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Implizite Strategien geschlechtersensibler Bildung

Bei impliziten Strategien werden Geschlechterunterschiede, die sich benachteiligend auswirken könnten, nicht ausdrücklich thematisiert und somit auch nicht hervorgehoben. Sie werden jedoch von der Lehrkraft bzw. pädagogischen Fachkraft wahrgenommen, reflektiert und im pädagogischen Handeln bewusst berücksichtigt. Implizite Vorgehensweisen geschlechtersensibler Bildung werden auch als Nicht-Dramatisierung (vgl. Debus 2012) bezeichnet.

Ein implizites, nicht-dramatisierendes pädagogisches Handeln besteht zum Beispiel darin, die Lernenden frei von geschlechterbezogenen Pauschalisierungen oder kontraproduktiven Betonungen von Geschlecht anzusprechen. Äußerungen wie „Kann mir bitte mal ein starker Junge beim Tragen helfen?“ oder „Für ein Mädchen bist du wirklich gut in Physik.“ reproduzieren und verstärken einengende Stereotype. Je nach Kontext können sie Lernende unter Druck setzen oder sie dazu veranlassen, in bestimmten Bereichen ein negatives Selbstbild zu entwickeln und Anstrengungsbereitschaft zu verlieren. Auch klischeefreie Unterrichtsmaterialien und eine möglichst gleichmäßige Repräsentanz der Geschlechter in verschiedenen schulischen Kontexten stellen wichtige Elemente einer impliziten geschlechtersensiblen Bildung dar.

Des Weiteren besteht implizite geschlechtersensible Bildung darin, im Sinne der individuellen Förderung an die unterschiedlichen, teils durch Geschlechtersozialisation geprägten Lernvoraussetzungen der Kinder und Jugendlichen anzuknüpfen – ohne zu pauschalisieren oder Stereotype zu verstärken. Es werden im Rahmen dieses Ansatzes also keine Angebote „für Mädchen“ oder „für Jungen“ gemacht, sondern Unterricht und Schulleben werden so gestaltet, dass jungen Menschen mit ihren verschiedenen – teils geschlechtstypischen und teils geschlechtsuntypischen – Fertigkeiten, Vorerfahrungen und Neigungen bestmöglich gefördert werden.

  • Faulstich-Wieland, Hannelore (1996): Abschied von der Koedukation?, in: Kleinau, Elke/ Opitz, Claudia (Hrsg): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung, Frankfurt am Main, S. 386-400.
  • Debus, Katharina (2012): Dramatisierung, Entdramatisierung und Nicht-Dramatisierung in der geschlechterreflektierten Bildung. Oder: (Wie) Kann ich geschlechterreflektiert arbeiten, ohne geschlechtsbezogene Stereotype zu verstärken?, in: Dissens e.V./ Debus, Katharina/ Könnecke, Bernard/ Schwerma, Klaus/ Stuve, Olaf (Hrsg.): Geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen an der Schule. Texte zu Pädagogik und Fortbildung rund um Jungen, Geschlecht und Bildung, Berlin, S. 149-158.
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