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GK Q1, Unterrichtsvorhaben I: Welchen Spielraum bietet unsere Gesellschaft zur selbstbestimmten Lebensgestaltung? - Eigenes Leben zwischen Individuierung und Anpassung unter den Bedingungen des sozialen Wandels

Fachdidaktische Idee:

Die Studierenden analysieren ihre oft divergierenden Lebensentwürfe und Werthaltungen und reflektieren diese in Hinblick auf gesellschaftliche Normierungen vor dem Hintergrund des sozialen Wandels. In der Auseinandersetzung mit eigenen biografischen Entwicklungen untersuchen sie die Bedeutung von Sozialisationsinstanzen und grundlegenden Sozialisations- und Gruppenprozessen mit Hilfe soziologischer Erhebungsmethoden, Grundbegriffen und Erklärungskonzepten.

Der Wahl des Themas liegt zugrunde, dass junge Erwachsene sich in ihrer Phase der Selbstfindung in vielfältiger Weise mit divergierenden Lebensentwürfen und Werten auseinandersetzen. Selbstdarstellungen in sozialen Gruppen und Institutionen, in sozialen Medien, in beruflichen Zusammenhängen gehören zu ihrem Alltag. Die Unterrichtsreihe entwickelt das Thema passend zu den Lebenswelten der erwachsenen Lerner als Beitrag, eigene Lebensentwürfe mit soziologischer Theoriebildung zu konfrontieren. Damit können Voraussetzungen, gesellschaftliche Normierungen und Werte unterschiedlicher Lebensentwürfe reflektiert werden. Zudem leistet die Unterrichtsreihe einen Beitrag zum gegenseitigen Kennenlernen und Wahrnehmen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der neuen Lerngruppe.

Übergeordnete Kompetenzen:

Sachkompetenz

- analysieren komplexere gesellschaftliche Bedingungen (SK 1),

- stellen Anspruch und Wirklichkeit von Selbstbestimmung, Kooperation und Partizipation in gesellschaftlichen Prozessen dar (SK 4),

- analysieren Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen und Lebenssituationen - auch im interkulturellen Vergleich - sowie darauf bezogene politische Konzepte (SK 5).

Methodenkompetenz

- erschließen fragegeleitet in selbstständiger Recherche aus soziologisch relevanten Textsorten zentrale Aussagen und Positionen und ordnen sie kontextuell ein (MK 1),

- analysieren unterschiedliche sozialwissenschaftliche Textsorten wie kontinuierliche und diskontinuierliche Texte (u.a. positionale und fachwissenschaftliche Texte, Fallbeispiele, Statistiken, Karikaturen sowie andere Medienprodukte) aus soziologischer Perspektive (MK 4),

- stellen themengeleitet komplexere Fallbeispiele und Probleme in ihrer empirischen Dimension und unter Verwendung passender soziologischer Fachbegriffe, Modelle und Theorien dar (MK 6),

- arbeiten differenziert verschiedene Aussagemodi von sozialwissenschaftlich relevanten Materialien heraus (MK 13),

- setzen selbstständig mediale Formen der Veranschaulichung und Dokumentation sozialer Phänomene ein (MK 10).

Urteilskompetenz

- beurteilen exemplarisch eigene Handlungschancen und -alternativen sowie mögliche Folgen und Nebenfolgen von (sozial-)politischen Entscheidungen (UK 3),

- erörtern exemplarisch die gegenwärtige und zukünftige Gestaltung von gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen unter Kategorien der Funktionalität und Legitimität sowie ihres Verhältnisses zur Tradition (UK 4).

Handlungskompetenz

- praktizieren selbstständig Formen demokratischen Sprechens und demokratischer Aushandlungsprozesse und übernehmen dabei Verantwortung für ihre Sprechhandlungen (HK 1).

Inhaltsbezug:

Inhaltsfelder:

IF 3 Individuum, Gruppe und Gesellschaft,

IF 4 Normierungen und Wertorientierungen

IF 5 Wandel sozialer Organisationen und Institutionen

Inhaltliche Schwerpunkte:

- Sozialisation

- Identitätsbildung

- Wandel der Lebensformen, Wandel der Arbeit und Arbeitsorganisation

Vorhabenbezogene Konkretisierung:

Thema / Problemfragen

Fachdidaktische Ideen / Lernumgebung / Inhalte des Lern- und Arbeitsprozesses

Diagnostik / Methoden der Lernevaluation

Kompetenzen, zugleich Evaluationsindikatoren

Die Studierenden …

Materialbasis

Sequenz 1: Annäherung - Mein Leben heute – Wie leben und denken junge Erwachsene?

- Wie sehe ich mich? Wie stelle ich mich dar?

- Welchen eigenen Lebensentwurf habe ich?

- Wie sehen junge Erwachsene die Bedeutung von Familie, Schule, Freizeit und Beruf für den eigenen Lebensweg?

-

- Anknüpfung an Lebenswelt der Studierenden: Biografische Porträts, eigenes Profil in sozialen Netzwerken, Partnerinterviews,

- Darstellung junger Menschen in Bildern und Texten,

- Sammlung von Gemeinsamkeiten und Differenzen im Plenum,

- Beschreibung (nicht vorschnelle Bewertung) divergierender  Lebensentwürfe,

- Systematisierung von Einzelerfahrungen zu sozialen Mustern (Clusterbildung, Typisierung, Abgrenzungskriterien).

Diagnostik:

- vielfältiges Spektrum an Präsentationen und Porträts,

- Anregungen zu Reflektionen in Hinblick auf Gemeinsamkeiten, Unterschiede und erkennbare gesellschaftliche Normierungen.

Lernevaluation:

- ggfs. Ergebnispräsentation, Diskusssionsbeiträge.

Konkretisierte Kompetenzen:

- analysieren Zukunftsvorstellungen junger Männer und Frauen im Hinblick auf Lebensentwürfe und deren Freiheitsspielräume sowie deren Norm- und Wertgebundenheit (SK IF4),

- bewerten unterschiedliche Zukunftsentwürfe von Jugendlichen sowie jungen Frauen und Männern im Hinblick auf deren Originalität, Normiertheit, Wünschbarkeit und Realisierbarkeit (UK IF4),

- erörtern die Bedeutung normativ prägender sozialer Lebenswelten, Institutionen und medialer Identifikationsmuster für die Identitätsbildung von Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern (UK IF4),

- bewerten unterschiedliche Lebenssituationen unter den Kriterien des Grades individueller Autonomie, ihrer Normbindungen und Konflikthaftigkeit (UK IF4).

Übergeordnete Kompetenzen:

- setzen selbstständig mediale Formen der Veranschaulichung und Dokumentation sozialer Phänomene ein (MK 10).

Vorgegebene Materialien zur Selbstdarstellung,

individuell gestaltete Porträts,

Bilder und Texte zur Darstellung der Lebenswelten junger Menschen.

Sequenz 2: Werteorientierungen im Rahmen des sozialen Wandels - Wie bilden sich unsere Lebenseinstellungen und Werte?

- Was sind meine zentralen Werte?

- Wie bilden sich Werte?

- Welche Werte und Zukunftsvorstellungen haben junge Menschen?

- Warum verändern sich Wertorientierungen?

- Selbstbefragung und Austausch in Gruppen, Erarbeitung von Präsentationen,

- eigenständige Studierendenrecherche zu sich wandelnden Werteorientierungen und Präsentation von Ergebnissen,

- Analysen zu Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Sozialforschung in arbeitsteiliger Gruppenarbeit,

- Erarbeitung theoretischer Grundlagentexte,

- Aufbereitung der Analysen in kurzen Auswertungen, Diskussionsbeiträgen.

Diagnostik:

- Vorstellungen der Studierenden entsprechend persönlicher Erfahrungen und Reflexionen, breites Meinungsspektrum,

- mögliche Konfrontationen mit tradierten Wertvorstellungen und milieuspezifischen Lebensbildern,

- Probleme in Erarbeitung und Auswertung sozialwissenschaftlicher Darstellungsformen.

Lernevaluation:

- Ergebnisse der Recherchen, Befragungen,

- Ergebnisse der Materialanalysen.

Konkretisierte Kompetenzen:

- erheben und vergleichen Vorstellungen über und Erwartungen an Formen des Zusammenlebens (SK IF5),

- analysieren Situationen der eigenen Berufs- und Alltagswelt im Hinblick auf die Möglichkeiten der individuellen Identitätsdarstellung und -balance und geschlechtsspezifischer Entwicklungschancen (SK IF4),

- bewerten unterschiedliche Zukunftsentwürfe von Jugendlichen sowie jungen Frauen und Männern in Hinblick auf deren Originalität, Normiertheit, Wünschbarkeit und Realisierbarkeit UK IF4).

Übergeordnete Kompetenzen:

- erschließen fragegeleitet in selbstständiger Recherche aus soziologischen relevanten Textsorten zentrale Aussagen und Positionen und ordnen sie kontextuell ein (MK 1),

- analysieren unterschiedliche sozialwissenschaftliche Textsorten wie kontinuierliche und diskontinuierliche Texte (u.a. positionale und fachwissenschaftliche Texte, Fallbeispiele, Statistiken, Karikaturen sowie andere Medienprodukte) aus soziologischer Perspektive (MK 4).

ausgewählte Materialien der Jugendforschung, z.B. Shell Deutschland Holding (Hrsg.), Jugend 2010,

ausgewählte Texte zur soziologischen Bedeutung von Werten und Normen, zum Wandel von Werten, zu Theorien des Wertewandels und zur Bildung von Wertetypen.

Sequenz 3: Sozialisation als Prozess der Identitätsbildung und Vergesellschaftung – Wie formt die Gesellschaft unsere Identität?

- Wie formt die Gesellschaft unsere Identität?

- Welche Rolle spielen Erziehung und Prägung in der Familie?

- Welche Antworten liefern soziologische Theorien zur Erklärung der Identitätsbildung?

- Brainstorming, kriteriengeleitete Auswertungen,

- Analysen zu eigenen biographischen Erfahrungen und individuellen und sozialen Deutungen,

- Erstellung einer Mindmap oder anderer Darstellungsformen zur Präsentation,

- arbeitsteilige Gruppenarbeit zur Erarbeitung soziologischer Fachtexte,

- Erstellung von Präsentationen und Kurzreferaten zur arbeitsteiligen Gruppenarbeit,

- erste Reflexion kultureller und geschlechtsspezifischer Differenzen und Prägungen.

Diagnostik:

- Heterogenität der Wahrnehmungen, Ansätze zur soziologischen Reflexion in Hinblick auf zugrundeliegende, gesellschaftlich vermittelte Prägungen,

- Bereitschaft und Fähigkeit, sich im Gespräch auf Differenzen der Lebenswelten und Wahrnehmungen einzulassen,

- Probleme in der Erarbeitung und Auswertung soz. Fachliteratur,

- Kollektive Würdigung und Wertschätzung der Einzelbeiträge (Beachtung der Feedback-Regeln).

Lernevaluation:

- Diskussionsbeiträge, Präsentationen.

Konkretisierte Kompetenzen:

- analysieren Zukunftsvorstellungen junger Männer und Frauen im Hinblick auf Lebensentwürfe und deren Freiheitsspielräume sowie deren Norm- und Wertgebundenheit (SK IF4),

- erläutern die Bedeutung der verschiedenen Sozialisationsinstanzen für die eigene persönliche Entwicklung (SK IF3),

- erläutern die gesellschaftliche Funktion des Sozialisationsprozesses für die Individuierung und die gesellschaftliche Reproduktion(SK IF3),

- bewerten unterschiedliche Zukunftsentwürfe von Jugendlichen sowie jungen Frauen und Männern im Hinblick auf deren Originalität, Normiertheit, Wünschbarkeit und Realisierbarkeit (UK IF4),

- bewerten den Stellenwert verschiedener Sozialisationsinstanzen für die eigene Biographie (UK IF3).

Übergeordnete Kompetenzen:

- stellen themengeleitet komplexere Fallbeispiele und Probleme in ihrer empirischen Dimension und unter Verwendung passender soziologischer Fachbegriffe, Modelle und Theorien dar (MK 6).

Karikaturen oder Bilder zum Spannungsverhältnis Individuum - Gesellschaft,

Auszüge aus soziologischer Fachliteratur.

Zeitbedarf: 20 Stunden

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