Ein Schultag mit Robin

Die Fotostory simuliert den Tagesablauf eines zwölfjährigen Schülers an einer Realschule mit Gemeinsamem Lernen im Jahrgang 6. Robin besuchte in der Grundschulzeit zunächst eine Schule des gemeinsamen Lernens und anschließend die Realschule. Er erhält sonderpädagogische Unterstützung im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung.

• Robin denkt:

  Vor dem Unterricht

  Frau Schneider denkt:

• Ich rede mit meinen Freunden über die neuesten Ereignisse.

  

  Heute kann Robin ein Gespräch führen, ohne sich angegriffen zu fühlen oder andere zu provozieren. Super!

• Wenn ich morgens zur Schule komme, gehe ich zuerst zu meinem Schließfach. Mein Stundenplan zeigt mir, welche Bücher und Materialien ich brauche.

  

  Toll, dass Robin es gelernt hat, sich direkt zu orientieren. Früher war das viel chaotischer…

• Robin denkt:

  Zu Unterrichtsbeginn

  Frau Schneider denkt:

• Alles klar:
  „Ich bin aufmerksam.“
  „Ich habe meine Sachen parat.“
  „Ich bin leise.“
  „Mein Nachbar ist fertig.“
  „Wir begrüßen uns freundlich.“

  

  Das Ritual "Give me five" hilft mir und meinem Kollegen, die Stunde zu eröffnen. Auch Robin genießt diese Sicherheit und achtet darauf, dass andere Schüler Regeln einhalten bzw. kommentiert Regelverletzungen.

• Gut, dass Papa noch nach dem Fußballspiel im Fernsehen daran gedacht hat, in den Planer zu gucken. So habe ich heute meine Mathesachen komplett dabei!

  

  Robin hatte im Schulplaner notiert, dass er seine Materialien besonders im Fach Mathematik besser pflegen und präsent haben soll. Der Planer gibt mir die Möglichkeit, Vereinbarungen festzuhalten und mit Robins Eltern in Kontakt zu bleiben. Auch die Fachlehrkräfte können auf diese Informationen zurückgreifen.

• Robin denkt:

  Während des Unterrichts

  Frau Schneider denkt:

• Hoffentlich nimmt Elisa mich dran, die mag ich ganz besonders. Aber es ist ganz schön schwer, darauf zu warten! Ich versuch’s mal mit lautem Schnipsen!

  

  Ich weiß, dass Robin an dieser Stelle besonders ungeduldig ist und es ihn anstrengt, auf eine Aufforderung zu warten.

• Schade, Frau Schneider ist nicht nur für mich da, sondern sie erklärt allen etwas an der Tafel. Was hat die da bloß unter dem Tuch? Und mit wem muss ich wohl zusammenarbeiten? Hoffentlich nicht mit Dennis, den mag ich nicht so sehr!

  

  Wir haben verabredet, dass in dieser Stunde das kooperative Lernen im Vordergrund stehen soll. Mein Kollege und ich haben uns abgesprochen, diese Kooperation auch in unserer eigenen Praxis des Lehrens zu verdeutlichen.

• Verabredungskarte? Oh Mensch, jetzt muss ich mit Ronja arbeiten. Die ist manchmal ganz schön schnell und das ist anstrengend für mich! Hoffentlich kann ich da mithalten. Und die schreibt immer so viel!

  

  Mit den Appointment Cards ersparen wir uns lange Debatten, das ist gut! Und gleichzeitig beobachte ich, dass Robin sich immer besser auch in schwierigere Situationen einfindet, denn er hat nur sehr vage „protestiert“ und beginnt schon, sich mit Ronja zu verständigen.

• Ich möchte so gerne etwas machen, aber jetzt muss ich auch noch so viel lesen! Außerdem wollte ich zu einer anderen Station, aber Ronja will ja immer bestimmen!

  

  Robin hat gelernt, seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und lässt auch die Vorschläge anderer gelten. Die häufige Übung kooperativer Lernformen hat hier Wirkung gezeigt.

• Ich hab mich heute genau an die Regeln gehalten und es hat mir Spaß gemacht.

  

  Zwar sollte Robin sich zum Unterrichtsinhalt äußern, aber ich freue mich trotzdem, dass er einen für ihn wichtigen Erfolg benennen konnte.

• Robin denkt:

  Außerunterrichtliche Situationen

  Frau Schneider denkt:

• Jetzt aber schnell! Ich will ja schnell raus, um mit Mirco zu spielen.

  

  Die pädagogischen Mitarbeiterinnen berichten, dass Robin sehr hastig isst und sein Essen kaum genießen kann. Offenbar steht er unter starker Anspannung.

• Das gibt’s doch gar nicht! Mirco will mit Dennis spielen, dabei hatten wir uns doch verabredet! Na warte, denen zeig ich’s!

  

  Eine Schulbegleiterin hat berichtet, dass Robin in der Pause spielende Kinder provoziert hat. Er kann einfach nicht akzeptieren, wenn seine eigenen Bedürfnisse nicht unmittelbar bedient werden. Zum Glück haben wir die Streitschlichter, so dass ich nicht direkt eingreifen muss. Die spielenden Kinder suchen sich selbst Hilfe.

• Heute ist Theater-AG. Toll, da kann ich mal in eine andere Rolle schlüpfen. Am liebsten wäre ich so wie Maxi, der kann das ganz toll. Ob ich wohl auch mal auf der Bühne Applaus erhalten werde?

  

  Der Leiter der Theater-AG hat berichtet, dass er noch nicht einschätzen kann, was aus dem Projekt wird, aber davon überzeugt ist, dass die Theaterarbeit sehr positive Effekte haben kann. Durch kleine Alltagsszenen wird dazu angeregt, das Verhalten zu reflektieren und das Schulklima zu verbessern.