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Aufgaben und Ziele

Der Unterricht im Fach Praktische Philosophie richtet sich gemäß § 32 des Schulgesetzes an Schülerinnen und Schüler der Primarstufe, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Das Fach Praktische Philosophie fördert die philosophische Reflexionsfähigkeit und zielt auf den Erwerb elementarer philosophischer Bildung ab. Fokussiert wird die Auseinandersetzung mit Sinn- und Wertefragen. Während dies im Religionsunterricht auf der Grundlage eines bestimmten Bekenntnisses geschieht, widmet sich das Fach Praktische Philosophie dieser Aufgabe auf der Grundlage einer argumentativ-diskursiven Reflexion im Sinne einer Werteorientierung ohne eine exklusive Bindung an eine bestimmte Weltanschauung. Es orientiert sich an philosophischen Werten wie Toleranz und Offenheit für andere Positionen, dem Bemühen um Verständigung sowie an der Bereitschaft, Positionen begründet und gewaltfrei zu vertreten. Bezugspunkt für die Ausrichtung des Faches ist insofern die Werteordnung, wie sie in der Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen, im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und in der Erklärung der Menschenrechten und der UN-Kinderrechtskonvention verankert ist. Dieses Fach leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zu eigenständigem, kritischem, systematischem Denken zu fördern. Die Schülerinnen und Schüler werden zur philosophischen Reflexion angeleitet und zur Verortung der eigenen Person in der (Um-)Welt angeregt. Dabei nimmt der Unterricht die Entwicklung von Positionierungen der Schülerinnen und Schüler zu verschiedensten Fragen und thematischen Aspekten in diesem Kontext in den Blick.

Zentrales Prinzip des Unterrichts im Fach Praktische Philosophie ist es, das Philosophieren zu lernen. Es geht also nicht primär um den Erwerb von Wissen über die Philosophiegeschichte, sondern um die eigenständige gedankliche Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen.

Grundschulkinder verfügen bereits über vielfältige Erfahrungen aus ihrer Lebens-wirklichkeit. Sie bringen ihre ganz eigenen Erlebnisse mit sowie Kenntnisse und Vorstellungen von sich selbst, dem sozialen Miteinander, aber auch von Umwelt und Medien.

Losgelöst von den individuellen Erfahrungen und Lernvoraussetzungen ist bei Kindern im Grundschulalter eine große Neugier und Sensibilität für existenzielle und weltanschauliche Themen anzutreffen. Diese Aufgeschlossenheit stellt unter Berücksichtigung und Einbeziehung der jeweiligen Lernausgangslage die Basis für die Planung und Gestaltung des Unterrichts dar. Die Erlebnisse, Erfahrungen und Fragen der Schülerinnen und Schüler bilden den Ausgangspunkt des Unterrichts und werden im Verlauf der Unterrichtsvorhaben in Beziehung zueinander wie zu den fachlichen Inhalten gesetzt. Dies eröffnet den Schülerinnen und Schülern vielfältige Lernchancen, indem sie ihre Wahrnehmungen und Vorstellungen ausdrücken, die der anderen wahrnehmen und in Beziehung zu ihren eigenen setzen. Sie lernen zunehmend, Überzeugungen, (Wert-) Haltungen und Verhaltensweisen zu reflektieren und eigene womöglich zu ändern, zu entwickeln und sich gegebenenfalls von denen anderer abzugrenzen. So leistet der Unterricht im Fach Praktische Philosophie einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Dialog-, Reflexions- und Urteilsfähigkeit.

In der Auseinandersetzung mit neuen Eindrücken und Erfahrungen sowie mit den Ansichten anderer Menschen erweitern die Schülerinnen und Schüler ihren persönlichen und weltanschaulichen Lern- und Lebenshorizont. Vor diesem Hintergrund ist es unverzichtbar, dass Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht offen und flexibel planen und durchführen. Schülerinnen und Schüler sind mit-entscheidende Partnerinnen und Partner im Unterricht, die durch ihre Beiträge, Fragen und Ideen wesentliche Impulse für die weitere Unterrichtsplanung und -gestaltung geben.

Gerade weil existenzielle und somit sensible Themen wesentlicher Bestandteil des Unterrichts sind, ist es von zentraler Bedeutung, dass Schülerinnen und Schülern eine eigene Position in Welt- und Wertorientierungsfragen entwickeln und artikulieren können. Auch werden sie dafür sensibilisiert, dass Menschen unterschiedliche Positionen einnehmen können und es dafür gute Gründe geben kann.

Für die philosophische Reflexion im Fach Praktische Philosophie vermittelt der Unterricht entsprechende methodische Instrumente und Arbeitstechniken. Dazu gehören insbesondere diskursive, analytische, argumentative und spekulative Methoden.

Hinausgehend über die traditionellen fachspezifischen Methoden und Techniken vereint der Unterricht im Fach Praktische Philosophie vielfältige – für Schülerinnen und Schüler dieser Schulstufe adäquate – Lernwege . Dazu gehören Zugänge, die ein ganzheitliches Lernen ermöglichen und fördern sowie gestalterische und produktionsorientierte Elemente (z. B. szenisches Spiel, Vertrauensspiele, künstlerisches Gestalten).

Gemäß dem Bildungsauftrag der Primarstufe leistet das Fach Praktische Philosophie einen Beitrag dazu, den Schülerinnen und Schülern elementare Fähigkeiten, Kenntnisse, Fertigkeiten und Werthaltungen zu vermitteln und damit eine Grundlage für die weitere Schullaufbahn zu legen.

Es ist Aufgabe der Primarstufe, die Fähigkeiten, Interessen und Neigungen aller Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und sie mit den Anforderungen fachlichen und fächerübergreifenden Lernens zu verbinden. Die in den Lehrplänen beschriebenen Kompetenzerwartungen stellen eine Bezugsnorm für das Gemeinsame Lernen dar, da die Kompetenzen in unterschiedlichem Umfang, in unterschiedlichem Anforderungsniveau und Komplexität erworben werden können.

Mit Eintritt in die Primarstufe verfügt jedes Kind über sehr individuelle Lern- und Bildungserfahrungen. In Ergänzung der frühkindlichen Bildung in der Familie gehört zu den Aufgaben des Elementarbereichs die ganzheitliche Förderung des Kindes in der Entwicklung seiner Persönlichkeit durch informelle, erkundende und spielerische Lernformen. Im Sinne eines Kontinuums greift die Primarstufe individuelle Lern- und Bildungserfahrungen in der Schuleingangsphase auf, führt sie alters- und entwicklungsgemäß fort und leitet behutsam Formen systematischen Lernens und Arbeitens an.

Da in allen Fächern der Primarstufe fachliches und sprachliches Lernen eng miteinander verknüpft sind, ist es die gemeinsame Aufgabe und Verantwortung aller Fächer, die bildungssprachlichen Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler als wichtige Voraussetzung zum Lernen und für den Schulerfolg zu entwickeln und zu stärken. Mehrsprachigkeit wird dabei als Ressource für die sprachliche Bildung verstanden.

Im Rahmen des allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule unterstützt der Unterricht im Fach Praktische Philosophie die Entwicklung einer mündigen und sozial verantwortlichen, für ein friedliches und diskriminierungsfreies Zusammenleben einstehenden Persönlichkeit. Das Fach leistet weiterhin Beiträge zu fachübergreifenden Querschnittsaufgaben in Schule und Unterricht, hierzu zählen u. a.

  • Menschenrechtsbildung,
  • Werteerziehung,
  • politische Bildung und Demokratieerziehung,
  • Medienbildung und Bildung für die digitale Welt,
  • Verbraucherbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung,
  • geschlechtersensible Bildung,
  • kulturelle und interkulturelle Bildung.

Die inhaltlichen Kooperationen mit anderen Fächern und Lernbereichen sowie außerschulisches Lernen und Kooperationen mit außerschulischen Partnern können sowohl zum Erreichen und zur Vertiefung der jeweils fachlichen Ziele als auch zur Erfüllung übergreifender Aufgaben beitragen.

Der vorliegende Lehrplan ist so gestaltet, dass er Freiräume für Vertiefung, schuleigene Projekte und die Beachtung aktueller Entwicklungen lässt. Die Umsetzung der verbindlichen curricularen Vorgaben in schuleigene Vorgaben liegt in der Gestaltungsfreiheit – und Gestaltungspflicht – der Fachkonferenzen sowie der pädagogischen Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer. Damit ist der Rahmen geschaffen, gezielt Kompetenzen und Interessen der Schülerinnen und Schüler aufzugreifen und zu fördern bzw. Ergänzungen der jeweiligen Schule in sinnvoller Erweiterung der Kompetenzen und Inhalte zu ermöglichen.

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