zur Altertumswissenschaft, Bd. 15, Frankfurt am Main 2005


[1] z.B. Beil, A. (1969), Die Ara Pacis Augustae im Lateinunterricht der Oberstufe, in: AU XII 1 (1969), S. 30-45;

[2] Eckhard Schäfer, Die Wende zur Augusteischen Literatur: Vergils Georgica und Octavian, in: Gymnasium 90 (1983), 77-101, 97.

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