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Komplexe Lernaufgaben im inklusiven Unterricht im Fach Wirtschaft-Politik

Die Funktion dieser Lernaufgaben ist es, eine Arbeit an einem gemeinsamen Lerngegenstand zu ermöglichen. Sie eröffnet Möglichkeiten

  •  an Vorwissen anzuknüpfen und Möglichkeiten zu schaffen, Kompetenzen kumulativ auszubauen,
  •  kooperatives Arbeiten zu fördern,
  •  selbstständiges Lernen auszubauen,
  •  individuelle Lernwege auf unterschiedlichen Anspruchsniveaus und vielfältige Darstellungsmöglichkeiten zu unterstützen.

Durch die Authentizität dieser Lernaufgabe wird eine lernförderliche handlungs- und prozessorientierte Gestaltung von Unterricht möglich. (vgl. Körber, A. 2019; Eßer, S.; Roters, B.; Gerlach, D., 2018, 16) Entsprechend den Anforderungen, die die Lernaufgabe stellt, werden Aufgaben bzw. Übungen vorgesehen, die allen Lernenden eine erfolgreiche Bearbeitung der Lernaufgabe ermöglichen. Kleinschrittige, hoch differenzierte und gelenkte Aufgaben, die passgenau zugeschnittenen sind, dienen „als unterstützende Angebote, die helfen, mit der grundsätzlich komplexen Aufgabe umzugehen, Materialien zu erschließen, eigene (Be-)Deutungen zu formulieren, mit anderen über das Thema und das eigene Denken zu kommunizieren.“ (Körber 2019)

Zur Gestaltung der Lernumgebung

Die Arbeit an einer komplexen Lernaufgabe ist eingebettet in eine Lernumgebung, die eine entsprechende Struktur vorhält, die neben fachlich-curricularen Aspekten auch entsprechend sonderpädagogischer Förderpraxis individuell-entwicklungsbezogene Aspekte berücksichtigt. Lernumgebungen, die möglichst allen Lernern bestmögliche Lern- und Entwicklungsbedingungen ermöglichen, bieten herausfordernde Inhalte und Aufgabenarrangements zum Kompetenzerwerb. Prinzipien der Differenzierung und Variationen in der Aufgabengestaltung unterstützen diesen Anspruch. Bei der Gestaltung von Aufgaben und der Strukturierung der Lernumgebung werden die möglichen Entwicklungschancen aus den basalen Entwicklungsbereichen, wie sie von der Kultusministerkonferenz (KMK) für die inklusive Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen beschrieben werden, berücksichtigt.

Die Absolvierung einer komplexen Lernaufgabe stellt hohe Ansprüche an die Schülerinnen und Schüler, den eigenen Lernprozesses selbstständig zu gestalten. Für Schülerinnen und Schüler in zieldifferenten Bildungsgängen ist die Förderung der Lernentwicklung ein wichtiger Baustein. Entsprechend müssen in einem selbstständig gestalteten Lernprozess Unterstützungsstrukturen geschaffen werden, damit alle Schülerinnen und Schüler eine entsprechende Förderung erhalten. Für eine umfassende und flexible Planung und Gestaltung von Lernumgebungen:  werden u.a. verschiedene Dimensionen des classroom management und Kriterien zum Scaffolding berücksichtigt. Das classroom management bietet Orientierungspunkte zur Rahmung des Unterrichts, wodurch Handlungssicherheit für alle Beteiligte geboten wird. In Ergänzung dazu lassen sich aus dem Konzept des Scaffolding konkrete Hilfestellungen für die Bereitstellung fachlicher Inhalte auf unterschiedlichen Niveaus ableiten. Diesen Konzepten liegt ein Verständnis von Unterricht zugrunde, der angeregt durch kooperative Lernprozesse auf eine Entwicklung größtmöglicher Eigenverantwortung der Lernenden abzielt. Auch wenn Arbeitspläne differenziert werden, ist eine individuelle personale Unterstützung für Lernende notwendig, um Handlungssicherheit zu gewährleisten. Die Aufgabe der Lehrkraft besteht darin, aufgrund der Diagnose des Lernstandes einzelne Schülerinnen und Schüler bei der Ausgestaltung der Lernaufgabe zu unterstützen. Auch weiteres pädagogisches Fachpersonal und Lernpaten/Buddys könnten zur Unterstützung eingesetzt werden.

Zum Planungsmodell einer komplexen Lernaufgabe

Das hier gewählte Modell zur Planung einer komplexen Lernaufgabe wurde in der QUA-LiS NRW für die Planung eines inklusiven Englischunterrichts  entwickelt. Für die Planung eines inklusiven Geschichts- und Kunstunterrichts wurde es jeweils fachspezifisch adaptiert. Ebenso hier für den inklusiven Unterricht im Fach Wirtschaft-Politik. In diesem Verständnis ist die Lernaufgabe als ein zu erreichendes Ziel, als ein Endprodukt des gesamten Unterrichtsvorhabens formuliert. Diese Aufgabe muss offen formuliert sein, so dass ein Erreichen dieser Aufgabe auf unterschiedlichen Wegen möglich ist. Nur so kann diese im Sinne eines inklusiven Unterrichts den gemeinsamen Lerngegenstand bilden. Ausgehend von dieser Lernaufgabe erfolgt die Planung des Unterrichtsvorhabens. Die Kompetenzerwartungen stehen im Fokus und finden durch die basalen Entwicklungschancen eine wichtige Ergänzung für einen inklusiven Fachunterricht. Im Sinne des Modells für einen inklusiven Fachunterricht, welches den Entwicklungsarbeiten in der QUA-LiS NRW 

zugrunde liegt, ermöglicht ein Zusammenspiel verschiedener Planungselemente einen Fachunterricht, der im Rahmen des Gemeinsamen Lernens einer leistungsmäßig heterogenen Schülerinnen- und Schülergruppe eine Arbeit an einem gemeinsamen Lerngegenstand, der auf unterschiedlichen Erfahrens- und Erkenntniswegen erschlossen werden kann. Die Aufgaben sind curricular verankert und werden bestimmt durch die Kompetenzbereiche des Faches. Entsprechend der Lern- und Entwicklungsplanung  werden fachliche Kompetenzerwartungen und Entwicklungschancen individuell gewichtet und durch vereinbarte Maßnahmen unterrichtlich eingebunden. Fachliche und sonderpädagogische Beiträge zur Unterrichtsplanung können in der Planung einer solchen Lernaufgabe von unterschiedlichen Professionen zusammengeführt werden. Die Nutzung des Modells oder Teilbereiche des Modells können als Schablone, über die ein gemeinsamer Austausch stattfindet, für eine Unterstützung einer gemeinsamen Unterrichtsplanung dienen (Roters/Gerlach/Eßer, 2018, 20)

Zur Gliederung der Lernaufgabe

Die Unterrichtsplanung erfolgt auf der Grundlage der Lernvoraussetzungen der Lerngruppe von der Lernaufgabe aus. Das Prinzip der Lernaufgabe beruht auf dem Grundsatz, verschiedene Kompetenzbereiche durch mehrere im Anspruchsniveau differenzierte, inhaltlich aufeinander aufbauende Aufgaben bzw. Übungen in ein möglichst passgenaues Unterrichtsangebot zu integrieren. In diesem Verständnis ist die Lernaufgabe als ein zu erreichendes Ziel, als ein Endprodukt des gesamten Unterrichtsvorhabens formuliert. Diese Aufgabe muss offen formuliert sein, so dass ein Erreichen dieser Aufgabe auf unterschiedlichen Wegen möglich ist. Nur so kann diese im Sinne eines inklusiven Unterrichts den gemeinsamen Lerngegenstand markieren.

Ein motivierender, möglichst authentischer Ausgangspunkt wirft eine bestimmte Problemstellung auf, die eine Hinführung bzw. Einführung die Lernaufgabe ermöglichen soll. In dieser Phase wird das notwendige Vorwissen der Schülerinnen und Schüler aktualisiert. Die dahinterliegenden Kompetenzerwartungen sind die des jeweils für die Lerngruppe gültigen Kernlehrplanes bzw. für die zieldifferent unterrichteten Schülerinnen und Schüler die ihres individuellen Lern- und Entwicklungsplanes (Förderplanes).

Im zieldifferenten Lernen kann sowohl ein Zugang über das fachliche Lernen als auch über die Entwicklungsbereiche gelegt werden. Durch die Verknüpfung von möglichen anzusteuernden Kompetenzen sowohl im Fach Wirtschaft-Politik als auch in den basalen Entwicklungsbereichen eröffnen sich Entwicklungschancen , die für zieldifferent Lernende entsprechend ihres Lern- und Entwicklungsplanes genutzt werden können. Eine auf das Individuum bezogene Planung kann hierdurch eher fachliche oder entwicklungsbezogene Zugänge für den Unterricht definieren. Ein gemeinsames Lernsetting kann dadurch unterstützt werden. Die Lernaufgabe gliedert sich in einzelne Module, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Die Gliederung in einzelne Module greift bedeutsame, auf den Kernlehrplan bezogene Inhalte auf. Entsprechend der Anforderungen, die die Lernaufgabe stellt, sind Aufgaben bzw. Übungen vorgesehen, die allen Lernenden eine erfolgreiche Bearbeitung der Lernaufgabe ermöglichen. Differenzierend können Schwerpunkte gesetzt werden bzw. einzelne Module individuell ausgewählt und zu einer eigenen Lernaufgabe ausgestaltet werden.

Abbildung: Planungsraster für eine komplexe Lernaufgabe im Fach Wirtschaft-Politik

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