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Didaktische Hinweise

Was ist der Rechtschreibwortschatz?

Damit alle Kinder richtig schreiben lernen können, bedarf es eines systematischen und anregenden Rechtschreibunterrichts, der

  • Impulse zur Erkundung der Schriftstruktur gibt,
  • Bezüge zum Gesprochenen herstellt,
  • Sicherheit beim Schreiben vermittelt und
  • die Erfahrung ermöglicht, dass das richtige Schreiben machbar, sinnvoll und notwendig ist.

Dies gilt auch für die erste Klasse, denn schon Schreibanfängerinnen und Schreibanfänger brauchen

  • Hinweise auf normgerechte Schreibungen und
  • Anregungen, dem System unserer Orthografie auf die Spur zu kommen,

damit sie nicht denken, dass man schreibt wie man spricht.

Als Grundlage für einen solchen systematischen Rechtschreibunterricht in NRW wurde ein lehrgangsunabhängiger Rechtschreibwortschatz entwickelt.

Rechtschreibwortschatz
vorgegebener Grundwortschatz + individueller Wortschatz

Damit der Rechtschreibwortschatz für das Rechtschreiblernen und den individuellen Schriftgebrauch der Kinder bedeutsam ist, ist er aus zwei Teilen aufzubauen:

  1. Aus einem vorgegebenen gemeinsamen Grundwortschatz (533 Wörter), der Nachdenk- und Merkwörter enthält:
    1. 422 Wörter, die überwiegend die 4 wichtigsten Prinzipien unserer Rechtschreibung abbilden (Nachdenkwörter)
    2. 111 häufig gebrauchte Merkwörter und häufig falsch geschriebene Wörter
  2. und einem individuellen Wortschatz, der sich aus der Arbeit in der Klasse ergibt (ca. 200-300 Wörter).

Warum enthält der Grundwortschatz in NRW nur 533 Wörter?

Als man noch davon ausging, dass SchülerInnen sich alle Wörter einprägen müssen, um sie richtig schreiben zu können, waren Wortschätze umfangsreich. Heute weiß man jedoch, dass Kinder anhand häufig geschriebener und aufmerksam erforschter Wörter grundlegende Strukturen unserer Rechtschreibung erkennen und diese dann auf andere Wörter übertragen. Deshalb besteht der Grundwortschatz in erster Linie aus Nachdenkwörtern, also aus Wörtern, deren rechtschriftliche Phänomene sich die Kinder durch Nachdenken erschließen und dann auf andere Wörter übertragen können.

Nachdenkwörter dienen als Material, an dem Rechtschreiben gelernt und geübt wird. Die Wörter nur auswendig lernen zu lassen, würde die Kinder beim Verstehen der Orthografie allein lassen.

Im Unterschied zu Nachdenkwörtern kann die Schreibweise vieler Funktionswörter (z.B. Pronomen, Artikel, Präpositionen) nur schwer hergeleitet werden – sie müssen ganz bewusst auswendig gelernt werden. Der Grundwortschatz enthält deshalb 111 von Kindern häufig gebrauchte Merkwörter und häufig falsch geschriebene Wörter. Beherrscht ein Kind die Schreibweisen dieser Merkwörter, kann es bereits einen Großteil der Wörter in seinen Texten richtig schreiben.

Warum ist der Grundwortschatz individuell oder klassenspezifisch zu ergänzen?

In Sammlungen von Schülertexten werden nur wenige Wörter von vorgegebenen Wortschätzen häufig verwendet, oft nur von wenigen SchülerInnen. Deshalb ist neben dem vorgegebenen  Grundwortschatz die Arbeit mit Wörtern sinnvoll, die für einzelne Kinder oder eine Klasse  bedeutsam sind. Dieser individuelle Wortschatz ergibt sich z.B. aus Kindertexten oder durch die Arbeit an einem Sachthema oder berücksichtigt spezifische Interessen und Bedürfnisse sowie den Entwicklungsstand des einzelnen Kindes. So können ausgehend von der Überarbeitung eigener Texte gezielt Wörter, die den „Lernbaustellen“ des Kindes entsprechen, in den Rechtschreibwortschatz integriert werden.

Der individuell zu ergänzende Wortschatz ist Chance und Aufgabe zugleich: Diese Wörter werden den Lernbedingungen und Interessen einzelner Kinder und der Klasse gerecht und deshalb auch gern und häufig geschrieben. Gleichzeitig ist für Lehrkräfte damit die Aufgabe verbunden, diese Individualisierung bei der Unterrichtsgestaltung auch strukturell im Blick zu haben.

Wie kann man im Unterricht das Rechtschreiblernen mit dem Rechtschreibwortschatz unterstützen?

Aufgabe des Unterrichts ist es, das richtige Schreiben von Anfang an zu unterstützen. Wie in der Handreichung zum Rechtschreibunterricht ausgeführt, erfordert das v.a.

  • für Kinder bedeutsame Lernsituationen, in denen sie die Wörter des Rechtschreibwortschatzes häufig brauchen und richtig schreiben wollen,
  • Aufgaben zum intelligenten Abschreiben, die zur Erkundung der Rechtschreibung anregen und Sicherheit über die Schreibweise geben,
  • attraktive Aufgaben zur Erforschung geschriebener Wörter (s. Filterung nach Phänomenen), damit Kinder kognitive Muster über häufige Wortstrukturen bilden, Regelhaftigkeiten erkennen und Strategien entwickeln und sich in der Klasse und in Gruppen darüber austauschen,
  • Übungen zu häufigen Merkwörtern und häufig falsch geschriebenen Wörtern, damit Kinder einen Großteil ihrer Texte automatisiert richtig schreiben können,
  • Korrekturhinweise bei häufig gebrauchten Wörtern und solchen, deren Rechtschreibung in der Zone der nächsten Entwicklung eines Kindes liegt.

Für den Anfangsunterricht gerade in sehr heterogenen Lerngruppen ist es sinnvoll, den Kindern zunächst eine begrenzte Auswahl von Wörtern aus dem Grundwortschatz zum Erforschen und Üben anzubieten, z.B. in Form von Bild-Wort-Karten oder einem Bild-Wörterbuch. Dies ergänzt Konzepte und Materialien, die vorrangig von der Analyse des Gesprochenen ausgehen, um den wichtigen Zugang, anhand geschriebener Wörter Strukturen unserer Rechtschreibung zu verstehen (Schriftorientierung).

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