Didaktischer Hintergrund: u.a. traditionelle und grafische Notation

Bei musikalischen Aktionen werden unterschiedliche Formen der Notation als Hör-, Spiel- und Merkhilfe verwendet. Die gebräuchlichsten seien hier aufgeführt:

Traditionelle Notation

Sie legt durch das Notenliniensystem, die Notenschlüssel, die Notenwertzeichen, die Zahlen, die Taktstriche und die Buchstaben die musikalischen Darstellungsmittel von Tonhöhe, Tondauer, Metrum, Tempo und Dynamik fest. Die Kenntnis der traditionellen Notenschrift ist eine unerlässliche Voraussetzung zum Erlernen und Spielen eines „Kulturinstruments“. Folglich steht ein Notenlehrgang für eine bestimmte Zeit im Mittelpunkt von Instrumentalunterricht, wie ihn z. B. die Musikschulen anbieten.
Im Musikunterricht der Grundschule mit seinen verschiedenen Handlungsbereichen hat die traditionelle Notation jedoch einen anderen Stellenwert. Hier darf es keinen Notenlehrgang im herkömmlichen Sinn als Selbstzweck geben, denn der Gebrauch von Notation ergibt sich immer aus der Beschäftigung mit den anderen Inhalten des Musikunterrichts. Beim Erarbeiten und Üben von Liedern stellt die traditionell notierte Melodie mit zugehörigem Text eine unverzichtbare Anschauungshilfe dar.

Zur Schulung des Kontaktes zum Notenbild bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, die durchaus Spielcharakter haben können, z. B.:
Grafische Notation*
* vgl. Kapitel „Komponieren“, S. 2ff., in: Lehrerfortbildung in NRW, Musik in der Grundschule, unveröffentlichte Neubearbeitung des vom Staatl. Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung des Landes Rheinland-Pfalz (SIL) Speyer übernommenen Materials, hg. vom Landesinstitut für Schule und Weiterbildung Soest 1998

Die grafische Notation entstammt der Neuen Musik des vorigen Jahrhunderts und bietet den Vorteil, dass zu ihrer Beherrschung so gut wie keine Vorkenntnisse erforderlich sind. Ihre Festlegungen sind relativ unpräzise. Sie korrespondiert besonders gut mit dem Klangcharakter und den Spielweisen der Instrumente, welche die Kinder in der Schule benutzen, und erlaubt ihnen die kreative Visualisierung von ungewöhnlichen Klangerfindungen.

Musikalische Parameter werden dabei folgendermaßen dargestellt:

Parameter: Darstellung durch:
Tonhöhe Zeichenhöhe
Tonlänge Zeichenlänge
Lautstärke Zeichengröße

Folgende Klangarten treten auf:*
* s. Kapitel „Instrumente“, S. 9ff., ebenda

Punktklänge

Kurze, sofort verklingende Töne (staccato); dafür geeignete Instrumente sind Handtrommel, Pauke, Klanghölzer, Rassel, Holzblocktrommel, Xylophon, Metallophon, Glockenspiel mit liegenbleibendem Schlägel gespielt, auch sehr kurz gespielte Blasinstrumente, abgedämpftes Klavier, gezupfte Streichinstrumente, entsprechende Elementarinstrumente.

Schwebeklänge

Nachklingende Klänge (decrescendo); dafür geeignete Instrumente sind Metallophon, Glockenspiel, Triangel, Cymbel, auch Klavier mit getretenem rechten Pedal oder gedrückt gehaltener Taste, Cembalo mit gedrückt gehaltener Taste, Vibraphon.

Liegeklänge

Anhaltende, liegenbleibende Klänge, im Sinne von „tenuto“; dafür geeignete Instrumente sind Blockflöte, geblasene/r Flasche oder Schlüssel, mit feuchtem Finger geriebenes Weinglas, auch Orgel, Keyboard, Akkordeon, Melodica, Streichinstrument.

Bewegungsklänge

In sich unruhige, rasch sich bewegende Klänge; dafür geeignete Instrumente sind Rassel, Schellenkranz, Schellentrommel, rasches Fingerspiel auf Fellinstrumenten, rasches Tremolospiel auf Becken oder Stabspielinstrumenten (Spieltechnik:Hier fehlt ein kleines Bild ), Triller auf Melodieinstrumenten, auch Dosen und Schachteln, mit verschiedenen Materialien gefüllt, schütteln, Schlüsselbund schütteln.

Gleitklänge
Mehrere benachbarte Töne als Zusammenklang; größtes Intervall ist die Sekunde, kleinstes nicht bestimmbar.


Fast stufenlos auf- und/oder absteigende Klänge (glissando); dafür geeignete Instrumente sind Stabspiele, mit Schlägeln über die Stäbe streichen, Blockflötenkopf, beim Blasen die Rohröffnung mit der Hand öffnen und schließen, auch Klavier, über die Tasten oder Saiten streichen, Violine, Stimme.

Schichtklänge

als Punktklang
als Liegeklang
als Schwebeklang
als Gleitklang
als Bewegungsklang
als Gleit-Bewegungsklang


Dafür geeignete Instrumente sind Stabspiele, mit einer einzelnen, quer gehaltenen Klangplatte die anderen Platten anschlagen,

für Schichtklänge und für Schichtklänge als Bewegungsklang, mit je zwei Schlägeln in jeder Hand auf dem Stabspiel spielen, bei Klavier oder Klaviersaiten, Orgel, Keyboard, Akkordeon, Melodica mit den Fingern über die Tasten/Saiten gleiten.

Bedeutung der Zusätze:

Schichtklang als Punktklang
Schichtklang als Schwebeklang
Schichtklang als Bewegungsklang


Bild-Notation*
* vgl. Kapitel „Komponieren“, S. 2f., in: Lehrerfortbildung in NRW, Musik in der Grundschule, unveröffentlichte Neubearbeitung des vom Staatl. Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung des Landes Rheinland-Pfalz (SIL) Speyer übernommenen Materials, hg. vom Landesinstitut für Schule und Weiterbildung Soest 1998

Sie dient in erster Linie als Gedächtnisstütze, aber auch zur Kontrolle. Die Kinder nutzen Bilder als Auslöser zur Verklanglichung und Komposition oder auch Instrumentenbilder, um eine Reihenfolge festzulegen.

Bei der rhythmischen Liedbegleitung können Instrumentensymbole (Ikonen) über der jeweiligen Melodienote die Stelle markieren, welche durch den Klang eines bestimmten Instruments akzentuiert werden soll.

Gebräuchliche Ikonen für Instrumente sind*:
* s. Heft Klangspiele, S. 9, in: Lehrerfortbildung in NRW, a.a.O.


Buchstabennotation

Hier werden die anzuschlagenden Töne als Buchstaben mit ihrem Namen angegeben, z. B. für das Bass-Xylophon (siehe auch unter dem Stichwort Spiel-mit-Stücke „Banana Boat“).

Musikalische Grafik*

Sie ist eine besonders kreative, an keine festgelegten, allgemeingültigen Zeichen gebundene Form der Notation. In der Schule kann sie zum Komponieren benutzt werden, wenn sie in vorgegebener Form interpretiert und verklanglicht wird und die Kinder anschließend eine eigene musikalische Grafik erfinden und in Klang umsetzen.

Verbalnotation*
* vgl. Kapitel „Komponieren“, S. 2f., in: Lehrerfortbildung in NRW, Musik in der Grundschule, unveröffentlichte Neubearbeitung des vom Staatl. Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung des Landes Rheinland-Pfalz (SIL) Speyer übernommenen Materials, hg. vom Landesinstitut für Schule und Weiterbildung Soest 1998

Sie findet in der modernen Musik zunehmend Anwendung. Für die Kinder gehört sie zu den beliebten Möglichkeiten, musikalische Ideen festzuhalten. Beispiele:
Oder (als „Parakomposition“ zu Haydns letztem Satz der „Abschiedssinfonie“):