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Geschlechtersensibles Unterrichtsmaterial

Lernmittel sind für eine geschlechtersensible Bildung von großer Bedeutung, indem sie Lernende dabei unterstützen, ihre Potenziale ohne Einschränkung durch Stereotype zu entfalten. Außerdem tragen sie dazu bei, dass Lernende gleichstellungsorientierte Haltungen und Kompetenzen entwickeln bzw. ausbauen (vgl. Ziele geschlechtersensibler Bildung). Auf der anderen Seite können Lernmittel die Ziele einer geschlechtersensiblen Bildung jedoch auch behindern, zum Beispiel indem sie Geschlechterklischees abbilden, ohne zu einer kritischen Reflexion dieser anzuregen.

Aus diesem Grund ist es wichtig, bei der Entwicklung, Prüfung und Auswahl von Lernmitteln die Perspektive einer geschlechtersensiblen Bildung zu berücksichtigen. Die folgenden Impulsfragen sollen hierbei eine Unterstützung bieten. Dabei müssen nicht alle Reflexionsfragen für jedes Lernmittel von gleicher Relevanz sein. Beispielsweise lassen sich einige der dargestellten Aspekte in Lernmitteln für bestimmte Unterrichtsfächer gegebenenfalls leichter realisieren als in Lernmitteln für andere Fächer.

Sofern Lehrkräfte zu dem Schluss kommen sollten, dass Lernmittel oder einzelne Elemente von Lernmitteln nicht geschlechtersensibel sind, bietet es sich an, dies gemeinsam mit den Lernenden zu reflektieren.

 

1. Repräsentanz in Bildern

a) Werden Mädchen bzw. Frauen und Jungen bzw. Männer in einem ausgewogenen Verhältnis abgebildet (falls nein, vgl. auch im Folgenden Impulsfrage 3a)?

b) Sind auch Personen abgebildet, die nicht den gängigen Weiblichkeits- und Männlichkeitsidealen entsprechen oder nicht (eindeutig) als weiblich oder männlich „eingeordnet“ werden können?

c) Werden die verschiedenen Geschlechtergruppen hinsichtlich ihrer äußeren Erscheinung divers abgebildet, z. B. bezogen auf Alter, Hautfarbe, Behinderung, Größe, Figur, Stil (Kleidung, Frisur, usw.)?

d) Werden die verschiedenen Geschlechtergruppen in unterschiedlichsten Handlungs- und Beziehungskontexten vielfältig und klischeefrei dargestellt, z. B. im Hinblick auf Berufe, Sorgearbeit, Haushalt, Familie, Freundschaften, Hobbies und Freizeitaktivitäten, Politik und Gesellschaft?

e) Werden verschiedene Geschlechtergruppen in unterschiedlichen Rollen und Positionen in Hinblick auf Aktivität/Passivität und auf hierarchische Strukturen dargestellt?

f) Wird geschlechterbezogene Vielfalt möglichst auch innerhalb von Gruppen (z. B. Altersgruppen, Berufsgruppen, Religions- und Glaubensgemeinschaften) abgebildet?

g) Werden vielfältige Paarbeziehungen und Familienformen, aber auch solitäre Lebensweisen dargestellt (z. B. homo- und heterosexuelle Paare, Regenbogen-Familien, Patchwork-Familien, Ein-Eltern-Familien, Familien mit einem Kind und mehreren Kindern, Großfamilien, Familien mit pflegebedürftigen Menschen, Singles etc.)?

h) Werden LSBTIQ*-Personen nicht auf ihre sexuelle Orientierung bzw. geschlechtliche Identität reduziert, sondern in Situationen des Alltags gezeigt?

i) Werden positive Identifikationsmöglichkeiten für unterschiedlichste Menschen und Lebensentwürfe geboten?

 

2. Repräsentanz in Texten und weiteren Medien

a) Sind die Geschlechtergruppen in verschiedenen Textformen und weiteren Medien genauso vielfältig abgebildet wie auf der Bildebene (vgl. Impulsfragen unter 1.)?

b) Werden Werke (z. B. Texte, Musik, bildende Kunst, wissenschaftliche Errungenschaften, politische Leistungen) und Biografien von Frauen (Beispiele hier) ebenso häufig thematisiert wie von Männern? Falls eine ausgewogene Geschlechterrepräsentanz nicht möglich sein sollte, wird empfohlen, die historisch-gesellschaftlichen Ursachen hierfür zu thematisieren (vgl. Impulsfrage 3a).

c) Sind die Texte in geschlechtergerechter und diskriminierungsfreier Sprache verfasst? 

 

3. Inhaltliche Thematisierung von Genderaspekten 

a) Werden eventuelle Unterrepräsentanzen und/oder klischeehafte Darstellungen und Stereotypisierungen thematisiert, insbesondere hinsichtlich ihrer historisch-gesellschaftlichen Ursachen?

b) Inwiefern werden Genderthemen – auch im Querschnitt – aufgegriffen und dabei sinnvoll mit anderen Fachinhalten verknüpft?

c) Inwiefern werden dabei Kenntnisse, Kompetenzen und Haltungen gefördert, die auf Gleichberechtigung und Diskriminierungsfreiheit sowie auf eine selbstbestimmte Lebensgestaltung ohne Einschränkung durch Stereotype ausgerichtet sind?

d) Wird darauf geachtet, dass durch die Auseinandersetzung mit Genderfragen keine Verstärkung von Stereotypen erfolgt? Werden beispielsweise tendenzielle Geschlechterunterschiede differenziert, evidenzbasiert, unter Berücksichtigung ihrer Ursachen sowie im Zusammenhang mit anderen Diversitätsdimensionen thematisiert? 

 

4. Berücksichtigung vielfältiger Lernausgangslagen

a) Berücksichtigt das Lernmittel vielfältige Interessen und Lebenswelten der Lernenden (auch vor dem Hintergrund möglicher gender-, familien- und kulturbezogener Erfahrungen, ohne zu pauschalisieren oder nach Geschlecht zu differenzieren)?

b) Werden die Lernenden zur Erweiterung ihres Interessen- und Erfahrungshorizontes motiviert?

c) Bietet das Lernmittel didaktisch-methodische Zugänge, um Themen, die für die Lernenden herausfordernd sind, sensibel und diskriminierungsfrei zu bearbeiten?

 

 

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