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1 Aufgaben und Ziele

Der katholische Religionsunterricht leistet einen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Bildung, indem er den Schülerinnen und Schülern Raum und Zeit gibt, existenzielle Fragen zu stellen, ihnen nachzugehen und sich mit Antworten auf der Grundlage des christlichen Glaubens katholischer Prägung auseinanderzusetzen. So erschließt der Religionsunterricht die religiösen Dimensionen der Wirklichkeit und trägt zur religiösen Bildung der Schülerinnen und Schüler bei. Als bekenntnisorientiertes Fach wird der konfessionelle Religionsunterricht gemäß Grundgesetz Art. 7 Abs. 3 und Art. 14 der Landesverfassung in Übereinstimmung mit den Grundsätzen und Lehren der jeweiligen Religionsgemeinschaft erteilt. Seine konfessionelle Ausrichtung wird durch die Konfessionalität der Lehrkräfte, ihre kirchliche Bevollmächtigung und den Lehrplan gewährleistet. Vor diesem Hintergrund vertritt die einzelne Lehrkraft als wichtige Ansprechpartnerin bzw. wichtiger Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler in Glaubens- und Lebensfragen glaubwürdig die Botschaft des Evangeliums. Die Entwicklung religiöser Bildung als Ziel berücksichtigt, sich am Subjekt zu orientieren, die Fähigkeit des Staunens und der sensiblen Wahrnehmung sowie die religiöse Sprach- und Deutungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu schulen. „Denn Religion eröffnet einen eigenen Zugang zur Wirklichkeit, der durch keinen anderen Modus der Welterfahrung ersetzt werden kann“ (1). Der katholische Religionsunterricht sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler dafür, ihre Selbstwahrnehmung zu schärfen, aber auch etwa durch Perspektivübernahme ihre Empathie gegenüber anderen zu stärken. Religiöse Bildung achtet die Würde jeder und jedes Einzelnen als von Gott geliebten Menschen, jenseits von etwaiger Funktionalität und Verwertbarkeit. Bildung im christlichen Kontext zielt auf die Verwirklichung der Bestimmung des Menschen zu einer von Gott gewollten Freiheit. Ebenso vermittelt sie die Achtung vor der Schöpfung und begründet von daher einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit den Lebensgrundlagen. In diesem Kontext werden die Schülerinnen und Schüler u. a. angeleitet, in religiösen und ethischen Fragen begründet zu urteilen. Darüber hinaus erlangen die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit, am religiösen Dialog teilzunehmen und ihren Standpunkt argumentativ zu vertreten. Deshalb ist es wichtig, den Schülerinnen und Schülern im Grundschulalter einen verstehenden Zugang zu religiösen Weltdeutungen und Lebensweisen zu ermöglichen, die Frage nach Gott wachzuhalten und sie schrittweise zu verantwortungsbewusstem Denken und Verhalten im Hinblick auf Religion und Glaube zu befähigen. Dies gelingt nur, wenn die christliche Botschaft und der Glaube an Gott und Jesus Christus im Sinne des didaktischen Prinzips der Korrelation in Wechselbeziehung zur Lebenswirklichkeit, zu den Erfahrungen und den Fragen der Schülerinnen und Schüler gebracht werden.

Vor diesem Hintergrund steht das Fach Katholische Religionslehre vor den drei zentralen Aufgaben,

  • lebensbedeutsames Grundwissen über den Glauben der katholischen Kirche sowie andere Konfessionen und Religionen zu vermitteln,
  • Begegnungen mit Formen gelebten Glaubens zu ermöglichen, diese zu reflektieren und dadurch mit ihnen vertraut zu werden sowie
  • die religiöse Dialog- und Urteilsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln und zu fördern.(2)

Das im katholischen Religionsunterricht zu vermittelnde Grundwissen orientiert sich an dem Bekenntnis der Kirche zu Jesus Christus. Sein Zeugnis steht im Zentrum des christlichen Glaubens. Das Grundwissen umfasst vor allem das Verstehen der verschiedenen Sprach- und Ausdrucksformen religiöser Welterfahrung: Symbole, Bilder, biblische Erzählungen und Gebetsformen sowie Werte und Weisungen zur Lebensgestaltung. Zu diesem Wissen gehören auch Kenntnisse über unterschiedliche Konfessionen und andere Religionen, insbesondere des Judentums und des Islams. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zu einem kompetenten, wissensbasierten Handeln anzuleiten. Hierbei eröffnet der katholische Religionsunterricht verschiedene, auch performative, Zugänge zu den Inhalten des Faches.

Der Religionsunterricht ist ein zentraler Ort der Begegnung mit dem katholischen Glauben. Diese Begegnung ist altersangemessen und individualisiert zu gestalten, so dass Schülerinnen und Schüler sich mit Sprach- und Ausdrucksformen des Glaubens vertraut machen können, die von ihnen ganzheitlich wahrgenommen, bestaunt, befragt und gedeutet werden können.

Die elementaren Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler spiegeln die gesellschaftlichen Haltungen zu Religion, Glaube und Kirche. Hier knüpft das Lernen in der Primarstufe zum einen an frühkindlicher religionspädagogischer Bildung und Erfahrung, etwa in der Familie oder der Kindertagesstätte, an. Andererseits bietet das Fach für viele von ihnen die erste Möglichkeit, religiösen Inhalten und gläubigen Menschen zu begegnen sowie sich über ein mögliches Gemeindeleben und die Kirchenräume auszutauschen.

Der katholische Religionsunterricht bietet Raum für die Entwicklung und Ausbildung einer Fragehaltung zu existenziellen und religiösen Themen und nimmt dabei die Fragen und Antwortversuche der Kinder ernst. Er eröffnet den Schülerinnen und Schülern vor dem Hintergrund christlicher Antwortperspektiven Möglichkeiten zum Aufbau und zur Entwicklung einer eigenen religiösen Identität und zur Werteentwicklung. Dies schließt auch eine altersangemessene bzw. individualisierte Auseinandersetzung mit erfahrenen und gelebten Rollenmustern mit ein.

Im Religionsunterricht werden die Schülerinnen und Schüler auch befähigt, die Symbolsprache des christlichen Glaubens mit Inhalt zu füllen und Symbole in ihrer Mehrdimensionalität wahrzunehmen. Hier entdecken Schülerinnen und Schüler die Welt und die Dinge des Alltags neu und tiefer und können dadurch Zugänge zur Transzendenz und zu Gott gewinnen.

Das Erzählen ist eine Grundform der jüdisch-christlichen Überlieferung. Es gilt, diese Tradition im Religionsunterricht aufrecht und lebendig zu erhalten. Biblische Inhalte erzählend nahezubringen, bietet den Schülerinnen und Schülern eine ganzheitliche Auseinandersetzung und Vergegenwärtigung der biblischen Geschichten.

Die Kooperation von katholischer und evangelischer Religionslehre ermöglicht es in besonderer Weise, die Frage nach der Bedeutung der Zugehörigkeit oder auch Nicht-Zugehörigkeit zu einer Konfession für die eigene Lebensgestaltung zu reflektieren und ein Bewusstsein für die Bedeutung von Konfessionalität und für den Reichtum christlichen Lebens zu entwickeln, den es im interkonfessionellen Dialog zu erschließen gilt.

In seiner konfessionellen Ausprägung kann der Lehrplan auch im Rahmen eines konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts realisiert werden, sofern dieser genehmigt ist.

Schulgottesdienste oder entsprechende liturgische Angebote, wie etwa Andachten, ergänzen und bereichern den Religionsunterricht und das Schulleben, indem sie den Schülerinnen und Schülern Erfahrungsmöglichkeiten mit gelebtem und gefeiertem Glauben vermitteln. Ebenso besteht die Möglichkeit, über die Seelsorgestunde den Kontakt zur Kirchengemeinde herzustellen.

Gemäß dem Bildungsauftrag der Primarstufe leistet das Fach Katholische Religionslehre einen Beitrag dazu, den Schülerinnen und Schülern elementare Fähigkeiten, Kenntnisse, Fertigkeiten und Werthaltungen zu vermitteln und damit eine Grundlage für die weitere Schullaufbahn zu legen.

Es ist Aufgabe der Primarstufe, die Fähigkeiten, Interessen und Neigungen aller Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und sie mit den Anforderungen fachlichen und fächerübergreifenden Lernens zu verbinden. Die in den Lehrplänen beschriebenen Kompetenzerwartungen stellen eine Bezugsnorm für das Gemeinsame Lernen dar, da die Kompetenzen in unterschiedlichem Umfang, in unterschiedlichem Anforderungsniveau und Komplexität erworben werden können.

Mit Eintritt in die Primarstufe verfügt jedes Kind über sehr individuelle Lern- und Bildungserfahrungen. In Ergänzung der frühkindlichen Bildung in der Familie gehört zu den Aufgaben des Elementarbereichs die ganzheitliche Förderung des Kindes in der Entwicklung seiner Persönlichkeit durch informelle, erkundende und spielerische Lernformen. Im Sinne eines Kontinuums greift die Primarstufe individuelle Lern- und Bildungserfahrungen in der Schuleingangsphase auf, führt sie alters- und entwicklungsgemäß fort und leitet behutsam Formen systematischen Lernens und Arbeitens an.

Da in allen Fächern der Primarstufe fachliches und sprachliches Lernen eng miteinander verknüpft sind, ist es die gemeinsame Aufgabe und Verantwortung aller Fächer, die bildungssprachlichen Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler als wichtige Voraussetzung zum Lernen und für den Schulerfolg zu entwickeln und zu stärken. Mehrsprachigkeit wird dabei als Ressource für die sprachliche Bildung verstanden.

Im Rahmen des allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule unterstützt der Unterricht im Fach Katholische Religionslehre die Entwicklung einer mündigen und sozial verantwortlichen, für ein friedliches und diskriminierungsfreies Zusammenleben einstehenden Persönlichkeit. Das Fach leistet weiterhin Beiträge zu fachübergreifenden Querschnittsaufgaben in Schule und Unterricht, hierzu zählen u. a.

  • Menschenrechtsbildung,
  • Werteerziehung,
  • politische Bildung und Demokratieerziehung,
  • Medienbildung und Bildung für die digitale Welt,
  • Verbraucherbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung,
  • geschlechtersensible Bildung,
  • kulturelle und interkulturelle Bildung.

Die inhaltlichen Kooperationen mit anderen Fächern und Lernbereichen sowie außerschulisches Lernen und Kooperationen mit außerschulischen Partnern können sowohl zum Erreichen und zur Vertiefung der jeweils fachlichen Ziele als auch zur Erfüllung übergreifender Aufgaben beitragen.

Der vorliegende Lehrplan ist so gestaltet, dass er Freiräume für Vertiefung, schuleigene Projekte und die Beachtung aktueller Entwicklungen lässt. Die Umsetzung der verbindlichen curricularen Vorgaben in schuleigene Vorgaben liegt in der Gestaltungsfreiheit – und Gestaltungspflicht – der Fachkonferenzen sowie der pädagogischen Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer. Damit ist der Rahmen geschaffen, gezielt Kompetenzen und Interessen der Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und zu fördern bzw. Ergänzungen der jeweiligen Schule in sinnvoller Erweiterung der Kompetenzen und Inhalte zu ermöglichen.


1) Der Religionsunterricht vor neuen Herausforderungen. Die deutschen Bischöfe 80. Hrsg. vom Sekreta-riat der Deutschen Bischofskonferenz. Bonn, 16. Februar 2005, S. 7

2) Vgl. Die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts. Die deutschen Bischöfe 103. Hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Bonn, 22. November 2016, S. 13

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