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Überblick über das Projekt

Idee und Intention

Die Idee zum Projekt „Kopfsache(n) – Kopfarbeit“ ist im Zuge eines Erasmus-Projekts entstanden. Im Rahmen des Projekts „I-dea - Inclusion, diversity and equity for all children” haben sich in der Zeit von September 2015 bis Mai 2017 Projektpartner aus drei europäischen Ländern (Island, Schweden, Deutschland) zum Austausch und mit dem Ziel der Verbesserung von inklusiven schulischen Strukturen zusammengeschlossen. Für den deutschen Projektpartner Hochsauerlandkreis (HSK) nahmen zwei Schulen (Gymnasium Laurentianum und Berufskolleg Brilon), das Schulamt für den HSK als Schulaufsicht und die Jugendkunstschule Schmallenberg als außerschulischer Vertreter teil.

Schon im frühen Verlauf wurden deutliche Unterschiede bezüglich der Auffassung und Umsetzung von Inklusion in den drei teilnehmenden Ländern deutlich. Bedingt durch die traditionelle Verschiedenartigkeit der jeweiligen Schulsysteme waren die Herausforderungen und Schwierigkeiten bezüglich inklusiver Prozessen in Schule andere. Sind es in Schweden und Island eher Themen der Organisation von inklusiven Prozessen, so stellt sich in deutschen Regelschulen noch häufig das Problem der Akzeptanz der Inklusion bei Lehrerinnen und Lehrern und somit das einer inklusionsförderlichen Haltung.  

Es entstand bei den deutschen Projektpartnerinnen und Partnern die Idee, ein schulisches Projekt zu entwickeln, das ein Initial im Rahmen der Entwicklung einer inklusionsförderlichen Haltung bei den Beteiligten sein kann. Ausgehend von den verschiedenen, multiprofessionellen Expertisen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer - Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer, Schulamtsdirektorin, Inklusionsfachberaterin und -berater, Inklusionskoordinatorin und -koordinator sowie einer Künstlerin, die Leiterin einer Jugendkunstschule ist - entstand so das Projekt „Kopfsache(n)-Kopfarbeit“, das künstlerisch-ästhetische Bildung als Motor für inklusive schulische Haltungs- und Entwicklungsprozesse nutzen möchte.

Materialien für den Kunstunterricht   Drei von Schüler_innen gemalte Bilder   Schüler zeigt seine Zeichnung   Köpfe aus Ton     

Ausstellungsplakat   Ausgestellte Tonköpfe   Ausstellung der Bilder   Mobilee     

Schülerzeichnung   Schülerzeichnung   Schülereichnungen     

Fotos aus dem Gymnasium Laurentianum, die Bildergalerie öffnet sich beim Klick auf ein Foto.

Durchführung

Die Planung und Konzeption des Projekts lagen beim Schulamt für den Hochsauerlandkreis und der Jugendkunstschule Schmallenberg. Gemeinsam mit dem Gymnasium Laurentianum wurde die Durchführung in der Schule geplant und eine zeitliche Struktur erstellt. Es wurden ein Projekt für Schülerinnen und Schüler („Kopf-Sache(n)“) und eine Werkstatt für Lehrkräfte („Kopfarbeit“) geplant.

Hospitationen

Um das Projekt möglichst eng an die Bedingungen und Bedürfnisse der Schule anzupassen, wurde eine Hospitationsphase vorgeschaltet. Die Leiterin der Jugendkunstschule Schmallenberg hospitierte im April 2016 zwei Tage in der Klasse 5a, in der das Schülerprojekt durchgeführt werden sollte. Im Mittelpunkt standen hier die Wahrnehmung der Schul- und Klassenkultur, soziale Interaktionen, aber auch die spezifische Lern- und Arbeitsatmosphäre und die räumlichen Voraussetzungen.

Vorstellung im Kollegium

Um Beteiligung und Transparenz zu schaffen, wurde das Projekt und seine Intention Anfang April 2016 allen Kolleginnen und Kollegen der Schule vorgestellt. Insbesondere der Ansatz der künstlerisch-ästhetischen Pädagogik als Zugang zur inklusiven Schul- und Unterrichtsentwicklung wurde thematisiert, um das Projekt von Workshops mit ausschließlich künstlerischen Intentionen abzugrenzen. Es wurden dem Kollegium außerdem ein Überblick über den zeitlichen Ablauf, die Arbeitsweise und die möglichen Inhalte der Einzelprojekte gegeben.

Projekt für Schülerinnen und Schüler „Kopfsache(n)“

Das Projekt für Schülerinnen und Schüler „Kopfsache(n)“ wurde im Mai 2016 mit der Klasse 5a der Schule durchgeführt. Als zeitlicher Umfang wurden 2 Schultage eingeplant, zur Vorbereitung (Kennenlernen der Beteiligten, Warmwerden mit verschiedenen kreativen Techniken) zweimal zwei Stunden.

Ziel des Projekts war das Wahrnehmen von Vielfalt, das Wertschätzen dieser innerhalb der Klasse, das Annehmen des Anderen wie sie oder er ist: Gelebte Empathie als Grundlage für ein inklusives Miteinander in einer Gemeinschaft.

Zum Thema “Portrait“ wurden den Schülerinnen und Schülern eine Vielzahl von kreativen Techniken angeboten, mit dem Ziel genau hinzusehen, Andersartigkeit wahrzunehmen, Verschiedenheit kreativ zu verarbeiten und darzustellen. So wurden Portraits gezeichnet, Drucke erstellt, großformatige Malereien geschaffen, aber auch Köpfe aus Ton modelliert und die Fotografie als Medium genutzt. Den Schülerinnen und Schülern wurden so konkrete Erfahrungen ermöglicht, die Bewusstheit für die Andersartigkeit und Einzigartigkeit (z.B. von Nasenformen, Augen, Kopfformen etc.) wahrzunehmen und als etwas Besonderes, Schönes und Schätzenswertes zu empfinden.

 „Wir mussten ganz genau hingucken, jetzt weiß ich wie Davids Brille aussieht.“

„Die Nase modellieren war echt schwer, ich wusste gar nicht, dass die alle unterschiedlich sind.“

„Viele Farben mussten wir mischen, z.B. braun. Tim konnte das richtig gut.“

Werkstatt für Lehrkräfte „Kopfarbeit“

Die Werkstatt für „Kopfarbeit“ war ein offenes Angebot an das Kollegium, sich kreativ-künstlerisch mit dem Thema Inklusion auseinander zu setzen.

Als Räumlichkeit wurde bewusst ein Raum außerhalb der Schule gewählt. In einem leer stehenden Ladenlokal mit großer Schaufensterfront mitten im Herzen von Arnsberg gelang es, einen veränderten Blickwinkel auf Schule einzunehmen, Ateliercharakter sowie „Schaffenslust“ zu erwecken und Transparenz nach außen zu vermitteln.

Ziel der Werkstatt war es, mit Hilfe künstlerisch-kreativer Techniken wie Malerei, Modellage, Fotografie, Tape-Art u.a. Erfahrungen zu ermöglichen, die inklusionsförderliche Haltungen und Prozesse bezogen auf Unterrichts- und Schulentwicklung positiv zu beeinflussen und initiieren.

So wurden Begriffe wie „Vielfalt“, „Übergang“ und „Hindernis“ fotografisch visualisiert als auch die These „Jeder Mensch ist anders“ malend, zeichnend und modellierend umgesetzt.

In zwischengeschalteten Gesprächsrunden wurde die kreative Arbeit auf die schulische und unterrichtliche Situation der Kolleginnen und Kollegen übertragen und Konsequenzen für die weiteren Aufgaben im inklusiven Kontext der Schule gezogen.

„Es ist schön, Zeit zu bekommen, über meine Einstellung, meine Haltung zu all dem Neuen, das zur Zeit in der Schule über uns kommt, nachzudenken und mit anderen sprechen zu können. Gut war es dabei, dass diese Themen gar nicht im Mittelpunkt standen, aber durch das Tun selbstverständlich präsent waren.“

„Mir hat es gezeigt, dass es wichtig ist, Raum für uns Lehrende zu schaffen, damit wir uns austauschen können und unsere Einstellungen, Ängste und Ideen für die weitere Arbeit im inklusiven Unterricht kennen lernen. Wenn wir nicht auf ein gemeinsames Ziel zu steuern, wird inklusiver Unterricht schwierig.“

Ausstellung und Vernissage

Im Juni 2016 wurden die Ergebnisse und Werke beider Projekte in einer gemeinsamen Ausstellung zusammengeführt. In einem freistehenden Ladenlokal in Arnsberg wurde im Rahmen einer feierlichen Vernissage mit allen beteiligten Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und weiteren geladenen Gästen eine einwöchige Ausstellung eröffnet. Schülerinnen und Schüler übernahmen während des Ausstellungszeitraums Galeriedienste und führten Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung. So wurde die Arbeit der Schule an inklusiven Haltungsprozessen transparent und öffentlich gemacht und die Kunstwerke aller Mitwirkenden honoriert.

Auswertung und Evaluation

Im Juli 2016 wurde das Projekt „Kopfsache(n) – Kopfarbeit“ gemeinsam von den beteiligten Institutionen ausgewertet und evaluiert: Inklusive Schul- und Unterrichtsentwicklung beginnt nicht unbedingt im Unterricht, sondern vielmehr auf der Stufe der individuellen Haltung, der Wahrnehmung von Unterschiedlichkeit, der persönlichen Einstellung gegenüber Vielfalt.

Auf dieser Ebene ergaben sich neue Gespräche und Ideen hinsichtlich einer Neuausrichtung eines gemeinsamen inklusiven Leitbildes und die zukünftige Weiterentwicklung des Laurentianums als inklusive Schule.

So diente das Projekt als Forum zum Austausch über Inklusion und konnte insbesondere im Kollegium Beteiligung schaffen. Das Wahrnehmen individueller Bedürfnisse des einzelnen Kindes oder Jugendlichen wurde nach Aussagen der Beteiligten gestärkt und der Bedarf eines veränderten Unterrichts bzw. einer veränderten Schule deutlich. Bestehende Konzepte der Schule sollen zukünftig im Hinblick inklusiver Schul- und Unterrichtsentwicklung überprüft und Bereiche wie die Überarbeitung schulinterner Curricula, Team- und Personalentwicklung, Fortbildungsplanung und Elternarbeit aus inklusivem Blickwinkel betrachtet werden.

Zielperspektive für die inklusive Schulentwicklung

Für die weitere inklusive Schulentwicklung am Gymnasium Laurentianum sollen die positiven Effekte des Projekts auch zukünftig nutzbar gemacht und multipliziert werden, indem das Projekt zukünftig fest in den Ablauf der Jahrgangsstufe 5 implementiert wird und so zur Förderung einer inklusiven Gemeinschaft beitragen kann.

Das Projekt „Kopfarbeit“ für Lehrerinnen und Lehrer bietet sich als eine Art „Auftakt“-Veranstaltung für Kolleginnen und Kollegen an, die neu in die Arbeit mit inklusiven Klassen am Laurentianum starten. Innerhalb einer offenen, kreativen und prozessorientierten Werkstatt kann so ohne Druck ein Zugang zu inklusiver Haltung entwickelt werden. Im Anschluss an die Werkstatt könnten sich dann weitere Fortbildungsangebote zu inklusiver Unterrichtsgestaltung, Teamentwicklung etc. anschließen.

Denkbar sind auch weitere künstlerisch-ästhetische Projekte innerhalb der Schulgemeinschaft, z.B. für Eltern, um alle an Schule Beteiligte in die inklusiven Schulentwicklungsprozesse des Gymnasiums Laurentianums mit einzubeziehen und sie an diesen partizipieren zu lassen.

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