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Orientierungsbereich (Sprungmarken)

2 Lernperspektiven und Bereiche

Auf der Grundlage der biblischen Überlieferung und des christlichen Glaubens sowie der Einbettung biografischer, kindlicher Lebenserfahrungen umfasst das Lernen im Evangelischen Religionsunterricht im Wesentlichen vier miteinander vernetzte Erfahrungsräume. Es sind dies:

Aus diesen vier Erfahrungsräumen religiösen Lernens ergeben sich die eng miteinander vernetzten Lernperspektiven des Faches Evangelische Religionslehre:

  • Identität entwickeln
    Die Identitätsentwicklung der einzelnen Schülerin und des Schülers wird gestärkt und gefördert. Der Evangelische Religionsunterricht bietet das biblische Verständnis vom Menschen als einem in seiner Individualität angenommenen Geschöpf Gottes als Orientierungs- und Identifikationsangebot an.
  • Gemeinschaft leben
    Unter dem Anspruch gelebter Gemeinschaft werden die Beziehungen zu anderen Menschen aus der Sicht des Evangelischen Religionsunterrichts und mit dessen Mitteln erlebbar und erfahrbar. Dabei ist der unmittelbare Erfahrungsraum der Schülerinnen und Schüler Ausgangspunkt, die schrittweise Erweiterung dieses Erfahrungsraumes ist Ziel.
  • Verantwortung übernehmen
    Ausgehend von einem umfassenden Schöpfungsverständnis wird Verantwortung bewusst; Bereitschaft und Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und verantwortlich zu handeln, werden angebahnt.
  • Hoffnung schöpfen
    Den Schülerinnen und Schülern wird die Erfahrung möglich, dass zu allen Zeiten Menschen aus ihrem Glauben heraus Hoffnung für sich und ihr Leben finden können.

Diese Lernperspektiven gelten für jeden der sechs Bereiche des Faches Evangelische Religionslehre:

  • Miteinander leben
  • Wir leben in Gottes Schöpfung
  • Gott begleitet auf dem Lebensweg
  • Gott sucht den Menschen, Menschen suchen Gott
  • Jesus lebt und verkündet das Gottesreich
  • Jesus Christus begegnen.

Die Lernperspektiven, die Bereiche und die ihnen in Kapitel 3 zugeordneten Schwerpunkte sind verbindlich. Die Zuordnung von Schwerpunkten zu Jahrgangsstufen kann, sofern erforderlich, in Abhängigkeit von Bedürfnissen der Lerngruppe variiert werden.

Dabei ist der Vernetzungsgedanke grundlegendes und unverzichtbares Unterrichtsprinzip. Das bedeutet: Der konkrete Unterricht muss die Lernperspektiven, die Bereiche und die Schwerpunkte, wo immer möglich, aufeinander beziehen und mit der Lebenswirklichkeit der Kinder vernetzen. Deshalb gehen die Religionslehrerinnen und Religionslehrer von den Fragen der Kinder aus und nehmen eigenverantwortlich die theologisch und religionspädagogisch begründete Vernetzung vor.

Zum Umgang mit den auf die Schwerpunkte bezogenen Textstellen gelten folgende Hinweise:

  • Textgrundlage für die Lehrerinnen und Lehrer ist die Lutherbibel. Die Lehrkraft entscheidet über die im Unterricht eingesetzte Erzählversion und gestaltet diese.
  • Die ausgewählten Textstellen fokussieren auf Kernaussagen der biblischen Tradition, in denen sich elementare Grunderfahrungen menschlichen Lebens spiegeln. Sie bestimmen den theologischen Kern.
  • Die Lehrkraft zieht, wenn notwendig, nach eigenem Ermessen weitere Textstellen heran, die dem Schwerpunkt entsprechen.
  • Die angegebenen Textstellen müssen in der unterrichtlichen Umsetzung kindgerecht entfaltet und mit der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler verbunden werden.
  • Die ausgewählten Psalmworte stützen den Vernetzungsgedanken.

2.1 Miteinander leben

Grundschulkinder fragen konkret: Wer bin ich? Warum bin ich so, wie ich bin? Wie werde ich sein? Wer bist du? Wie gehen wir miteinander um?
In der Auseinandersetzung mit Fragen nach dem eigenen Woher und Wohin, mit dem Gegenüber des anderen erfahren Grundschulkinder ihre Personalität. Das Miteinander von Ich und Du wird jedoch häufig nicht als spannungsfreie Selbstverständlichkeit erlebt und provoziert deshalb die Suche nach überzeugenden Wertmaßstäben und Leitlinien sozialen Handelns. Den Schülerinnen und Schülern eröffnen sich Lernchancen, sich selbst anzunehmen und als angenommen zu erfahren, anderen gegenüber Verständnis, Offenheit und Toleranz zu entwickeln, selbst Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen und christlich geprägte Formen des Miteinanders kennen zu lernen und zu praktizieren.

2.2 Wir leben in Gottes Schöpfung

Grundschulkinder fragen konkret: Wie ist die Welt entstanden? Wo kommt alles her? Sind Tiere und Pflanzen in Gefahr? Was kann ich tun?
Die Welt als Schöpfung zu sehen eröffnet Perspektiven einer Lebensdeutung, die in umfassender Weise die Suche nach den eigenen Lebensgrundlagen sowie nach den eigenen Gestaltungsmöglichkeiten und - notwendigkeiten in den Blick nimmt. Den Schülerinnen und Schülern eröffnen sich Lernchancen, die Schöpfung als Geschenk Gottes und als Aufgabe für sich selbst zu verstehen und in dieser als Gottes Schöpfung verstandenen Welt verantwortlich zu handeln.

2.3 Gott begleitet auf dem Lebensweg

Grundschulkinder fragen konkret: Kann ich schaffen, was von mir erwartet wird? Wie wird das Neue sein, das auf mich wartet? Wer geht mit mir? Wer oder was hilft mir dort, wo ich fremd bin?
Bei diesen Fragen nach bisherigen und zukünftigen Lebenssituationen und -stationen kann die Begegnung mit dem biblischen Glaubensbild vom Gott, der mitgeht, wichtige Markierungen für personale Zuversicht und Stabilität schaffen. Den Schülerinnen und Schülern eröffnen sich Lernchancen, aus dem überlieferten Bild des Gottes, der leitet, begleitet, zum Guten wendet und seine Versprechen hält, Vertrauen und damit auch Zuversicht für eigene Lebenssituationen zu gewinnen.

2.4 Gott sucht den Menschen, Menschen suchen Gott

Grundschulkinder fragen konkret: Gott, wer ist das? Gibt es Gott wirklich? Wo ist Gott? Warum kann ich Gott nicht sehen? Ist Gott gut zu mir? Warum lässt Gott Böses zu?
Für Grundschulkinder sind Fragen nach Gott in konkreter Weise mit Fragen nach ihrer Person und ihrer Einbindung in die Welt gekoppelt. Ihre Fragen sind situationsbezogen und fordern Antworten. Den Schülerinnen und Schülern eröffnen sich Lernchancen, eine eigene religiöse Sprache zu finden für Gefühle und Erfahrungen von Freundschaft und Zuwendung, Angst und Leid. Sie finden theologische Orientierung, die im Rahmen eines unabgeschlossenen Erkenntnisprozesses Gott im Danken, Bitten und Klagen als „Du“ zur Sprache bringt und aus der sich eine positive Sicht des Menschen ableitet.

2.5 Jesus lebt und verkündet das Gottesreich

Grundschulkinder fragen konkret: Hat Jesus wirklich gelebt? Warum reden die Leute heute noch von ihm? Was hat er gesagt und getan? Gibt es Menschen, die in seinem Sinne gelebt haben? Kann er für mich wichtig sein?
Die Auseinandersetzung mit dem Wirken des historischen Jesus und mit Personen der Wirkungsgeschichte Jesu vermittelt den Kindern Vorbilder, denen sie nacheifern können, die modellhaft Anregung für die eigene Lebensgestaltung geben können. Den Schülerinnen und Schülern eröffnen sich Lernchancen, aus dem Vorbild des Eintretens Jesu für Benachteiligte und Bedrückte ihre Lebenswelt als zukunftsoffen und veränderbar wahrzunehmen und dabei Impulse für das eigene Gestalten und christliches Handeln zu finden.

2.6 Jesus Christus begegnen

Grundschulkinder fragen konkret: Warum müssen Menschen sterben? Ist mit dem Tod alles aus? Was kommt nach dem Tod? Neues Leben – ist das möglich?
Auf diese Fragen nach einer Überwindung menschlicher Lebensbegrenzungen und menschlicher Unheilserfahrungen antwortet das Neue Testament mit der im Osterglauben begründeten Hoffnung. Dabei können Krisen und Sehnsüchte aus der Lebenswelt der Kinder zur Sprache gebracht und kann Kernaussagen christlichen Glaubens ein aktuelles Profil gegeben werden. Den Schülerinnen und Schülern eröffnen sich Lernchancen, positive wie negative Lebenserfahrungen im Sinne des Osterglaubens zu deuten und menschliche Notsituationen nicht als ausweglos zu bewerten, sondern Perspektiven des Trostes, der Stärkung und der Lebenszuversicht zu finden.

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