Schwerpunkt: Förderformen
Ausgangslage:
Der Förderunterricht wurde vor dem Start des Projekts pauschal in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch im Klassenverband erteilt. Dies schränkte die Möglichkeit zur Differenzierung ein.
Um eine stärkere Individualisierung zu ermöglichen, wurden Fördergruppen mit thematischen Schwerpunkten (z. B. Rechtschreibung, Textproduktion) eingerichtet, die im Rahmen eines doppelstündigen Förderbands für alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe stattfinden. Wöchentliche Lernzeiten innerhalb des Fachunterrichts ergänzten die Förderung. Dabei blieb jedoch die Größe der Fördergruppen erhalten, Kommunikation und Koordination wurden erschwert, da die Lehrpersonen innerhalb der Förderkurse nicht zwingend die Fachlehrkräfte waren.
Zielsetzung:
Zentral bei der Entwicklung des Konzepts war die Optimierung der bisherigen Förderpraxis durch:
- das Aufbrechen bisheriger Förderstrukturen (z. B. die Fächerbindung im Klassenverband),
- die Einrichtung kleinerer Lerngruppen zum Zwecke verstärkter Differenzierung,
- die Möglichkeit zur Forderung von leistungsstarken Schülerinnen und Schülern,
- die Einführung überfachlicher Angebote, etwa zur Unterstützung im Rahmen der Lernorganisation und -methodik.
Darüber hinaus sollte das neue Konzept an die Bildungsbiografien der Schülerinnen und Schüler anknüpfen, dabei einen funktionierenden Übergang zum Gymnasium gewährleisten und flexibel sowie individuell mit den aktuellen Schülerbedarfen umgehen.
Organisation:
Die „Förderturm“-Stunden finden einmal wöchentlich in einer Doppelstunde statt, wobei die Schülerinnen und Schüler nach einer Auftaktphase (s.u.) an spezifischen Förder- oder Forderkursen teilnehmen. Eine vierteljährliche Überprüfung und Anpassung der Zuteilung hat sich bewährt.
Folgende Regelungen wurden getroffen:
- Die zur Verfügung stehenden Ergänzungsstunden werden für das Förderkonzept genutzt und parallelisiert.
- Pro Klasse werden zwei Förderkurse eingerichtet.
- Die Förderung findet innerhalb einer Jahrgangsstufe in klassenübergreifenden Kursen statt.
- Die Zuweisung erfolgt nach einer Diagnose in den Fächern und (anfangs) im Austausch mit den Grundschulen (v.a. Herner Lehrersprechtag als Modell zur Stärkung des Übergangs zum Gymnasium). Es gibt fächergebundene Forder- bzw. Fördergruppen in den Kernfächern sowie eine Coachinggruppe (Lernorganisation/-methodik) und eine Stretchinggruppe (Projekte aus verschiedenen Fachbereichen).
Die „Förderturm“-Stunden sind in der Erprobungsstufe fest im Stundenplan der Schülerinnen und Schüler verankert. Das Gesamtkonzept wird schrittweise gemeinsam installiert:
In den ersten Wochen des Schuljahres wird die Doppelstunde im Klassenverband verbracht. Den Schwerpunkt der Stunden bildet das soziale Miteinander. Die Schülerinnen und Schüler lernen sich z. B. durch gemeinsame Aktivitäten im Schulumfeld oder Bibliotheks- und Museumsbesuch gegenseitig kennen. Dies wird durch Elemente im Rahmen des Methodentrainings und der Diagnostik ergänzt. Das Otto-Hahn-Gymnasium besitzt diesbezüglich ein spiralförmig angelegtes Methodencurriculum, welches zunächst die Angleichung und Erweiterung der Lernmethoden vorsieht.
Nach den Herbstferien werden die Lernenden auf Grundlage der Diagnoseerkenntnisse, der Ergebnisse der ersten Klassenarbeiten und der Beobachtungen aus den ersten gemeinsamen Wochen sowie anhand individueller Bedürfnisse und Interessen in die Förder-, Forder-, Coaching- und Stretchinggruppen eingeteilt, wobei die unterrichtenden Lehrkräfte auch Fachlehrerinnen und -lehrer der Jahrgangsstufe sind. Die Schülerinnen und Schüler erhalten Trainings- und Diagnosebögen und konkrete Arbeitsaufträge.
Die Förderung selbst findet mithilfe von „Lernboxen“ statt. Sie enthalten passgenaue und leistungsdifferenzierte Materialien (Aufgaben und Lösungen) zu den Trainings- und Diagnosebögen. Die Schülerinnen und Schüler haben in den 90-minütigen Kursen Zugriff auf Hängeregister mit den Arbeitsmaterialien und können diese ihren individuellen Arbeitsaufträgen gemäß nutzen, was gleichsam die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler schult.
Die Lehrpersonen stehen dabei zur Beratung jederzeit zur Verfügung.
Weiterführende Materialien:
- Geplanter Ablauf der ersten beiden Schulwochen (PDF, 255 KB)
- Beispiele für Methodentage am Otto-Hahn-Gymnasium (PDF, 208 KB)
- Organisationsstruktur des Projektes „Förderturm" (PDF, 343 KB)
- Lernzeiten am Gymnasium – Rahmenbedingungen, Voraussetzungen und Praxisbeispiele (PDF, 990 KB)
Gerken, Ute (Hrsg.) (2014): Lernzeiten am Gymnasium – Rahmenbedingungen, Voraussetzungen und Praxisbeispiele. Lernpotenziale Heft 2, Münster: Serviceagentur "Ganztägig lernen" NRW, Institut für soziale Arbeit e.V.. Darin insbesondere Sassenhoff, Annette/Mooshage, Vera: Von der Lernzeit zum Förderturm, S. 43-44.