Bei musikalischen Aktionen werden unterschiedliche Formen der
Notation als Hör-, Spiel- und Merkhilfe verwendet. Die
gebräuchlichsten seien hier aufgeführt:
Traditionelle
Notation
Sie legt durch das Notenliniensystem, die
Notenschlüssel, die Notenwertzeichen, die Zahlen, die
Taktstriche und die Buchstaben die musikalischen Darstellungsmittel von
Tonhöhe, Tondauer, Metrum, Tempo und Dynamik fest. Die
Kenntnis der traditionellen Notenschrift ist eine
unerlässliche Voraussetzung zum Erlernen und Spielen eines
„Kulturinstruments“. Folglich steht ein
Notenlehrgang für eine bestimmte Zeit im Mittelpunkt von
Instrumentalunterricht, wie ihn z. B. die Musikschulen anbieten.
Im Musikunterricht der Grundschule mit seinen verschiedenen
Handlungsbereichen hat die traditionelle Notation jedoch einen anderen
Stellenwert. Hier darf es keinen Notenlehrgang im
herkömmlichen Sinn als Selbstzweck geben, denn der Gebrauch
von Notation ergibt sich immer aus der Beschäftigung mit den
anderen Inhalten des Musikunterrichts. Beim Erarbeiten und
Üben von Liedern stellt die traditionell notierte Melodie mit
zugehörigem Text eine unverzichtbare Anschauungshilfe dar.
Zur
Schulung des
Kontaktes zum Notenbild bieten sich verschiedene
Möglichkeiten an, die durchaus Spielcharakter haben
können, z. B.:
- Optische
Analyse des Notenbildes mit Klangvermutungen
(„Welche Zeilen sind gleich? Welche ähnlich? Worin
unterscheiden sie sich?“)
- Zuordnen des
Gehörten zum notierten Melodieausschnitt
(„Welche Zeile habe ich geklatscht/gespielt? Zeige,
singe/klatsche zur Kontrolle mit!“)
- Hörendes
Verfolgen der notierten Tonfolge („Ich singe das
Lied auf ‚dü’ – so
ähnlich klingt eine Flöte – vor. Irgendwo
höre ich plötzlich auf. Wer kann mir die Textsilbe
nennen, die unter dem zuletzt gesungenen Ton steht?“
„Rundfunkspiel“, weil das Radio, d. h. die Musik,
plötzlich abgeschaltet wird. Es eignet sich hervorragend zum
Erlernen syllabischer Melodien, d. h. solcher, bei denen jeder Ton eine
eigene Textsilbe besitzt. Man fängt immer wieder von vorne an
und wählt die gesungenen Passagen immer
länger.)
- Fehlersuche
(„Ich spiele die Melodie vor. Wenn du willst, kannst du
mitsummen. Hebe die Hand, wenn ich einen Fehler mache. Kannst du ihn
erklären?“)
Grafische Notation*
* vgl.
Kapitel „Komponieren“, S. 2ff., in:
Lehrerfortbildung in NRW, Musik in
der Grundschule, unveröffentlichte Neubearbeitung des vom
Staatl.
Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung des Landes
Rheinland-Pfalz
(SIL) Speyer übernommenen Materials, hg. vom Landesinstitut
für Schule
und Weiterbildung Soest 1998
Die grafische Notation entstammt der Neuen Musik des vorigen
Jahrhunderts und bietet den Vorteil, dass zu ihrer Beherrschung so gut
wie keine Vorkenntnisse erforderlich sind. Ihre Festlegungen sind
relativ unpräzise. Sie korrespondiert besonders gut mit dem
Klangcharakter und den Spielweisen der Instrumente, welche die Kinder
in der Schule benutzen, und erlaubt ihnen die kreative Visualisierung
von ungewöhnlichen Klangerfindungen.
Musikalische Parameter werden dabei folgendermaßen
dargestellt:
Parameter: |
Darstellung durch: |
Tonhöhe |
Zeichenhöhe |
Tonlänge |
Zeichenlänge |
Lautstärke |
Zeichengröße |
Folgende
Klangarten
treten auf:*
* s.
Kapitel „Instrumente“, S. 9ff., ebenda
Punktklänge
Kurze, sofort verklingende Töne (staccato); dafür
geeignete Instrumente sind Handtrommel, Pauke, Klanghölzer,
Rassel, Holzblocktrommel, Xylophon, Metallophon, Glockenspiel mit
liegenbleibendem Schlägel gespielt, auch sehr kurz gespielte
Blasinstrumente, abgedämpftes Klavier, gezupfte
Streichinstrumente, entsprechende Elementarinstrumente.
Schwebeklänge
Nachklingende Klänge (decrescendo); dafür geeignete
Instrumente sind Metallophon, Glockenspiel, Triangel, Cymbel, auch
Klavier mit getretenem rechten Pedal oder gedrückt gehaltener
Taste, Cembalo mit gedrückt gehaltener Taste, Vibraphon.
Liegeklänge
Anhaltende, liegenbleibende Klänge, im Sinne von
„tenuto“; dafür geeignete Instrumente sind
Blockflöte, geblasene/r Flasche oder Schlüssel, mit
feuchtem Finger geriebenes Weinglas, auch Orgel, Keyboard, Akkordeon,
Melodica, Streichinstrument.
Bewegungsklänge
In sich unruhige, rasch sich bewegende Klänge; dafür
geeignete Instrumente sind Rassel, Schellenkranz, Schellentrommel,
rasches Fingerspiel auf Fellinstrumenten, rasches Tremolospiel auf
Becken oder Stabspielinstrumenten (Spieltechnik:
Hier fehlt ein kleines Bild ), Triller auf
Melodieinstrumenten, auch Dosen und Schachteln, mit verschiedenen
Materialien gefüllt, schütteln,
Schlüsselbund schütteln.
Gleitklänge
Mehrere benachbarte Töne als Zusammenklang;
größtes Intervall ist die Sekunde, kleinstes nicht
bestimmbar.
Fast stufenlos auf- und/oder absteigende Klänge (glissando);
dafür geeignete Instrumente sind Stabspiele, mit
Schlägeln über die Stäbe streichen,
Blockflötenkopf, beim Blasen die Rohröffnung mit der
Hand öffnen und schließen, auch Klavier,
über die Tasten oder Saiten streichen, Violine, Stimme.
Schichtklänge
als Punktklang
|
als Liegeklang
|
als Schwebeklang
|
als Gleitklang
|
als Bewegungsklang
|
als Gleit-Bewegungsklang
|
Dafür geeignete Instrumente sind Stabspiele, mit einer
einzelnen, quer gehaltenen Klangplatte die anderen Platten anschlagen,
für Schichtklänge und für
Schichtklänge als Bewegungsklang, mit je zwei
Schlägeln in jeder Hand auf dem Stabspiel spielen, bei Klavier
oder Klaviersaiten, Orgel, Keyboard, Akkordeon, Melodica mit den
Fingern über die Tasten/Saiten gleiten.
Bedeutung der Zusätze:
Schichtklang als Punktklang |
|
Schichtklang als Schwebeklang |
|
Schichtklang als Bewegungsklang |
|
Bild-Notation*
* vgl.
Kapitel „Komponieren“, S. 2f., in:
Lehrerfortbildung in NRW, Musik in
der Grundschule, unveröffentlichte Neubearbeitung des vom
Staatl.
Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung des Landes
Rheinland-Pfalz
(SIL) Speyer übernommenen Materials, hg. vom Landesinstitut
für Schule
und Weiterbildung Soest 1998
Sie dient in erster Linie als Gedächtnisstütze, aber
auch zur Kontrolle. Die Kinder nutzen Bilder als Auslöser zur
Verklanglichung und Komposition oder auch Instrumentenbilder, um eine
Reihenfolge festzulegen.
Bei der rhythmischen Liedbegleitung können
Instrumentensymbole (Ikonen)
über der jeweiligen Melodienote die Stelle markieren, welche
durch den Klang eines bestimmten Instruments akzentuiert werden soll.
Gebräuchliche Ikonen für Instrumente sind*:
* s. Heft
„Klangspiele“,
S. 9, in: Lehrerfortbildung in NRW, a.a.O.
Buchstabennotation
Hier werden die anzuschlagenden Töne als Buchstaben mit ihrem
Namen angegeben, z. B. für das Bass-Xylophon (siehe
auch unter dem Stichwort
Spiel-mit-Stücke
„Banana
Boat“).
Musikalische Grafik*
Sie ist eine besonders kreative, an keine festgelegten,
allgemeingültigen Zeichen gebundene Form der Notation. In der
Schule kann sie zum Komponieren benutzt werden, wenn sie in
vorgegebener Form interpretiert und verklanglicht wird und die Kinder
anschließend eine eigene musikalische Grafik erfinden und in
Klang umsetzen.
Verbalnotation*
* vgl.
Kapitel „Komponieren“, S. 2f., in:
Lehrerfortbildung in NRW, Musik in
der Grundschule, unveröffentlichte Neubearbeitung des vom
Staatl.
Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung des Landes
Rheinland-Pfalz
(SIL) Speyer übernommenen Materials, hg. vom Landesinstitut
für Schule
und Weiterbildung Soest 1998
Sie findet in der modernen Musik zunehmend Anwendung. Für die
Kinder gehört sie zu den beliebten Möglichkeiten,
musikalische Ideen festzuhalten. Beispiele:
- Beginne nicht gleichzeitig mit einem anderen Spieler.
- Beginne mit kurzen Tönen.
- Gehe dann zu längeren Tönen über.
- Höre auf, wenn du den längsten Ton
gespielt hast, den du spielen kannst.
Oder (als „Parakomposition“ zu Haydns letztem Satz
der „Abschiedssinfonie“):
- Beginne gleichzeitig mit
allen Spielern.
- Höre nach
einiger Zeit in der besprochenen Reihenfolge auf zu spielen.
- Nimm dein
Instrument und verlasse leise die anderen Mitspieler.