Logo Qualitäts- und UnterstützungsAgentur

Startseite Bildungsportal NRW

Orientierungsbereich (Sprungmarken)

  • Brief
  • sitemap_icon

Grundlagen

Grafische Darstellung

Individuelle Förderung bezeichnet einen pädagogischen Ansatz, der darauf abzielt, die Lern- und Entwicklungspotenziale jedes Einzelnen zu erkennen und zu entfalten. Ziel ist es, eine Bildungsumgebung zu schaffen, in der Schülerinnen und Schüler unabhängig von äußeren Faktoren wie Herkunft, Geschlecht und sozio-kulturellem Hintergrund ihr volles Lern- und Leistungspotenzial ausschöpfen können.

Der Förderkreislauf und begleitende Beratung

Die individuelle Förderung durchläuft einen kontinuierlichen Kreislauf, beginnend mit der Ermittlung von Bedarfen und Potenzialen. Dies kann durch Instrumente der pädagogischen Diagnostik erfolgen, welche eine systematische Analyse ermöglichen. Ebenso wertvoll ist das intuitive und subjektive Wahrnehmen der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf ihre Potenziale und Bedarfe.

Darauf aufbauend werden individuell passgenaue Fördermaßnahmen entwickelt und umgesetzt. Dieser Prozess wird von unterschiedlichen Settings und Beratungsmöglichkeiten begleitet, um sicherzustellen, dass die Bedarfe aller Beteiligten angemessen berücksichtigt werden. Die abschließende Evaluation gibt Aufschluss über die Wirksamkeit der Fördermaßnahmen und bildet die Grundlage für weitere Anpassungen.

So klar und eindeutig sich in dieser theoretischen Darstellung des Förderkreislaufs eine Phase aus der anderen ergibt und in die nächste übergeht, so unvorhersehbar und deshalb immer wieder neu herausfordernd ist die individuelle Förderung in Bezug auf konkrete Situationen, Bedingungen und vor allem: Menschen. 

Daraus ergibt sich zum einen der hohe Anspruch, der an die Lehrerinnen und Lehrer gestellt ist, wenn Sie dem Auftrag, alle Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern, gerecht werden wollen.

Zum anderen scheint hier die Komplexität auf, die mit diesem Auftrag aus dem §1 des Schulgesetzes einhergeht: Seit dieser Paragraph besteht (2006) sind eine Vielzahl von Maßnahmen und Methoden zur individuellen Diagnostik, Förderung, Evaluation sowie zur begleitenden Beratung und Begleitung entwickelt, beforscht, erprobt und evaluiert worden. Die verschiedenen fachspezifischen und fachunabhängigen Praxismaterialien die auf dieser Seite zur Verfügung stehen, sind da nur wenige Beispiele.

Voraussetzung dafür, dass diese Methoden und Maßnahmen im Sinne der Schülerinnen und Schüler und ihrer Persönlichkeits- und Potenzialentwicklung eingesetzt werden, ist die kompetente Auswahl.

Diagnosebasierte individuelle Förderung vs. Förderung durch Beziehung und Kommunikation

Die individuelle Förderung kombiniert zwei grundlegende Herangehensweisen: die diagnosebasierte Förderung und die Förderung durch Beziehung und Kommunikation.

Hier liegt der Fokus auf einer detaillierten Analyse der individuellen Lernausgangslage. Die Maßnahmen werden gezielt auf ermittelte Bedarfe und Potenziale ausgerichtet, wobei das optimale Ergebnis häufig im Voraus festgelegt ist. Dieser Ansatz ist tendenziell defizitorientiert und konzentriert sich auf die objektive Bewertung erbrachter Leistungen.

Dieser Ansatz betont die Bedeutung von persönlichen Beziehungen und effektiver Kommunikation im Bildungsumfeld. Die Förderung erfolgt dabei nicht ausschließlich aufgrund von diagnostischen Ergebnissen, sondern basiert auf einem empathischen Verständnis für die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler. Diese intuitive Ganzheitlichkeit stellt die Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt. Allerdings bleibt dieser Ansatz unsicher und nicht objektivierbar.

Die Verbindung von diagnosebasierter individueller Förderung und Förderung durch Beziehung und Kommunikation ist entscheidend für einen effektiven pädagogischen Ansatz. Beide Herangehensweisen ergänzen sich, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden und einen ganzheitlichen Bildungserfolg zu gewährleisten. 

Beispiele für die Bedeutung der individuellen Förderung in aktuellen pädagogischen Themen

Herausbildung von Zukuntskompetenzen

Die Notwendigkeit einer verstärkten Konzentration auf Zukunftskompetenzen ergibt sich daraus, dass die Lebenswelt immer schneller immer komplexer wird und die Menschen vor Herausvorderungen (etwa Klimawandel, Digitalisierung, KI) gestellt sind, die mit traditionellen Konzepten von Bildung, Berufs- und Privatleben brechen.

Durch die gezielte Förderung zur Entfaltung individueller Potenziale werden nicht nur fachliche Kenntnisse gestärkt, sondern auch überfachliche Fähigkeiten wie Kreativität, eam-, Kommunikations- und Problemlösungskompetenzen gefördert. Ein Beispiel hierfür wäre die Förderung eines Schülers, der durch projektorientiertes Arbeiten seine Teamfähigkeit und Innovationsfreude entfalten kann, während eine anderere Schülerin durch gezieltes Coaching ihre Selbstreflexion und Entscheidungsfähigkeit schult. Beide erfahrend dadurch in ihrem je eigenen Bildungsprozess angemessene Förderung, um Agency, d.h. (Aus-) Handlungs- und Gestaltungskompetenz im Sinne eines Wellbeings für Individuum, Mitmensch und Planet zu entwickeln.  

Sicherung der Basiskompetenzen (Beispiel: Lesekomeptenz)

Ein zentraler Aspekt individueller Förderung ist die Sicherstellung von Basiskompetenzen, wie sie beispielsweise im Lesen manifestiert sind. Durch gezielte Fördermaßnahmen wird nicht nur die Lesefähigkeit verbessert, sondern auch das Verständnis für komplexe Texte gestärkt. Hier kann die diagnosebasierte Förderung durch gezielte Übungen auf spezifische Schwächen eingehen, während die fördernde Beziehungsebene individuelle Leseinteressen aufgreift, um die Motivation und das Interesse am Lesen zu steigern. Letztlich steht die Förderung von Basiskompetenzen immer auch im Dienste höherer fachlicher und fachunabhängiger Fähigkeiten, weil sie die Voraussetzung für das Voranschreiten des individuellen Bildungsprozesses ermöglichen. Deshalb wird in dem QUA-LiS Projekt "Förderung der Lesekompetenz vor dem Hintergrund von KI" die Leseförderung mit den Herausforderungen einer zunehmend von KI geprägten Lebenswelt (Zukunftskompetenzen) zusammengedacht. 

Abbau von Bildungsungerechtigkeit

Der individuellen Förderung wird häufig eine entscheidende Rolle beim Abbau von Bildungsungerechtigkeit zugesprochen. Tatsächlich können durch eine auf das Individuum ausgerichtete pädagogische Haltung und gezielte Maßnahmen, wie sie im Glossar zu dieser Seite aufgeführt sind, Erfolge erzielt werden. So eignen sich situationsangemessene Beratung, eine etablierte Feedbackkultur oder die Integration von Mentoring dazu, Eltern ebenso wie Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, um Probleme zu lösen, Wissenslücken zu schließen und das Lernen zu erleichtern. 

Gleichzeitig ist darauf hinzuweisen, dass allein durch individuelle Förderung die Bildungsungerechitgkeit nicht ausgeglichenn werden kann. Dazu sind die gesellschaftlichen und systemischen Bedingungen zu prägend und komplex. Faktoren wie familiäre Unterstützung, Wohnverhältnisse und (vorhandener oder fehlender) Zugang zu außerschulischen Ressourcen wirken zusätzlich zur schulischen Förderung unterstützend oder erschwerend auf den Bildungsprozess ein. 

Individuelle Förderung als Mittel der Qualitätssicherung und Entlastung

Die Integration von Methoden individueller Förderung bietet Möglichkeiten zur Entlastung von Lehrkräften und gleichzeitig zur Erhöhung der pädagogischen Qualität. Peer-Mentoring etwa ermöglicht eine unterstützende Schüler-Schüler-Dynamik, während die Einbeziehung von Eltern eine stärkere Verbindung zwischen Schule und häuslichem Lernumfeld schafft. Die Verwendung digitaler Tools und KI-Programme ermöglicht effiziente Rückmeldungen und personalisierte Lernpfade. Classroommanagement-Techniken fördern eine positive Lernumgebung und erleichtern den Lehrkräften die individuelle Betreuung der Schülerinnen und Schüler. Insgesamt tragen diese Methoden dazu bei, die pädagogische Qualität zu steigern und gleichzeitig den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. 

Zum Seitenanfang

© 2024 Qualitäts- und UnterstützungsAgentur - Landesinstitut für Schule