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Konkretisiertes Unterrichtsvorhaben

Hinweis: 

Themen, Inhaltsfelder, inhaltliche Schwerpunkte und Kompetenzen hat die Fachkonferenz der Beispielschule verbindlich vereinbart. In allen anderen Bereichen sind Abweichungen von den vorgeschlagenen Vorgehensweisen bei der Konkretisierung der Unterrichtsvorhaben möglich. Darüber hinaus enthält dieser schulinterne Lehrplan in den Kapiteln 2.2 bis 2.4 übergreifende sowie z.T. auch jahrgangsbezogene Absprachen zur fachmethodischen und fachdidaktischen Arbeit, zur Leistungsbewertung und zur Leistungsrückmeldung. Je nach internem Steuerungsbedarf können solche Absprachen auch vorhabenbezogen vorgenommen werden.

Hier werden zunächst nur ausgewählte Unterrichtsvorhaben konkretisiert. Elemente des schulinternen Lehrplans Philosophie für die gymnasiale Oberstufe wurden für den Bildungsgang des Abendgymnasiums und Kollegs teilweise übernommen und angepasst.

Qualifikationsphase (Q2) – Leistungskurs, Unterrichtsvorhaben XIV
Thema: Wie lässt sich eine staatliche Ordnung vom Primat des Individuums aus rechtfertigen? – Kontraktualistische Staatstheorien im Vergleich
Konkretisierte Kompetenzen:<
Sachkompetenz
Die Studierenden

  • analysieren unterschiedliche Modelle zur Rechtfertigung des Staates durch einen Gesellschaftsvertrag in ihrem gedanklichen Aufbau und stellen gedankliche Bezüge zwischen ihnen im Hinblick auf die Konzeption des Naturzustandes und der Staatsform her
  • erläutern den Begriff des Kontraktualismus als Form der Staatsbegründung und ordnen die bekannten Modelle in die kontraktualistischen Begründungstraditionen ein
  • rekonstruieren eine den Menschen als Kulturwesen bestimmende anthropologische Position in ihrem gedanklichen Aufbau und erläutern differenziert die Bedeutung zentraler Elemente von Kultur für den Menschen
  • analysieren und rekonstruieren eine staatsphilosophische Position zur Bestimmung von Demokratie und eine zur Bestimmung von sozialer Gerechtigkeit in ihrem gedanklichen Aufbau.

Urteilskompetenz
Die Studierenden

  • erörtern abwägend die anthropologischen Voraussetzungen der behandelten Staatsmodelle und deren Konsequenzen
  • bewerten differenziert die Überzeugungskraft der behandelten kontraktualistischen Staatsmodelle im Hinblick auf die Legitimation eines Staates angesichts der Freiheitsansprüche des Individuums
  • bewerten kriteriengeleitet und differenziert argumentierend die Tragfähigkeit der kontraktualistischen Staatsmodelle zur Orientierung in gegenwärtigen politischen Problemlagen
  • bewerten kriteriengeleitet und differenziert argumentierend die Tragfähigkeit der behandelten Positionen zur Bestimmung von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit.

Übergeordnete Kompetenzen
Sachkompetenz
Die Studierenden

  • analysieren und rekonstruieren komplexe philosophische Positionen und Denkmodelle in ihrem gedanklichen bzw. argumentativen Aufbau (SK3)
  • erläutern komplexere philosophische Positionen und Denkmodelle an Beispielen und in Anwendungskontexten (SK5)
  • stellen differenziert gedankliche Bezüge zwischen philosophischen Positionen und Denkmodellen her, grenzen diese voneinander ab und ordnen sie in umfassendere fachliche Kontexte ein (SK6)

Methodenkompetenzen
Verfahren der Problemreflexion
Die Studierenden

  • arbeiten aus Phänomenen der Lebenswelt und präsentativen Materialien abstrahierend relevante philosophische Fragen heraus und erläutern diese differenziert (MK2)
  • ermitteln in komplexeren philosophischen Texten das diesen jeweils zugrundeliegende Problem bzw. ihr Anliegen sowie die zentrale These (MK3)
  • identifizieren in komplexeren Texten Sachaussagen und Werturteile, Begriffsbestimmungen, Behauptungen, Begründungen, Voraussetzungen, Folgerungen, Erläuterungen und Beispiele (MK4)
  • analysieren den Argumentationsaufbau und die Argumentationsstruktur in komplexeren philosophischen Texten und interpretieren wesentliche Aussagen (MK5)
  • bestimmen philosophische Begriffe mit Hilfe verschiedener definitorischer Verfahren und grenzen sie voneinander ab (MK7).

Verfahren der Präsentation und Darstellung
Die Studierenden

  • stellen komplexere philosophische Sachverhalte und Zusammenhänge in diskursiver Form strukturiert und begrifflich klar dar (MK10)
  • stellen komplexere philosophische Sachverhalte und Zusammenhänge in präsentativer Form (u.a. Visualisierung, bildliche und szenische Darstellung) dar (MK11)
  • stellen in einer differenzierten Argumentation (u.a. philosophische Disputation, philosophischer Essay) abwägend komplexere philosophische Probleme und Problemlösungsbeiträge dar (MK13).

Urteilskompetenz
Die Studierenden

  • erörtern abwägend prinzipielle Voraussetzungen und Konsequenzen philosophischer Positionen und Denkmodelle (UK2)
  • bewerten kriteriengeleitet und differenziert argumentierend die Tragfähigkeit philosophischer Positionen und Denkmodelle zur Orientierung in grundlegenden Fragen des Daseins und gegenwärtigen gesellschaftlich-politischen Problemlagen (UK4)

Handlungskompetenz
Die Studierenden

  • vertreten im Rahmen rationaler Diskurse im Unterricht ihre eigene Position und gehen argumentativ und klärend auch auf andere Positionen ein (HK3)
  • beteiligen sich mit fundierten philosophischen Beiträgen an der Diskussion allgemein – menschlicher und gegenwärtiger gesellschaftlich – politischer Fragestellungen (HK4).

Inhaltsfelder:

  • IF 5 (Zusammenleben in Staat und Gesellschaft)
  • IF 3 (Das Selbstverständnis des Menschen)

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Individualinteresse und Gesellschaftsvertrag als Prinzip staatsphilosophischer Legitimation
  • Der Mensch als Natur- und Kulturwesen

Zeitbedarf: 20 Std.

Unterrichtsequenzen Zu entwickelnde Kompetenzen Vorhabenbezogene Absprachen
1. Sequenz: Rechtfertigung von staatlicher Herrschaft durch Vertragstheorien
1.1 Inwiefern sind Überlegungen zur Natur des Menschen für die Rechtfertigung staatlicher Herrschaft von Bedeutung? – Die Konzeption des Naturzustandes
  • Der Naturzustand als Krieg aller gegen alle (Hobbes)
  • Der Naturzustand als Zustand vollkommener Freiheit und Gleichheit sowie der ständigen Bedrohung des privaten Eigentums (Locke)
  • Die Gefährdung der natürlichen Freiheit des Menschen durch das Streben nach Besitz, Ruhm und Macht in den unfreien Gesellschaften (Rousseau)
1.2 Der Vertrag als Grundlage des Staates
1.2.1 Der Gesellschaftsvertrag als Unterwerfung unter einen alle gewaltsam beherrschenden „Leviathan“ (Hobbes)
1.2.2 Der Gesellschaftsvertrag des Besitzbürgertums (Locke)
1.2.3 Der radikaldemokratische Gesellschaftsvertrag (Rousseau)
Sachkompetenz
Die Studierenden
  • analysieren und rekonstruieren komplexe philosophische Positionen und Denkmodelle in ihrem gedanklichen bzw. argumentativen Aufbau (SK3)
Konkretisierte Sachkompetenz
Die Studierenden
  • analysieren unterschiedliche Modelle zur Rechtfertigung des Staates durch einen Gesellschaftsvertrag in ihrem gedanklichen Aufbau und stellen gedankliche Bezüge zwischen ihnen im Hinblick auf die Konzeption des Naturzustandes und der Staatsform her
  • erläutern den Begriff des Kontraktualismus als Form der Staatsbegründung und ordnen die bekannten Modelle in die kontraktualistischen Begründungstraditionen ein
  • rekonstruieren eine den Menschen als Kulturwesen bestimmende anthropologische Position in ihrem gedanklichen Aufbau und erläutern differenziert die Bedeutung zentraler Elemente von Kultur für den Menschen.
Methodenkompetenz
Verfahren der Problemreflexion
Die Studierenden
  • identifizieren in komplexeren Texten Sachaussagen und Werturteile, Begriffsbestimmungen, Behauptungen, Begründungen, Voraussetzungen, Folgerungen, Erläuterungen und Beispiele (MK4)
  • analysieren den Argumentationsaufbau und die Argumentationsstruktur in komplexeren philosophischen Texten und interpretieren wesentliche Aussagen (MK5)
Verfahren der Präsentation und Darstellung
  • stellen komplexere philosophische Sachverhalte und Zusammenhänge in diskursiver Form strukturiert und begrifflich klar dar (MK10)
Konkretisierte Urteilskompetenz
Die Studierenden
  • erörtern abwägend die anthropologischen Voraussetzungen der behandelten Staatsmodelle und deren Konsequenzen
Material für den Einstieg:
Bildliche Darstellung des „Leviathan“
Zusatzmaterial für den Unterricht:
Filmmaterial
  • Lord of the Flies/Herr der Fliegen (UK 1990; Regie Harry Hook)Natur des Menschen bei Hobbes; Politik/ Staats- und Gesellschaftsordnung
  • High Noon/12 Uhr Mittags (USA 1952, Regie Fred Zinnemann)Naturzustand bei Locke
Lexikalische Stichworte
  • „Naturzustand“,
  • „Gesellschaftsvertrag“
Zusatzmaterial zur fachlichen und didaktischen Orientierung für die Hand der Lehrperson, u.a.:
  • Literatur zum Thema „Philosophieren mit Filmen“
2. Sequenz:
Vertragstheorien im Vergleich

2.1. Die Konzeption des Naturzustandes/anthropologische Prämissen
2.2. Die besondere Gestaltung des Vertragsinhaltes
2.3. Die Frage nach einem möglichen Widerstandsrecht des Individuums gegenüber der Staatsführung
2.4. Die durch die staatstheoretischen Überlegungen legitimierten Staatsformen (Absolutismus, konstitutionelle Monarchie, demokratische Republik)
Sachkompetenz
Die Studierenden
  • stellen differenziert gedankliche Bezüge zwischen philosophischen Positionen und Denkmodellen her, grenzen diese voneinander ab und ordnen sie in umfassendere fachliche Kontexte ein (SK6)
Methodenkompetenz
Verfahren der Problemreflexion Die Studierenden
  • ermitteln in komplexeren philosophischen Texten das diesen jeweils zugrundeliegende Problem bzw. ihr Anliegen sowie die zentrale These (MK3)
  • bestimmen philosophische Begriffe mit Hilfe verschiedener definitorischer Verfahren und grenzen sie voneinander ab (MK7)
Verfahren der Präsentation und Darstellung Die Studierenden
  • stellen komplexere philosophische Sachverhalte und Zusammenhänge in präsentativer Form (u.a. Visualisierung, bildliche und szenische Darstellung) dar (MK11)
Urteilskompetenz
Die Studierenden
  • erörtern abwägend prinzipielle Voraussetzungen und Konsequenzen philosophischer Positionen und Denkmodelle (UK2)
3. Sequenz:
Überprüfung der Tragfähigkeit der behandelten (klassischen) Vertragstheorien

3.1 Besitzt das Modell von Hobbes Überzeugungskraft, welches ausschließlich die Garantie von Frieden und Sicherheit als Legitimationsgrund des Staates festlegt angesichts weitreichenderer Erwartungen an den Staat in der Gegenwart (z.B. Herstellung von Gerechtigkeit und Chancengleichheit, Freiheit der individuellen Lebensgestaltung etc.)?
3.2 Wie ist die Gefahr eines möglichen Missbrauchs von Macht durch den Staat (Hobbes) angesichts historischer und aktueller Erfahrungen mit Gewaltdiktaturen zu bewerten?
3.3 Widerspricht der Zwang zur Unterwerfung des Einzelnen unter den Beschluss der Mehrheit bei Locke der in den Verfassungen moderner Demokratien garantierten Wahrung der Rechte von Minderheiten?
3.4 Wie lässt sich eine direkte Demokratie (Rousseau) in größeren Gemeinschaften und bei komplexeren politischen Aufgaben organisieren? (aktuelle Auseinandersetzungen zum „imperativen Mandat“, „Basisdemokratie“, “Volksabstimmungen")
Sachkompetenz
Die Studierenden
  • erläutern komplexere philosophische Positionen und Denkmodelle an Beispielen und in Anwendungskontexten (SK5)
Methodenkompetenz
Verfahren der Problemreflexion
Die Studierenden
  • arbeiten aus Phänomenen der Lebenswelt und präsentativen Materialien abstrahierend relevante philosophische Fragen heraus und erläutern diese differenziert (MK2)
Verfahren der Präsentation und Darstellung
  • stellen in einer differenzierten Argumentation (u.a. philosophische Disputation, philosophischer Essay) abwägend komplexere philosophische Probleme und Problemlösungsbeiträge dar (MK13)
Urteilskompetenz
Die Studierenden
  • bewerten kriteriengeleitet und differenziert argumentierend die Tragfähigkeit philosophischer Positionen und Denkmodelle zur Orientierung in grundlegenden Fragen des Daseins und gegenwärtigen gesellschaftlich-politischen Problemlagen (UK4)
Konkretisierte Urteilskompetenz
Die Studierenden
  • bewerten differenziert die Überzeugungskraft der behandelten kontraktualistischen Staatsmodelle im Hinblick auf die Legitimation eines Staates angesichts der Freiheitsansprüche des Individuums
  • bewerten kriteriengeleitet und differenziert argumentierend die Tragfähigkeit der kontraktualistischen Staatsmodelle zur Orientierung in gegenwärtigen politischen Problemlagen.
Handlungskompetenz
Die Studierenden
  • vertreten im Rahmen rationaler Diskurse im Unterricht ihre eigene Position und gehen argumentativ und klärend auch auf andere Positionen ein.
Methodisch – didaktischer Zugang:
Podiumsdiskussion

Mögliche fächerübergreifende Kooperation:
Politik, Sozialwissenschaften
4. Sequenz:
Ist eine Rückkehr zum Gesellschaftsvertrag unter neuzeitlichen Lebens- und Herrschaftsbedingungen denkbar?

4.1 Gerechtigkeit durch fairen Vertrag (Rawls)
Konkretisierte Sachkompetenz
Die Studierenden
  • analysieren und rekonstruieren eine staatsphilosophische Position zur Bestimmung von Demokratie und eine zur Bestimmung von sozialer Gerechtigkeit in ihrem gedanklichen Aufbau.
Methodenkompetenz
Verfahren der Problemreflexion
Die Studierenden
  • bestimmen elementare philosophische Begriffe mit Hilfe definitorischer Verfahren (MK7)
Konkretisierte Urteilskompetenz
Die Studierenden
  • bewerten kriteriengeleitet und differenziert argumentierend die Tragfähigkeit der behandelten Positionen zur Bestimmung von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit.
Handlungskompetenz
Die Studierenden
  • beteiligen sich mit fundierten philosophischen Beiträgen an der Diskussion allgemein – menschlicher und gegenwärtiger gesellschaftlich – politischer Fragestellungen (HK4).

Hinweise zur Konkretisierung dieses Vorhabens im Leistungskurs

Allgemein wird im Leistungskurs eine weiterreichende Vertiefung und ein höherer Differenzierungsgrad sowie eine größere Komplexität in der Auseinandersetzung mit philoophischen Problemstellungen als im Grundkurs gefordert. Zu beachten sind die entprechenden übergeordneten und konkretisierten Kompetenzerwartungen für den Leistungskurs. Bezogen auf die utilitaristische Ethik wird im Leistungskurs gefordert:

Sachkompetenz:
Die Studierenden

  • analysieren auf quantitativer und qualitativer Nutzenabwägung und Präferenzabwägung basierende ethische Positionen und grenzen sie voneinander ab.
  • Diese Kompetenzerwartung wird z. B. erfüllt durch die Auseinandersetzung mit
  • dem quantitativen Utilitarismus Jeremy Benthams,
  • dem qualitativen Utilitarismus John Stuart Mills,
  • dem Präferenzutilitarismus Peter Singers.

Bezogen auf die deontologische Ethik gilt im Leistungskurs:
Sachkompetenz:

Die Studierenden

  • analysieren eine auf dem Prinzip der Pflicht basierende ethische Position in ihrem gedanklichen Aufbau und vergleichen sie mit konsequentialistischen bzw. utilitaristischen Positionen.

Der erforderliche höhere Differenzierungsgrad wird z.B. eingelöst durch

  • den Einbezug des für den Grundkurs ggf. angegebenen Zusatzmaterials,
  • die Behandlung von Kants Auffassung der Freiheit des Menschen,
  • die Analyse von Auszügen aus Kants Schrift „Über ein vermeintes Recht, aus Menschenliebe zu lügen“
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