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Schlüsselrolle von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften

Lehrkräften und weiteren pädagogischen Fachkräften kommt in der geschlechtersensiblen Bildung und Erziehung eine Schlüsselrolle zu. Sie brauchen professionsbezogene Genderkompetenz, um auf die Ziele geschlechtersensibler Bildung hinzuwirken und junge Menschen bestmöglich in ihrer Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.

Professionsbezogene Genderkompetenz beinhaltet erstens Grundlagenwissen zu den Dimensionen von Geschlecht sowie wissenschaftsbasierte Kenntnisse über Geschlechterunterschiede, Ursachen und Handlungsmöglichkeiten in den Fächern und Handlungsfeldern der Lehrkräfte und weiteren pädagogischen Fachkräfte.

Um geschlechtersensibel agieren zu können, bedarf es zweitens einer sorgfältigen Analyse der jeweiligen Ausgangslage: Wissenschaftliche Theorien und Studien stellen ein wichtiges Hintergrundwissen dar, sie sind jedoch nicht immer vollständig auf alle Lerngruppen und Individuen übertragbar. Um Kinder und Jugendliche individuell fördern und in der Entfaltung ihrer Potenziale unabhängig von Geschlechterstereotypen unterstützen zu können, ist eine valide Erfassung ihrer je individuellen Lernausgangslagen, -prozesse und -ergebnisse unabdingbar. Aufgrund gruppendynamischer Prozesse ist außerdem die jeweilige Lerngruppe insgesamt in den Blick zu nehmen.

Dabei ist es wichtig, dass Lehrkräfte und weitere pädagogische Fachkräfte eigene geschlechterbezogene Erfahrungen und Erwartungen reflektieren, um möglichen Wahrnehmungsverzerrungen und Zuschreibungen vorzubeugen. Wie alle Menschen sind auch Lehrkräfte und weitere pädagogische Fachkräfte durch Geschlechterbilder geprägt, die sich unbewusst auf ihre Wahrnehmung der Lernenden und auf den Umgang mit ihnen auswirken können. Beispielsweise gibt es Hinweise darauf, dass Lehrkräfte Leistungsdefizite im Fach Mathematik bei Jungen eher auf fehlenden Willen und bei Mädchen eher auf intellektuelle Mängel zurückführen (vgl. Budde 2009, S. 6).

Drittens beinhaltet Genderkompetenz immer auch eine Handlungs- und Interventionskompetenz, indem Lehrkräfte auf Basis ihrer Kenntnisse und Reflexionsprozesse agieren – in Kooperation mit dem Kollegium, den Eltern und den Lernenden selbst. Hierzu zählt insbesondere ein diskriminierungsfreies Verhalten, zum Beispiel in den Bereichen Leistungsbeurteilung, Umgang mit Regelverstößen und Aufmerksamkeitszuwendung. Außerdem sind die Strategien geschlechtersensibler Bildung kontextadäquat auszuwählen und gegebenenfalls zu kombinieren.

Ein weiteres wichtiges Element geschlechterbezogener Handlungskompetenz ist die Verwendung geschlechtergerechter Sprache. Sprache beschreibt nicht nur Wirklichkeit, sondern sie prägt Wahrnehmungen und nimmt Einfluss auf die mit der Sprache beschriebenen Verhältnisse. Es ist zum Beispiel belegt, dass viele Menschen Personenbezeichnungen deutlich stärker auf Männer als auf Frauen beziehen, wenn nur die männliche Sprachform (generisches Maskulinum) verwendet wird (vgl. z. B. Klein 2004, S. 304 f.). Ein Sprachgebrauch, der die Gleichstellung der Geschlechter zum Ausdruck bringt, ist nicht nur ein Gebot der Geschlechtergerechtigkeit, sondern im amtlichen Sprachgebrauch für Landesbedienstete nach den Vorgaben des nordrhein-westfälischen Landesgleichstellungsgesetzes (§ 4) verpflichtend.

Das Handeln der Lehrkräfte und weiteren pädagogischen Fachkräfte ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil sie als Vorbilder fungieren. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, Rollenvorstellungen und die eigene Geschlechtersozialisation zu reflektieren. So hat die Art und Weise, wie Lehrende selbst beispielsweise gesellschaftlichen Männlichkeits- und Weiblichkeitsanforderungen begegnen, einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die Lernenden.

Verwendete Literatur

Weiterführende Literatur

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