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Sprachsensibler Fachunterricht in der Primarstufe

Schreibendes Kind

Sprache ist ein Kommunikationsmittel und ein Werkzeug des Denkens und Lernens, da schulisches Lernen eng mit schriftlichem Sprachgebrauch und dem Lesen und Schreiben von Texten verknüpft ist. Ziel eines jeden Unterrichts in der Grundschule ist es daher, dass die Schülerinnen und Schülern erste bildungssprachliche Kompetenzen erwerben, um am Unterricht erfolgreich teilzunehmen.

Was ist Bildungssprache?

Bildungssprache unterscheidet sich von der so genannten Umgangs- oder Alltagssprache durch ein hohes Maß an konzeptioneller Schriftlichkeit. Sie findet Ausdruck im mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch.

Kinder erfahren in besonderem Maße die Bedeutung und Wirkung von Bildungssprache, indem sie lernen, sach-, situations- und adressatenorientiert zu sprechen und zu schreiben.

Wie unterscheidet sich Bildungssprache von Alltagssprache?

Merkmale der Alltagssprache (an der Mündlichkeit orientiert)

  • unvollständige und einfache Sätze (Satzabbrüche)
  • teilweise grammatikalische Fehler
  • ungenaue Formulierungen, unpräziser Wortgebrauch
  • viele Füllwörter
  • viele Wiederholungen
  • Gedankensprünge

Beispiel:

Gestern war ich auf’m Flohmarkt. Da hab ich ein Legoauto gekauft. Das war voll billig. Hat nur 8 Euro gekostet. Und ich hab 12 Euro gehabt. Hab ich also noch was. 4 Euro nämlich, ne?  

Merkmale der Bildungssprache (an der Schriftlichkeit orientiert)

  • vollständige und komplexe Sätze
  • keine grammatischen Fehler
  • präziser Wortgebrauch
  • keine Füllwörter
  • wenig/ keine Wiederholungen
  • keine Gedankensprünge

Beispiel:

Wenn du dir auf dem Flohmarkt ein Legoauto für 8 Euro kaufst, du aber 12 Euro gespart hast, verbleiben dir noch 4 Euro in deinem Portmonee.

Wie wird Bildungssprache im Unterricht sichtbar?

Im Unterricht zeigen sich die sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in sprachlichen Handlungen, die in allen Fächern der Grundschule in Lernzusammenhängen sowohl mündlich als auch schriftlich eine zentrale Rolle spielen:

Benennen, Definieren

  • Erfassen und präzises Bezeichnen fachlich relevanter Aspekte, Unterrichtsgegenstände

Beschreiben, Darstellen

  • Formulieren von kürzeren fachbezogene zusammenhängenden Beiträgen, die für die Zuhörenden verständlich sind
  • fachunterrichtlich relevante Gegenstände, die entweder direkt beobachtbar oder das Ergebnis von experimentellen Handlungen sind, nach Merkmalen beschreiben

Berichten, Erzählen

  • Wiedergabe von in der Vergangenheit liegenden Ereignissen und Erlebnissen
  • Unterscheiden zwischen der subjektiven Darstellung des Erzählens und der auf Objektivität zielenden Darstellungsform des Berichtens

Erklären, Erläutern

  • Berücksichtigung direkter und indirekter Ursachen, um Wirkungsrelationen herzustellen und zu verbalisieren (z. B. Beachtung logischer Verknüpfungen, adäquater Nebensatzkonstruktionen, Herstellung zeitlicher Bezüge)

Bewerten, Beurteilen

  • Beurteilung und Bewertung z. B. von Sachverhalten, Ereignissen und Verhaltensweisen unter Verwendung begründender Formulierungen

Argumentieren, Stellung beziehen

  • Unterscheiden zwischen „Behaupten“ und „Argumentieren“, „Überreden“ und „Überzeugen“
  • Klären und abwägen von Vor- und Nachteilen von Sachverhalten und Verhaltensweisen, um zu einer eigenen Position zu gelangen

Solche sprachlichen Handlungen kann man als kommunikative und kognitive Problemlöseverfahren auffassen, die für eine erfolgreiche Durchführung oft an bestimmte sprachliche Mittel, Formulierungsmuster und Texttypen rückgebunden sind: Wie macht man das, wenn man etwas beschreibt? Wie macht man das, wenn man etwas erklärt?

Was bedeutet dies für den Unterricht in der Grundschule?

Ausgehend vom mündlichen Alltagssprachgebrauch der Schülerinnen und Schüler sollen im Laufe der Grundschule erste bildungssprachliche Kompetenzen aufgebaut werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Spracherwerb der Kinder mit dem Eintritt in die Schule noch nicht abgeschlossen ist und sie dennoch bereits individualisiert über bildungssprachliche Elemente verfügen können. Im Unterricht sollten die Schülerinnen und Schüler daher viele Gelegenheiten erhalten, selbst sprachlich aktiv zu werden, längere mündliche Beiträge zu formulieren und auch eigene Texte zu verfassen. Aufgabe der Lehrkraft ist es, zudem als sprachliches Vorbild zu agieren und das Register der Bildungssprache explizit im Unterricht zum Thema zu machen.

Weiterführende Hinweise und Materialien

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