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Classroom-Management

Als Classroom-Management werden alle Gestaltungsprinzipien zusammengefasst, die einen effizienten, am individuellen Leistungsvermögen der einzelnen Schülerinnen und Schüler ausgerichteten und weitestgehend störungsfreien Unterricht gewährleisten.

Relevanz für die Praxis der individuellen Förderung

Ein funktionierendes Classroom-Management erleichtert die Planung, Durchführung und Evaluation des Unterrichts im Sinne der potenzialorientierten individuellen Förderung aller Schülerinnen und Schüler.

Die Prinzipien Gruppenaktivierung, Abwechslung und intellektuelle Herausforderung (Kounin) ermöglichen es allen Lernenden,

  • sich einbezogen zu fühlen,
  • aktiv zu handeln,
  • mit der Lehrkraft zu interagieren,
  • das eigene Arbeitsverhalten verbindlich zu reflektieren,
  • den eigenen Lernfortschritt mit Hilfe von Instrumenten selbst einzuschätzen.

Die im Folgenden aufgeführten pro- und reaktiven Dimensionen eines effektiven Classroom-Managements nach Evertson und Emmer liefern Gestaltungsimpulse und lassen sich je nach den gegebenen Bedingungen variieren.

Ziel ist es, dass der Klassenraum den Schülerinnen, Schülern und der Lehrkraft Orientierung, Sicherheit, Verhaltensklarheit und Schutz bietet. 

Dazu gehören:

  • eine durchdachte räumliche Struktur und Organisation, um zu gewährleisten, dass die Lehrkraft jederzeit alle Schülerinnen und Schüler sieht,
  • die Schaffung freier Verkehrswege, um schnell mit allen Schülerinnen und Schülern an ihren Plätzen interagieren zu können,
  • systematisch und transparent angeordnetes Material, z.B. beschriftet und übersichtlich an festen und gekennzeichneten Orten abgelegt,
  • eine auf das unterrichtliche Vorhaben angepasste Anordnung der Tische im Klassenraum,
  • die Mobilität der Tische für unterschiedliche Sozialformen,
  • ein fester Platz für ein Helfersystem (Helferkreis, Helferdinder, Haltestellen...),
  • in der Höhe verstellbare Tische für Gespräche zwischen Lehrkräften und Kindern auf Augenhöhe,
  • die Platzierung des Pults oder der bewusste Verzicht darauf, 
  • zusätzliche Rollhocker oder -stühle für Lehrkräfte zur individuellen Unterstützung während der Arbeitsphasen,
  • übersichtliche, nicht überfordernde Wand- und Tafelgestaltung und
  • sinnvolle, d.h. die Arbeitsabläufe erleichternde visuelle Unterrichtshilfen.
Zur Einführung und Einhaltung von Regeln und Verfahrensweisen bieten sich an:
  • die Positionierung positiv formulierter Klassenregeln an einem für alle gut sichtbaren Ort im Klassenraum, 
  • die Gesaltung von Helfersystemen nach folgenden Leitfragen: Welche Systeme sollen eingesetzt werden? Wer gibt die Hilfe? Wo und wie findet sie statt?

Transparenz bezüglich des erwarteten Verhaltens und transparente Konsequenzen bedingen sich gegenseitig: Positive und auch Grenzen aufzeigende Rückmeldungen durch die Lehrkraft verbunden mit Hinweisen zur sinnvollen, konreten Weiterarbeit unterstützen die Lernenden in ihrer positiven Selbsteinschätzung.

Die Grundlage eines positiven Klassenklimas sind positive Interaktionen zwischen Lehrkraft und Schülerinnen und Schülern. 

Dazu gehören

  • eine höfliche Sprache (bitte, danke, entschuldige bitte, mit Namen ansprechen),
  • eine ruhige Stimme, die Selbstkontrolle signalisiert,
  • eine positive Körpersprache,
  • häufiges Lob und Hervorheben von Positivem,
  • die Entwicklung eines Wir-Gefühls in der Klasse,
  • das bewusste Herstellen einer Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern, etwa durch Anknüpfen an ihre Interessen, "persönliche Info- und Stärkekarten", bezogen auf unterrichtliche und außerunterrichtliche Aktivitäten,
  • Lerncoaching als Weiterführung des Lobens.

Diagnostik meint

  • die gezielte Beobachtung der Lernenden,
  • die Dokumentation mit Hilfe von Beobachtungsbögen zur Erfassung der Lernvoraussetzungen und
  • die daraus resultierende Erstellung von Förder- bzw. Lern- und Entwicklungsplänen.

Eine angemessene Unterrichtsvorbereitung wird erreicht, 

  • indem der Unterricht an den Interessen der Schülerinnen und Schüler anknüpft, die Lehrkraft es also schafft, die Unterrichtsziele mit den persönlichen Zielen der Lernenden zu verbinden und damit einen Beitrag dazu leistet, dass sie zu verantwortlichen Akteurinnen und Akteuren ihres Lernprozesses werden, 
  • indem die Lehrkraft den Lerngegenstand und die Sozialformen entsprechend der Lernausgangslage der Schülerinnen und Schüler differenziert.

Die Verantwortlichkeit der Schülerinnen und Schüler hängt ab von 

  • der Unterrichtsphase (etwa: Ergebnispräsentation),
  • der jeweiligen Rollen in bestimmten Gruppenarbeitsphasen,
  • dem Wahrnehmen von Klassenämtern.

Eine Orientierung im Lernprozess wird erleichtert durch

  • eine transparente und mit visuellen Hilfsmitteln unterstützte Unterrichtsplanung,
  • die Fokussierung auf den Reflexionsschwerpunkt,
  • die auf die Schülerinnen und Schüler abgestimmte Interaktion und Instruktion,
  • differenziert bereitgestelltes Unterrichtsmaterial.

Die Schülerinnen und Schüler stehen bei kooperativen Lernformen in einem engen Austausch mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern und der Lehrkraft, indem Verantwortlichkeiten und konkret vereinbarte Kriterien für die Zusammenarbeit festgelegt werden, etwa durch

  • Rollenkarten,
  • Absprachen untereinander,
  • Visualisierung mithilfe von Checklisten.

Den Unterrichtsfluss kann die Lehrkraft gewährleisten durch z.B. 

  • Blickkkontakt,
  • nonverbale Signale,
  • Änderung der Sitzordnung,
  • physische Nähe,
  • Umlenken,
  • Umgestalten,
  • Spegeln.

11. Für Probleme planen

Verbindliche Absprachen im Kollegium helfen dabei, schon im Vorfeld für eventuell auftretende Probleme vorbereitet zu sein. Dies gilt ebenso für die Inanspruchnahme außerschulischer Partner.

Literaturhinweise

Eichhorn, C. (2015).  Classroom-Management. Stuttgart: Klett-Cotta.

Evertson, C. M. & Emmer, E. T. (2012): Classroom Management for Elementary Teachers. London: Pearson.    

Evertson, C. M. & Neal, K. W. (2006): Looking into Learning-Centered Classrooms. Implications for Classroom Management. Washington: National Education Association

Evertson, C. M.  Weinstein, C. S.(Hrsg) (2006): Handbook of Classroom Management. Mahwah: Lawrence Erlbaum Associates.

Heimlich, U. & Hillenbrand, C. & Wember, F. (2016): Förderschwerpunkt Lernen.

Sonderpädagogische Förderschwerpunkte in NRW. Ein Blick aus der Wissenschaft in die Praxis. Online-Broschürenservice Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen. Aufgerufen am 24.04.2023. Verfügbar unter: https://broschüren.nrw /sonderpaedagogische-foerderschwerpunkte/ home/#!/Homehttps://broschüren.nrw/sonderpaedagogische-foerderschwerpunkte /home/#!/Home

Helmke, A. (2009): Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Seelze: Kallmeyer.

Kounin, J. (1976): Techniken der Klassenführung. Stuttgart: Klett.

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