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Lerncoaching – Gymnasium St. Christophorus Werne

Gymnasium St. Christophorus

Kardinal-von-Galen-Straße 1

59368 Werne

02389 9804-0

christophorus-gym@bistum-muenster.de

Schulleiter: Herr Schröer

Bezirksregierung Arnsberg

Netzwerke / Projekte

  • Projekt "Lernpotenziale. Individuell fördern im Gymnasium.“
  • Netzwerk "Zukunftsschulen NRW“
  • MINT freundliche Schule
  • Europaschule

Druckversion des gesamten Praxisbeispiels (PDF, 800 KB)

Projekt: Lerncoaching für alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 6-Q2

Bild zum Lerncoaching am Gymnasium St. Christophorus

    Im Rahmen des Projektes „Lernpotenziale. Individuell fördern im Gymnasium.“ entwickelte das Gymnasium St. Christophorus ein umfangreiches Lerncoachingkonzept. Die Schülerinnen und Schüler, die ihr Lern- und Arbeitsverhalten verändern möchten, erhalten die Möglichkeit, an verschiedenen Coachingangeboten teilzunehmen:
  • Gruppencoaching (3-5 Schülerinnen und Schüler und 1-2 Lerncoaches)
  • Paarcoaching (2 Schülerinnen und Schüler und 1 Lerncoach)
  • Einzelcoaching (1 Schülerin oder Schüler und 1 Lerncoach)
  • Für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 5 steht zunächst das Ankommen an der Schule im Vordergrund. Bei Bedarf können aber auch die Lernenden der Klasse 5 im Laufe des Schuljahres das Lerncoaching-Angebot in Anspruch nehmen. In der Regel findet das Lerncoaching am Nachmittag in der 7. oder 8. Stunde statt. Aktuell gehören 14 Lehrerinnen und Lehrer zum Lerncoachingteam und haben an Fortbildungen zum Lerncoaching teilgenommen.

Ausgangslage

Das Gymnasium St. Christophorus reagierte mit seinem Lerncoachingkonzept auf die steigende Heterogenität der Schülerschaft. Erfahrungen in Förderkursen zeigten, dass die Lernschwierigkeiten der Lernenden nicht allein mit fachlicher Hilfestellung zu beheben waren. Auch die Lerntechniken, die im Bereich des „Lernen lernens“ als methodische Kompetenzen vermittelt wurden, konnten nicht ohne weiteres von allen Lernenden selbstständig umgesetzt werden. In diesem Bereich fehlte es an einem Angebot einer individuellen Beratung.

Ziele und Qualitätsmerkmale

Das Lerncoaching bietet die Möglichkeit, im Dialog mit den Schülerinnen und Schülern ihre Situation zu beleuchten und sie bei der Entwicklung eigener Lernwege zu begleiten. Ziel ist es, dass die Lernenden

  • ihre Lernprozesse besser verstehen,
  • sich ihrer Ressourcen bewusst werden,
  • Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen.

In diesem Zusammenhang erarbeiten sie sich eigenständige Lösungswege zur Optimierung ihrer Lernprozesse. Dabei können sie Möglichkeiten zur Reflexion sowie eine selbstgesteuerte Motivation entwickeln.

Konkret erarbeiten sie sich individuelle Lernstrategien, Möglichkeiten der Lern- und Materialorganisation sowie Lerntechniken.

Das Gruppencoaching bietet zusätzliche Perspektiven, die im gegenseitigen Feedback zum Ausdruck kommen.

Die Lerncoaching-Qualifizierung der Lehrkräfte trägt zu ihrer beruflichen Professionalisierung bei, eröffnet ihnen einen erheblichen Kompetenzzuwachs und führt durch die Arbeit im Team zu einer hohen Arbeitszufriedenheit und zur Identifikation mit der Schule.

Prozessschritte

Im Schuljahr 2014/15 entstand der Wunsch, die Schülerinnen und Schüler im Förderkurs kompetenter begleiten zu können. Zudem sollte ein individuelles Beratungsangebot für alle Schülerinnen und Schüler entstehen, die Veränderungen in ihrem Lernen wünschen. Hieraus resultierte der Bedarf, die Beratungskompetenz von Kolleginnen und Kollegen durch eine Fortbildung zu stärken.

Im Mai 2015 wurde die Teilnahme am Netzwerkprojekt „Lernpotentiale II“ mit der Zielvereinbarung eingeleitet. Der Implementationsprozess wurde durch diese Teilnahme unterstützt. Der Austausch mit anderen Netzwerkschulen und der professionelle Input durch Moderatorinnen und Moderatoren und Referentinnen und Referenten wurden als gewinnbringend erlebt. Fokussiert wurde die Einrichtung von Lerncoaching zunächst in der Jahrgangstufe 8, parallel zum Förderkursangebot, und in der Einführungsphase. Man suchte nach einem passenden Fortbildungsangebot und sicherte die Finanzierung.

Zwischen Februar und Dezember 2016 wurden 8 Lehrkräfte zu Lerncoaches im Rahmen von insgesamt fünf Modulveranstaltungen ausgebildet. Die Zwischenzeit wurde zur Erprobung und Modifizierung des Erlernten im eigenen Schulteam genutzt und mit ausgewählten Schülerinnen und Schülern der eigenen Schule erprobt. Die gesammelten Erfahrungen wurden sowohl im Team der Coaches als auch bei der jeweils folgenden Fortbildungseinheit reflektiert (M04). Der Ausbildungsprozess wurde durch schulinterne, regelmäßige Teamsitzungen der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer unterstützt. Hierbei wurden Aufgaben verteilt, zum Beispiel

  • Entwicklung von Material,
  • Raumgestaltung,
  • Aufbau einer Organisationsstruktur,
  • Abstimmungen mit der Schulleitung über Ressourcen und Entlastung,
  • Erarbeitung eines Schulkonzepts sowie
  • Öffentlichkeitsarbeit.

Nach abgeschlossener Ausbildung, konzeptioneller Vorarbeit und ersten Coachingerfahrungen wurde das Kollegium in einer Lehrerkonferenz (M02) über das Lerncoachingkonzept informiert. Es erfolgte die Beschlussfassung, das Lerncoaching als Teil der individuellen Förderung an der Schule zu implementieren.

Im folgenden Schuljahr startete das Lerncoachingangebot und wurde im Lerncoachingteam zunehmend erweitert und professionalisiert. Mit Unterstützung der Schulleitung wurde das Angebot allen Beteiligten in den entsprechenden Konferenzen und an geeigneten Orten im Schulgelände (Informationswand im Lehrerzimmer und in der Aula, auf der Homepage der Schule) bekannt gemacht.

Es wurden organisatorische Möglichkeiten für die Terminfindung der Coachingsitzungen und die Dokumentation der Arbeit der Coaches entwickelt. Das Angebot überzeugte alle Beteiligten und wurde als sehr förderlich für das Lern- und Schulklima empfunden. Weitere Lehrkräfte der Schule erhielten die Gelegenheit, sich ebenfalls zu Lerncoaches ausbilden zu lassen, und konnten in das Team integriert werden.

Das Angebotsportfolio ist mittlerweile breit aufgestellt:

  • Einzelcoaching
  • Gruppencoaching
  • Paarcoaching
  • Workshops, z.B. zur Vorbereitung auf die mündliche Abiturprüfung oder zur Arbeitsorganisation im Rahmen der Facharbeit

Gelingensbedingungen und Herausforderungen

Die Schule verfügt über ein gutes Raumangebot, das Beratungs- und Klassenräume voneinander trennt. Diese räumliche Trennung von gemeinsamem Arbeiten im Lerncoaching und konkreter Unterrichtssituation durch extra eingerichtete Lerncoachingräume erleichtert den Coachees und Coaches den inneren Rollenwechsel. Alle Räume sind umfangreich mit Material und allen nötigen Arbeitsblättern ausgestattet. Formulare und Materialien stehen analog und digital allen Coaches zur Verfügung.

Bei der Zusammensetzung des Lerncoachingteams wurde neben dem Interesse der einzelnen Lehrkräfte auch auf Diversität in Bezug auf Alter, Geschlecht, Lebenssituation, Unterrichtsfächer und zusätzliche Aufgabenbereiche in der Schule geachtet. So sind auch eine Beratungslehrerin und die Kollegin, die die Streitschlichtung moderiert, mit im Team.

Dem Lerncoachingteam steht im Hauptcoachingraum vielfältige Fachliteratur zur Verfügung.

Weitere Gelingensbedingungen sind

    im Hinblick auf die Lehrkräfte
  • die vergleichsweise hohe Zahl der Lehrkräfte, die zum Lerncoachingteam gehören,
  • die gute Teamarbeit innerhalb dieser Gruppe,
  • die gute räumliche und materielle Ausstattung,
  • die positiven Rückmeldungen zur Arbeit des Lerncoachingteams in den regelmäßig durchgeführten Evaluationen,
  • die engagierte „Pflege“ des Teams durch die Koordination und die Schulleitung,
    im Hinblick auf die Schülerinnen und Schüler und ihrer Eltern
  • die Akzeptanz des Lerncoachingangebotes,
  • die erfahrene Wertschätzung,
  • die Gelegenheit zu Rückmeldungen und Anregungen,
  • die Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler.

Die Transparenz und ein guter Informationsfluss über das schuleigene Lerncoachingkonzept werden durch verschiedene Maßnahmen sichergestellt:

  • Zu Beginn jeden Schuljahres informieren die Lerncoaches über das Angebot in den Klassen. Ein Informationsplakat, das über Kontaktmöglichkeiten informiert, verbleibt in jeder Klasse.
  • Im Rahmen der Förderpläne können Schülerinnen und Schüler an einem Erstinformationsgespräch (im Vormittagsbereich) teilnehmen und so Arbeitsweisen im Coaching erleben.
  • Termine der einzelnen Coaches werden jedes Halbjahr im Internet auf der Schulhomepage veröffentlicht.
  • In den Klassenpflegschaften werden die Eltern über Möglichkeiten des Lerncoachings informiert.
  • Jeweils einmal im Halbjahr findet für die Eltern aktueller Coachees ein Elternabend statt, um die Unterstützung des Coachingsprozesses durch die Eltern weiter zu optimieren. Zudem gibt es eine Coachingsprechstunde für Eltern.

Die Weiterentwicklung des Lerncoachingskonzepts wird systematisch verankert. Das Lerncoachingteam setzt sich für jedes Schuljahr ein Projektziel mit Zeitplan, um das Coachingangebot weiter auszubauen. Am Ende eines jeden Schuljahres wird ein Rechenschaftsbericht in einer Lehrerkonferenz über das Lerncoaching veröffentlicht, der über die Entlastung und den tatsächlichen Zeitaufwand für Coaching aufklärt.

Ergebnisse der Abschlussgespräche in Coachingsitzungen werden regelmäßig in Teamsitzungen der Lerncoaches besprochen und zur Überarbeitung des Konzepts und der Arbeit genutzt. Beispiele aktueller Projektideen:

  • Schuljahr 2018/19: Abicoaching
  • Schuljahr 2019/20: Elternarbeit (hierzu wird auch im Netzwerk Zukunftsschulen NRW gearbeitet)
  • Schuljahr 2020/21: Schülercoaches in der Hausaufgabenbetreuung

Eine weitere Fortbildung ist zunächst nicht geplant. Angedacht ist die schulinterne Schulung von Lehrkräften zu Coaches.

In der Praxis nimmt jeder Coach entsprechend den eigenen Kapazitäten Termine an. Dokumentiert wird jeder Einsatz über eine Liste im Lehrerzimmer. Hier befindet sich auch der Raumplan. Dabei wird auf Freiwilligkeit Wert gelegt. Der Coachee spricht den Coach an und sucht ihn sich aus. Auch die Entscheidung, am Coaching teilzunehmen, trifft der Coachee allein. Er wird lediglich von seiner Klassenlehrerin bzw. seinem Klassenlehrer informiert.

Folgende Herausforderungen sind mit dem Coaching an der Schule verbunden:

  • Ein immer wieder neu zu vollziehender Rollenwechsel von der Lehrkraft zum Coach
  • Die Auswahl von Lehrkräften für das Coaching, die von Unterrichts- und Bewertungssituationen möglichst unbelastet sind
  • Die Professionalisierung weiterer Lehrkräfte
  • Die Transparenz gegenüber der Schulgemeinschaft und die Einhaltung des Prinzips der Freiwilligkeit bei der Teilnahme der Schülerinnen und Schüler am Lerncoaching
  • Die Besonderheiten des Lerncoachings in der Erprobungsstufe (unter anderem die Einbeziehung der Eltern in das Lerncoaching oder die Auswahl geeigneter Materialien zur Stärkung der Reflexionsfähigkeit)
  • Die Suche nach Entlastungsmöglichkeiten für die Lerncoaches

Eine Weiterentwicklung des Lerncoachingkonzepts (z.B. neue Module wie „Abitur“, s. M05) erfolgt im mittlerweile 16-köpfigen Lerncoaching-Team. Zur weiteren Professionalisierung werden Teamtage mit externer Moderation zukünftig durchgeführt. Die Teilnahme am Netzwerk „Zukunftsschulen NRW“ fördert den weiteren Austausch mit Netzwerkschulen.

Das Lerncoaching am St. Christophorus Gymnasium in Werne genießt ein hohes Ansehen bei Lehrkräften, Eltern und in der Schülerschaft. Andere Schulen suchen den Kontakt, um Anregungen für die eigene Schulentwicklung zu erhalten.

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