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GK Q1, Unterrichtsvorhaben III: Welche Bedeutung haben Gruppen in unserem Leben? Die Dynamik des Lebens in Gruppen und die Entstehung und Überwindung von Vorurteilen und Feindbildern

Fachdidaktische Idee

Die Studierenden der Lerngruppe sind junge erwachsene Menschen, welche Mitglieder verschiedener sozialer Gruppen waren bzw. sind. Vor dem Hintergrund ihrer sozialen und ethnischen Herkunft haben sie vielschichtige vorurteilsbehaftete Inklusions- und Exklusionsmechanismen erlebt bzw. sind aktiv emotional darin verwickelt. Im Mittelpunkt der Unterrichtsreihe stehen die Erschließung der komplexen Dynamik sozialer Gruppenprozesse und Vorurteilsstrukturen, mit denen die Studierenden in ihrer Lebenswelt konfrontiert werden. Sie entwickeln dabei Kompetenzen zum produktiven und selbstreflexiven Umgang in und mit Gruppen.

Hierzu analysieren die Studierenden anhand von Fallbeispielen und Experimenten, welche Rollen sich in sozialen Gruppen herauskristallisieren und wie diese sich im Zuge gruppendynamischer Prozesse ändern, was Gruppen leisten und was nicht, wieso einige Gruppen anderen Gruppen vorurteilhaft oder gar feindselig gegenüberstehen. Ausgehend von der Lebenswelt der Studierenden werden Hypothesen in Form eines Brainstormings zu gruppendynamischen Mechanismen in sozialen Gruppen und Entstehung und Entwicklung von Vorurteilen und Feindbildern im Plenum erfasst. Die Studierenden untersuchen dazu Fallbeispiele aus dem Alltag und Experimente, legen gruppendynamische Prozesse sozialer Gruppen exemplarisch offen und analysieren die Entstehungs- und Entwicklungsprozesse von Vorurteilen bis hin zur Verfestigung von Feindbildern.

Die Studierenden führen ein Dokumentationsportfolio, das das Unterrichtsgeschehen, u. a. die aus dem Unterricht gewonnenen Erkenntnisse und kultivierten Kompetenzen, dokumentiert. Sie entwickeln Konzepte zur Vorbeugung und Überwindung von vorurteilsbehafteten Denk- und Handlungsstrukturen. Nicht genutzt werden - u.a. aus Stigmatisierungsgründen - Soziogramme zur Lerngruppe und die Durchführung von Experimenten an den Studierenden als Probanden.

Übergeordnete Kompetenzen:

Sachkompetenz:

- analysieren komplexere gesellschaftliche Bedingungen (SK 1),

- erläutern komplexere gesellschaftliche Strukturen und Prozesse (SK 2),

- erklären soziologische Modelle und Theorien im Hinblick auf Grundannahmen, Elemente, Zusammenhänge und Erklärungsleistung (SK 3),

- stellen Anspruch und Wirklichkeit von Selbstbestimmung, Kooperation und Partizipation in gesellschaftlichen Prozessen dar (SK 4).

Methodenkompetenz:

- stellen themengeleitet komplexere Fallbeispiele und Probleme in ihrer empirischen Dimension und unter Verwendung passender soziologischer Fachbegriffe, Modelle und Theorien dar (MK 6),

- präsentieren Lösungsansätze, Alternativen oder Verbesserungsvorschläge zu einer konkreten gesellschaftlichen Problemstellung (MK 7),

- stellen sozialwissenschaftliche Probleme unter soziologischer Perspektive modellierend dar (MK 8),

- setzen bei soziologischen Darstellungen inhaltliche und sprachliche Distanzmittel zur Trennung zwischen eigenen und fremden Positionen und Argumentationen ein (MK 11),

- identifizieren eindimensionale und hermetische Argumentationen ohne entwickelte Alternativen (MK 15),

- ermitteln typische Versatzstücke ideologischen Denkens (u.a. Vorurteile und Stereotypen, Ethnozentrismen, Chauvinismen, Rassismus, Biologismus) (MK 18),

- analysieren wissenschaftliche Modelle und Theorien im Hinblick auf die hinter ihnen stehenden Erkenntnis- und Verwertungsinteressen (MK 20).

Urteilskompetenz:

- entwickeln auf der Basis der Analyse der jeweiligen Interessen- und Perspektivleitung der Argumentation Urteilskriterien und formulieren abwägend kriteriale selbstständige Urteile (UK 1),

- beurteilen politische, soziale und ökonomische Entscheidungen aus der soziologischen Perspektive (UK 2),

- erörtern exemplarisch die gegenwärtige und zukünftige Gestaltung von gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen unter Kategorien der Funktionalität und Legitimität sowie ihres Verhältnisses zur Tradition (UK 4),

- begründen den Einsatz von Urteilskriterien sowie Wertmaßstäben auf der Grundlage demokratischer Prinzipien des Grundgesetzes (UK 5).

Handlungskompetenz:

- praktizieren selbstständig Formen demokratischen Sprechens und demokratischer Aushandlungsprozesse und übernehmen dabei Verantwortung für ihre Sprechhandlungen (HK 1),

- entwickeln aus der Analyse zunehmend komplexerer gesellschaftlicher Konflikte angemessene Lösungsstrategien und wenden diese an (HK 3),

- entwickeln eine soziologisch relevante Projektidee und führen diese ggf. selbstverantwortlich innerhalb bzw. außerhalb der Schule durch (HK 5).



Inhaltsfelder:

IF 3 Individuum, Gruppe und Gesellschaft

IF 3 Individuum, Gruppe und Gesellschaft

IF 7Soziologische Dimensionen der Kultur

Inhaltliche Schwerpunkte:

- Soziale Gruppen

- Vorurteile, Feindbilder, Ideologien

- Sozialisation

- Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit

Vorhabenbezogene Konkretisierung:

Thema /
Problemfragen

Fachdidaktische Ideen / Lernumgebung / Inhalte des Lern- und Arbeitsprozesses

Diagnostik/ Methoden der Lernevaluation

Kompetenzen, zugleich Evaluationsindikatoren

Die Studierenden …

Materialien

Sequenz 1: Wer steht im Zentrum, wer ist am Rand? Beziehungsgeflechte in sozialen Gruppen, das "Wir-Gefühl" und Gruppenphasen

- Welche sozialen Gruppen kennen Sie?

- In welchen Gruppen sind / waren Sie Mitglied?

- Manche Gruppen mögen andere nicht. Haben Sie eine Erklärung dafür?

- Wer hat in der Gruppe welche Rolle inne?

- Inwiefern verändern sich die Rollenverteilungen?

- Wie sind Beziehungen der einzelnen Gruppenmitglieder zueinander?

- Wie entsteht und entwickelt sich ein "Wir-Gefühl" in sozialen Gruppen?

- Sind die im Film dargestellten gruppendynamischen Prozesse realistisch oder verzerrt?

- Brainstorming zu sozialen Gruppen und Vorurteilen,

- Einführung zentraler Begriffe bei der Besprechung und Reflexion des Brainstormings,

- Analyse von Rollen in sozialen Gruppen (u.a. Gruppenführer, Mitläufer, Außenseiter),

- Analyse der Rollen der jeweiligen Gruppenmitglieder, der gruppendynamischen Prozesse und der einzelnen Gruppenphasen aus der Theorie der Gruppendynamik auf der Grundlage des verfilmten Experiments "Die Welle" mit Hilfe didaktisch aufbereiteter Analyse- und Auswertungsbögen: a) Rollen und deren Beziehung und Dynamik; b) gruppendynamische Prozesse; c) Gruppenphasen,

- Zusammenführung, Präsentation und Reflexion,

- Analyse und Bewertung der medialen Darstellung.

Diagnostikhypothesen:

- unwissenschaftliche und oberflächliche Vorstellungen zu sozialen Gruppen und gruppendynamischen Mechanismen und Vorurteilsstrukturen,

- hoher Lebensweltbezug und emotionaler Verwicklungsgrad,

- unbefriedigtes Erkenntnisinteresse,

- nachvollziehbare und verständliche filmische Darstellung, die nah an den Sehgewohnheiten der Studierenden liegt und insofern ihrer Lebenswelt entspricht,

- hoher emotionaler Verwicklungsgrad,

- kaum vorhandene soziologische Analyse- und Auswertungskompetenzen,

Evaluation über:

- Dokumentation und Präsentation der Analyseergebnisse,

- Ergebnisse der Prozessreflexion.

Konkretisierte Kompetenzen:

- analysieren an Fallbeispielen bzw. Experimenten typische Rollen in sozialen Gruppen sowie gruppendynamische Mechanismen (SK IF3).

Übergeordnete Kompetenzen:

- stellen themengeleitet komplexere Fallbeispiele und Probleme in ihrer empirischen Dimension und unter Verwendung passender soziologischer Fachbegriffe, Modelle und Theorien dar (MK 6),

- analysieren wissenschaftliche Modelle und Theorien im Hinblick auf die hinter ihnen stehenden Erkenntnis- und Verwertungsinteressen (MK 20).

verfilmtes Experiment "Die Welle“,

didaktisch aufbereitete Arbeitsblätter (siehe zweite Spalte).

Sequenz 2: Das "Wir" gewinnt!? Chancen und Risiken sozialer Gruppen

- Welche Bedeutung hat die Gruppe für den Einzelnen?

- Welche Vor- und Nachteile bzw. Risiken und Chancen ergeben sich für den Einzelnen?

- Welche Risiken und Chancen bieten soziale Gruppen?

- Analyse und Beurteilung der Bedeutung sozialer Gruppen für den Einzelnen an ausgewählten Rollen aus dem Experiment "Die Welle",

- Untersuchung weiterführender "sozialer Gruppen" im Internet (z. B. Facebook) hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Einzelnen,

- Reflexion der Funktionen und Leistungen sozialer Gruppen anhand eines Planspiels, z. B. NASA-Experiment.

Diagnostikhypothesen:

- diffuse und unwissenschaftliche Vorkenntnisse vorhanden,

Evaluation über:

Planspiel.

Konkretisierte Kompetenzen:

- erläutern Möglichkeiten und Formen von Kommunikation, Selbstdarstellung und Partizipation im Internet, u.a. in sozialen Netzwerken (SK IF7),

- beurteilen die Leistung sozialer Gruppen nach Kriterien wie Effizienz der Aufgabenerfüllung, der Befriedigung psychosozialer Bedürfnisse und der Integrationsleistung (UK IF3),

- beurteilen die Funktion sozialer Gruppen für die Individuen auf dem Hintergrund von individuellen Freiheitsgraden, Anpassungszwängen und Integrationsbedürfnissen (UK IF3).

Übergeordnete Kompetenzen:

- stellen sozialwissenschaftliche Probleme unter soziologischer Perspektive modellierend dar (MK 8),

- setzen bei soziologischen Darstellungen inhaltliche und sprachliche Distanzmittel zur Trennung zwischen eigenen und fremden Positionen und Argumentationen ein (MK 11).

soziale Netzwerke, z. B. ausgewählte Gruppen bei Facebook,

z. B. NASA-Experiment.

Sequenz 3: "Wir" gegen die "Anderen" - Wie entstehen Vorurteile und Feindbilder und welche gesellschaftlichen Folgen können sie haben?

- Welche verbreiteten Vorurteile sind in Teilen unserer Gesellschaft vorhanden?

- Wie entstehen Vorurteile?

- Welche Auswirkungen können Vorurteile haben?

- Wie ist der Entwicklungsprozess zwischen der Entstehung von Vorurteilen bis hin zur offenen Feindschaft?

- Analyse von Vorurteilen und Stereotypen aus der eigenen Erfahrungs- und Lebenswelt,

- Untersuchung des Entwicklungsprozesses gruppenspezifischer Vorurteile und Stereotypen von ihrer Entstehung bis hin zur feindseligen Aggression anhand eines Experiments,

- Prüfung des Realitätsbezugs des Experiments,

- Gruppenspezifische Einführung eines Ideologiebegriffs.

Diagnostikhypothesen:

- emotionales Unterrichtsklima,

- reger Diskussionsbedarf.

- Evaluation über:

- Präsentation,

- Beiträge.

Konkretisierte Kompetenzen:

- analysieren fallbeispielhaft Entstehung und Funktion von Vorurteilen, Stereotypen und Feindbildern in sozialen Gruppen (SK IF3),

- bewerten programmatische soziale und politische Aussagen unter den Kriterien der Vorurteils- und Ideologiehaftigkeit (UK IF3),

Übergeordnete Kompetenzen:

- identifizieren eindimensionale und hermetische Argumentationen ohne entwickelte Alternativen (MK 15),

- ermitteln typische Versatzstücke ideologischen Denkens (u.a. Vorurteile und Stereotypen, Ethnozentrismen, Chauvinismen, Rassismus, Biologismus) (MK 18),

- praktizieren selbstständig Formen demokratischen Sprechens und demokratischer Aushandlungsprozesse und übernehmen dabei Verantwortung für ihre Sprechhandlungen (HK 1).

soziologische Begriffsdefinition „Vorausurteil“ „Vorurteil" und „Stereotype“.

Ferienlager-Experiment (Robbers Cave - Experiment) von Muzafer Sherif (1. Teil: bis Festigung von Vorurteilen und Aggressionen),

soziologische Begriffsdefinition "Ideologie".

Sequenz 4: Vorurteile und Feindbilder verhindern! Prävention und Überwindung von Vorurteilen

- Wie können vorhandene Vorurteile überwunden werden?

- Wie kann man gegen die Entstehung von Vorurteilen vorbeugen?

- Brainstorming zu Maßnahmen zur Überwindung von Vorurteilen (z. B. aufeinander zugehen, integrative Maßnahmen ergreifen, gemeinsam arbeiten, lernen, Probleme lösen, Vorurteile entlarven und aufbrechen, vorurteilsfreie Erziehung und Sozialisation, etc.).

- Analyse einer Möglichkeit des Abbaus von Vorurteilen in sozialen Gruppen anhand eines Experiments (Abbau von Vorurteilen durch das Kennenlernen des "Fremden"),

- Abgleich der Ergebnisse des Experiments mit den zu Anfang erstellten Vermutungen,

- Entwicklung komplexerer und dennoch realisierbarer Konzepte bzw. Projekte zur Überwindung von Vorurteilen und Durchführung dieser innerhalb oder außerhalb der Schule,

- fächerübergreifende Kooperation erwünscht, insbesondere mit den Fach Psychologie, Pädagogik und Geschichte / Sozialwissenschaften.

Diagnostikhypothesen:

- Studierende verfügen über diffuse, fachlich unreflektierte Vorstellungen für Problemlösungen.

Evaluation über:

- Beiträge,

- Dokumentation,

- Maßnahmen.

Übergeordnete Kompetenzen:

- präsentieren Lösungsansätze, Alternativen oder Verbesserungsvorschläge zu einer konkreten gesellschaftlichen Problemstellung (MK 7),

- entwickeln aus der Analyse zunehmend komplexerer gesellschaftlicher Konflikte angemessene Lösungsstrategien und wenden diese an (HK 3),

- entwickeln eine soziologisch relevante Projektidee und führen diese ggf. selbstverantwortlich innerhalb bzw. außerhalb der Schule durch (HK 5).

Ferienlager-Experiment (Robbers Cave - Experiment) von Muzafer Sherif (2.Teil: Überwindung von Vorurteilen).

Zeitbedarf: 20 Stunden

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