Alle Kinder haben bis zum Schuleintritt bereits
vielfältige
Erfahrungen im mündlichen Sprachhandeln gemacht: sie haben
beim Sprechen und beim verstehenden Zuhören Wortschatz,
Grammatik, Sprechmuster und Kommunikationsstrategien entwickelt.
Dadurch wurden sie beim bisherigen alltäglichen
Miteinandersprechen auch zunehmend handlungsfähiger.
In der Schule wird der größte Teil des
Sprachhandelns ebenfalls mündlich sein, sich also im
Miteinandersprechen und Zuhören vollziehen. Neue
Sprechhandlungssituationen erfordern erweiterte Fähigkeiten
wie das Kommunizieren in großen und kleinen Gruppen, das
Anwenden von Fachsprache, die Verständigung über
unterschiedliche Inhalte und die Auseinandersetzung in einer
Gemeinschaft.
Ausgehend von den unterschiedlichen Vorerfahrungen der Kinder werden
ihre kommunikativen Fähigkeiten in alltäglichen und
gezielten bedeutungsvollen Sprechsituationen weiterentwickelt. Ihr
Einblick in teilkommunikative Prozesse wird erweitert und
metasprachliche Reflexionen werden angeregt.
Der Lernprozess im Unterricht vollzieht sich im Erleben und Wahrnehmen
von Sprechen und Zuhören, im Reflektieren
ausgeführter Sprechhandlungen und im Erproben und
Üben von Sprechhandlungsalternativen. Gesprächsregeln
werden gemeinsam entwickelt und vereinbart, um den Prozess des
gemeinsamen Lernens und Arbeitens zu stützen.
Eine mögliche sinnvolle Schrittfolge
für den
Lernprozess der Kinder kann folgendermaßen
aussehen:
- sich und andere in Gesprächssituationen
erleben,
- auf einen Impuls oder eine Störung
hin das
Gesprächsverhalten oder Probleme wahrnehmen und
formulieren,
- das Verhalten reflektieren und
Lösungen suchen,
- Regeln formulieren,
Handlungsabfolgen entwickeln,
- in weiteren Gesprächssituationen das
Verhalten
erproben und üben.
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Gespräche
führen im Alltag
Gespräche führen im Schulalltag |
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Gespräch |
Gespräche
erleben
Verhalten und Probleme wahrnehmen
und reflektieren
Regeln aufstellen, erproben
und üben |
als Lerngegenstand |
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Verhalten
verinnerlichen
Gespräche führen im Alltag
Gespräche führen im Schulalltag |
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Der Lernprozess geht über das bewusste Erleben zur Reflexion,
von wo aus neue Handlungsalternativen entwickelt werden
können. Er vollzieht sich in nicht linearen langfristigen
Entwicklungen.
Um eine Atmosphäre des Vertrauens und der gegenseitigen
Akzeptanz für den Lernprozess der Kinder zu schaffen, sind
folgende konstituierende Merkmale einer Gesprächskultur
herzustellen:
- eine Atmosphäre, die das Sprechen und
Zuhören fördert,
- eine Vielfalt von Sprech- und
Gesprächssituationen,
- bedeutsame Inhalte, über die es sich zu sprechen
lohnt,
- das Aufstellen und Einhalten von
Gesprächsregeln,
- Übungssituationen, in denen mündliches
Sprachhandeln erprobt werden kann,
- Metakommunikation, in der Kinder über ihr
Miteinandersprechen sprechen.
Mündliches Sprachhandeln durchzieht mit solchen
Lernmöglichkeiten allen Unterricht und das Schulleben; es ist
Bildungsaufgabe in allen Fächern. Im Deutschunterricht ist
seine planvolle Weiterentwicklung in besonderer Weise sichtbar:
- Gespräche erleben
- Verhalten und Probleme wahrnehmen und reflektieren
- Gespräch als Lerngegenstand
Regeln aufstellen erproben und üben
- Gespräche führen im Alltag
- Gespräche führen im Schulalltag
- Verhalten verinnerlichen.