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Reflexion

"Wenn Erfahrungen und Handlungen für die Entwicklung des Menschen wirksam werden sollen, dann müssen sie durch Reflexion begleitet werden. Auf diesem Weg können das Erfahrene in die individuelle Lebenswelt eingeordnet, der Verstehenshorizont erweitert und Zusammenhänge erkannt werden. Reflexion bildet somit den Ausgang für eine selbstständige Urteilsbildung, die ihrerseits als Voraussetzung für Handeln in sozialer Verantwortung angesehen werden muss. In diesem Sinne geht es beim Lehren und Lernen um eine reflektierte Praxis in der Verbindung von Handeln und Reflexion. Dieses Prinzip trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler ihre erworbenen Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kenntnisse in mündiger Teilhabe am Sport in unterschiedlichen lebensweltlichen Zusammenhängen verwenden und ihr eigenes sportliches Handeln reflektieren. Aber sie müssen auch erkennen, dass die erfahrene Sportwirklichkeit veränderbar ist, d. h. die Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur auch grundsätzlich anders sein und gemacht werden kann."

 Rahmenvorgaben für den Schulsport  (S.14)

Weiterführende Literatur und Materialien

 

Zur Gestaltung der konkreten Unterrichtspraxis

Sportunterricht ist vor allem Bewegungszeit. Mit den dabei gestellten Herausforderungen und entstehenden Frage- oder Problemstellungen gilt es darüber hinaus, sinnvolle und vielfältige Situationen zu schaffen, die Lernenden ermöglichen, 

  • Bewegungserleben zu reflektieren, damit Bewegungserfahrungen – im Sinne reflektierter Praxis – ausgetauscht, bewusst gemacht und systematisch aufgearbeitet werden können.
  • sowohl retrospektiv, nachdenkend auf ihr sportliches Handeln zurückzuschauen als auch prospektiv, vordenkend ihr sportliches Handeln entwerfen oder auch introspektiv, mitdenkend eine aktuell erlebte Praxis aufmerksam bewusstzumachen, damit das „Reflektieren“ und das „Praktizieren“ stets eng miteinander verbunden sind.
  • fachliche Kenntnisse und Zusammenhänge im konkret erlebten Bewegungshandeln entdecken zu können und auch dorthin wiederzurückzuführen und für die eigene Bewegungspraxis zu nutzen, damit die sportliche Handlungsfähigkeit systematisch und gezielt entwickelt werden kann.
  • vielfältige im konkret erlebten sportlichen Handeln entstandene Lernanlässe oder Frage- und Problemstellungen zu thematisieren, damit sie die erfahrene Sportwirklichkeit deuten können und auch erkennen, dass die Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur veränderbar ist, d. h. auch grundsätzlich anders sein und gemacht werden kann.

 

Ziel des Sportunterrichts ist eine umfassende sportliche Handlungskompetenz. Die Basis hierzu bildet das „Sich-Bewegen“ und die damit eng verbundene Bewegungs- und Wahrnehmungskompetenz (BWK), strukturiert nach den Bewegungsfeldern und Sportbereichen.

Um das eigene sportliche Tun sowie auch das sportliche Handeln anderer besser verstehen zu können, gilt es zum einen die unterschiedlichen Sinngebungen und Pädagogischen Perspektiven auf den Sport und das eigene sportliche Tun zu erfahren und zu reflektieren. Zum anderen sollen Erfahrungen und Wissensbestände sowie auch fachwissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden kennen gelernt und insbesondere für die Entwicklung und die Optimierung der eigenen sportlichen Handlungsfähigkeit genutzt werden.

Orientiert an den inhaltlichen Dimensionen der sechs Pädagogischen Perspektiven werden diese Erfahrungen, Wissensbestände und Methoden nach den Inhaltsfeldern mit ihren jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten strukturiert und bilden die Grundlage für die Entwicklung der Sach-, Methoden- und Urteilskompetenz.

Mit der curricular gewünschten Verknüpfung der bewegungsfeldspezifischen Bewegungs- und Wahrnehmungskompetenz (BWK) und den übergreifenden Kompetenzbereichen der Sach-, Methoden- und Urteilskompetenz (SK, MK, UK) sollen im Sportunterricht Inhalte des sportpraktischen Handelns mit eben wissensbezogenen Fragestellungen thematisch verbunden werden, um das praktische Tun besser verstehen und auch optimieren zu können.

Eng angebunden an die Praxis und den sich dort ergebenden Frage- und Problemstellungen bieten Phasen reflektierter Praxis Möglichkeiten und Gesprächsanlässe, sich auch kognitiv mit den gegebenen Herausforderungen auseinanderzusetzen und – gemeinsam mit anderen – nach Antworten und Lösungen oder auch Strategien zur systematischen Entwicklung der eigenen sportlichen Handlungsfähigkeit zu suchen.

Exemplarische Übersicht zur thematischen Verknüpfung von bewegungsfeldspezifischen, sportpraktischen Kompetenzerwartungen (BWK) mit geeigneten bewegungsfeldübergreifenden Kompetenzerwartungen der SK, MK und UK und möglichen Gesprächsanlässen in einem Unterrichtsvorhaben im Bewegungsfeld/Sportbereich 8 (Jgst. 6, Gy):

Bewegungsfeld

Inhaltsfeld

Thema des UV: Wer bremsen kann, gewinnt– Einen selbst erstellten niveaudifferenzierten Skate-Parcours sicherheitsbewusst bewältigen

Kompetenzerwartungen (BWK)

  • sich mit einem Gleit- oder Fahr- oder Rollgerät kontrolliert fortbewegen, gezielt die Richtung ändern sowie situations- und sicherheitsbewusst beschleunigen und bremsen [6 BWK 8.1]
  • grundlegende, gerätspezifische Anforderungssituationen beim Gleiten oder Fahren oder Rollen unter bewegungsökonomischen oder gestalterischen Aspekten sicherheitsbewusst bewältigen[6 BWK 8.2] 

Kompetenzerwartungen (SK, MK, UK)

  • grundlegende sportartspezifische Gefahrenmomente sowie Organisations- und Sicherheitsvereinbarungen für das sichere sportliche Handeln benennen [6 SK f1]
  • die Herausforderungen in einfachen sportlichen Handlungssituationen im Hinblick auf die Anforderung, das eigene Können und mögliche Gefahren beschreiben [6 SK c1]
  • Spiel-, Übungs- und Wettkampfstätten situationsangemessen und sicherheitsbewusst nutzen [6 MK f1]

Mögliche Gesprächsanlässe in Phasen reflektierter Praxis:

  • Wie schaffen wir es gemeinsam mit Inline-Skates zu fahren, sodass alle zufrieden sind und niemandem etwas passiert? – individuelle und gemeinschaftliche Fahr- und Sicherheitsregeln 
  • Wie kann ich möglichst schnell und sicher bremsen? – Verschiedene Bremstechniken
  • Können wir nicht unterschiedliche Strecken und Zonen gestalten, sodass alle in ihrem Können gefordert sind? – Gestaltung anforderungsdifferenzierter Skate-Parcours
  • Schaff ich das oder sollte ich dazu noch etwas üben? – sicherheitsbezogene Selbsteinschätzung des Fahrverhaltens

Es gibt unterschiedliche Zeitpunkte, Phasen reflektierter Praxis im Unterricht zu verankern. Denkbar ist der Beginn der Stunde, wenn es um eine mögliche Problematisierung, um die Bewältigung einer herausfordernden Anforderungssituation, ein Anknüpfen an Bekanntes oder die Planung eines Arbeitsprozesses geht. Im weiteren Verlauf der Lehr-Lernprozesse kann der Austausch oder Diskurs zu möglichen Lernprodukten oder Arbeitsergebnissen hilfreich und notwendig sein. Zum Ende einer Stunde kann es um das Sichern von Unterrichtsergebnissen, der Sammlung von Kriterien und der Analyse von Präsentationen sowie insbesondere natürlich auch das Herausstellen und Sichern des Lernzugewinns sein. Aber auch zwischendurch gibt es immer wieder Anlässe zu individuellen Rückmeldungen oder Beratungsgesprächen.

Im Hinblick auf das Gelingen einer Phase reflektierter Praxis ist neben der inhaltlichen Ausrichtung und Sicherung auch die zeitliche Dimension von Belang.

Das Primat der Bewegungs fordert eine knappe und effiziente Form der reflektierten Praxis, insbesondere in jüngeren Jahrgansstufen. Geeignete methodische Vorgehensweisen sind auszuwählen und mit den Schülerinnen und Schülern zu ritualisieren, damit ausreichend Zeit für die Bewegung und das Sich-Bewegen zur Verfügung steht.

 

Reflektierte Praxis im Sportunterricht

Ziele und Gelingensbedingungen

angestrebte

Kompetenzentwicklung

(exemplarisch)

  • auf sportmotorischer Ebene (BWK): Bewegungserfahrungen erweitern, Bewegungsqualität verbessern, Leistungsfähigkeit steigern etc.
  • auf sportfachlicher Ebene (SK): Sachkenntnis/Fachwissen erwerben
  • auf methodischer Ebene (MK): den Erarbeitungsprozess kritisch betrachten
  • auf Beurteilungsebene (UK): sportmotorische Leistung/Präsentation/Technik-Demonstration kritisch und kriteriengeleitet beurteilen

(mögliche)

didaktisch-methodische Entscheidungen

und

Zeitpunkt(e)

  • Lernanlässe, Herausforderungen, Frage- / Problemstellungen entdecken
  • Austausch von Erfahrungen, Ideen und Vorstellungen
  • Lernwege gemeinsam planen
  • Lernprodukte (in kooperativen Arbeitsformen) erstellen
  • Präsentation und Diskurs (verschiedener) Lernprodukte
  • kriteriengeleitetes Feedback, (individuelle) Beratung und Unterstützung
  • Lernzugewinn oder Arbeitsstand erkennen, Lösungen feststellen
  • Gemeinsame Planung der Weiterarbeit
  • Sichern von Arbeitsständen oder Lernergebnissen
  • Vor- und/oder Nachbereitung (auch zuhause)

Organisation

  • schnell
  • effizient
  • verbindlich
  • ritualisiert
  • visualisiert
  • mediengestützt

Material/Medien

(exemplarisch)

  • informierende Texte (zur Vor- oder Nachbereitung, auch zuhause)
  • Beobachtungsbögen (zur Partnerbeobachtung, Fehlerkorrektur ...)
  • Kann-Blätter (zur Selbsteinschätzung)
  • Videoaufnahmen (zur Selbst- und Fremdeinschätzung, Fehleranalyse …)
  • Apps und andere digitale Tools
  • persönliches Trainings- oder Lerntagebuch
  • Zielscheibe; Daumenprobe, Stimmungsbarometer ...

Sicherung

  • 5-Finger; Plakat; Whiteboard; Foto-Dokumentation; Sportmappe/Tablet; LMS der Schule;

 

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