Themenfeld 6: "Gesundheit/Mein Körper"
Methodisch-didaktische Überlegungen
Total Physical Response (TPR)
Für die Erarbeitung des Sprachmaterials zum Thema „Gesundheit/Mein Körper“ ist die Methode „Total Physical Response“ geeignet, die in den 1960er Jahren von Dr. James J. Asher entwickelt wurde. Häufig werden mit TPR auch die Begriffe „Körperlernen“ und „Verstehensmethode“ verknüpft. Beim TPR-Ansatz steht die Kombination von Sprachenlernen und Bewegung im Mittelpunkt. Die Lehrkraft gibt Anweisungen und die Lernenden führen diese unter Einsatz ihres ganzen Körpers aus. Ihr Sprachverständnis wird somit anhand ihrer nonverbalen Reaktion sichtbar.
Die handlungsorientierte Methode TPR fördert in erster Linie das Hörverstehen und ist zunächst stark lehrkraftzentriert. Durch die Übernahme der Sprecherfunktion durch eine Schülerin oder einen Schüler anstelle der Lehrkraft kann die Methode schüleraktivierender umgesetzt werden.
Beispiel: TPR zur Übung des Imperativs im Singular und im Plural
Die Lehrkraft erstellt zunächst eine Liste mit bekannten Ausdrücken bzw. Ausdrücken, die mit dieser Übung geübt oder wiederholt werden sollen, z. B. aufstehen, sich hinsetzen, hinlegen, essen, trinken, einatmen, (die Augen) schließen, den Mund öffnen, den Arm strecken, sich hinhocken/in die Hocke gehen, husten, sich umdrehen etc.
- Der Imperativ im Singular
Die Lehrkraft sagt den Namen einer Schülerin oder eines Schülers und gibt eine Anweisung, z. B. „Sarah, leg dich hin!“. Die Schülerin führt sie aus.
- Der Imperativ im Plural
Die Lehrkraft spricht die gesamte Klasse an und sagt z. B.: „Öffnet den Mund!“. Die Schülerinnen und Schüler reagieren entsprechend. Die Spannung kann gesteigert werden, indem die Lehrkraft nur einen Teil der Klasse anspricht, z. B.: „Alle Mädchen setzen sich hin!“ oder „Alle Schüler, die einen blauen Pullover anhaben, atmen tief ein!“
Hierbei können sich die Lernenden gegenseitig beobachtend korrigieren.
Sobald die Methode eingeführt ist und die Schülerinnen und Schüler mit dem Ablauf vertraut sind, können auch sie die Rolle der Sprecherin/des Sprechers übernehmen.
Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, kann man im Vorfeld gemeinsam Verben im Infinitiv sammeln. Die Schülerin/der Schüler mit der ansagenden Rolle bildet dann mit Hilfe eines aus der Sammlung entnommenen Infinitivs den Imperativ.
Textarbeit
In naturwissenschaftlichen Fächern verwendete Fachtexte weisen häufig einen hohen sprachlichen Komplexitätsgrad auf. Aus diesem Grund ist es zum Teil erforderlich, Texte formal und inhaltlich zu adaptieren (z. B. durch Vereinfachung unter Beibehaltung des Fachvokabulars, durch Anwendung der Methode „Scaffolding“).
Bei der Textarbeit mit typischen Fachtexten, die zu diesem Themenkreis gehören (z. B. naturwissenschaftliche Artikel, Beipackzettel für Medikamente, Rezepte, Ernährungspläne usw.) sollte die Lehrkraft nicht nur die Fachinhalte vermitteln, sondern auch die spezifische Struktur des Textes, die lexikalischen Besonderheiten (spezielle Terminologie, Abkürzungen, zusammengesetzte Nomen) und die komplexen grammatischen Erscheinungen (z. B. Passivkonstruktionen, Konjunktiv) in den Blick nehmen.
In diesem Zusammenhang eignet sich der Einsatz von Filmmaterial, das es den Lernenden ermöglicht, die Inhalte visuell und auditiv zu erfassen.
Einsatz digitaler Medien
WebQuests
Das „Quest“ in „WebQuest“ leitet sich von den „ritterlichen Abenteuerfahrten, die in der Literatur des Mittelalters beschrieben werden, ab, bezeichnet im Englischen aber auch eine anspruchsvolle Suche oder Nachforschung“. Beim WebQuest erhalten die Lernenden verschiedene Aufgabenstellungen, die sie unter Nutzung von Internetseiten, die vorgegeben werden, lösen sollen. Die Aufgaben werden von den Schülerinnen und Schülern eigeninitiativ mit Hilfe eines internetfähigen Mediums bearbeitet. Die Bearbeitung von WebQuests kann in verschiedenen Unterrichtsarrangements und in verschiedenen Sozialformen stattfinden, z. B. in der Freiarbeit, in Lernzeiten, in kooperativen Lernsettings wie Projektunterricht, bei der Erarbeitung eines neuen Themas.
Unter webquests.ch finden Sie ein Beispiel für ein WebQuest zum Thema „Gesunde Lebensweise“.
EDMOND-Medien nutzen
EDMOND NRW ist ein Angebot der kommunalen Medienzentren. Nach Registrierung beim regionalen Medienzentrum stehen der Lehrkraft kostenlos digitale Bildungsmedien zur Verfügung. Sie können heruntergeladen und auf den Rechnern der Schule gespeichert werden. Die Schülerinnen und Schüler haben somit z. B. die Möglichkeit, Filme im eigenen Tempo, ggf. auch mehrfach, anzusehen und die Fachinhalte zu entnehmen. EDMOND-Lizenzen beinhalten auch die Erlaubnis, die Medien zu bearbeiten. So können beispielsweise Screenshots aus einem Film entnommen und in eine Bildschirmpräsentation eingebaut werden.
Passend zu diesem Themenfeld stehen u. a. zwei Online- Medienpakete „Gesunde Ernährung“ zur Verfügung.
Sensibilisierung für kulturelle Unterschiede
Innerhalb der Lerngruppen kann es unterschiedliche Vorerfahrungen und Erwartungen bezüglich des Umgangs mit dem eigenen Körper, der Handhabung von Medikamenten oder des Ablaufs bei Arztbesuchen und in Apotheken geben. Insbesondere die (telefonische) Terminierung eines Arztbesuchs und die Anmeldung mit der Versichertenkarte am Empfang können im Unterricht thematisiert und mit den Erfahrungen der Lernenden aus ihren Herkunftsländern verglichen werden. In Deutschland ist es typisch, dass bei einem ersten Arztbesuch vor Behandlungsbeginn von den neuen Patienten ein Anamnesebogen und eine Datenschutzerklärung ausgefüllt und unterschrieben werden müssen. Dies kann für die Patientinnen und Patienten mit wenigen Erfahrungen im deutschen Gesundheitssystem sehr herausfordernd sein. Zum einen sind vielen solche Formulare aus ihren Herkunftsländern unbekannt, zum anderen sind ihre Deutschkenntnisse häufig noch nicht umfassend genug, um die Formulare verstehen zu können.
In bestimmten Kulturkreisen war es bisweilen üblich, dass hauptsächlich Männer Zugang zum Medizinstudium hatten und es daher auch hauptsächlich männliche Ärzte als Ansprechpartner gab. In Deutschland praktizieren sowohl Ärzte als auch Ärztinnen, was bei neu zugewanderten Patientinnen und Patienten zu Irritationen führen kann.
Bei Patientinnen aus anderen Kulturkreisen kann es sein, dass sie in Begleitung einer Vertrauensperson, die ggf. auch dolmetschen kann, in den Behandlungsraum kommen, um nicht alleine mit dem Arzt/der Ärztin zu sein und alles verstehen zu können. In Deutschland erfolgt die Begleitung durch eine Bezugsperson in der Regel nur bei minderjährigen Patientinnen und Patienten oder bei Menschen, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben.
Das Thema „Gesundheit/Körper“ wird in vielen Kulturen anders behandelt als in Deutschland. Das betrifft auch den Bereich der Körperhygiene (duschen, Zähne putzen, Hände waschen nach dem Toilettengang, Benutzung der Seife). Bisweilen erschweren die Wohnverhältnisse der neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler es, der täglichen Körperpflege nachzukommen. Demzufolge ist eine sensible Behandlung des gesamten Themenkomplexes in der Schule wichtig.
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Dr. Dagmar Missal
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