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Geschlechtersensibles Classroom Management

Die Organisation des Unterrichtsgeschehens ist für den Lernerfolg der jungen Menschen von großer Wichtigkeit. Auch in diesem Bereich können Geschlechteraspekte bedeutsam sein. Beispielsweise gibt es Hinweise darauf, dass es Jungen im Durchschnitt schwerer als Mädchen fällt, in selbstorganisierten und kooperativen Arbeitsformen zu lernen (vgl. Zyper 2019, S. 8). Außerdem lässt sich auch heute noch eine geschlechtstypische Aufgabenverteilung in Gruppenarbeiten beobachten – zum Beispiel beim Experimentieren (vgl. Heinemann 2018, S. 67 f.). Zusätzlich wird auf tendenzielle Geschlechterunterschiede im Bereich des Bewegungsdrangs hingewiesen (vgl. Zyper 2019, S. 8).

Für ein geschlechtersensibles Classroom Management ist zudem von Bedeutung, dass es einen geschlechtstypischen Erwartungsdruck der Peergroup auf viele Jungen gibt, sich ablehnend gegenüber den Erwartungen und Anforderungen der Schule zu verhalten (vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2013, S. 44). Anstrengung gilt nicht selten als „uncool“; schulischer Erfolg bringt häufig nur dann Anerkennung, wenn er ohne Anstrengung zustande kommt. Dies wirkt sich dann nachteilig auf die schulischen Leistungen aus. Klare Regeln und ein sehr konsequentes Vorgehen bei Regelverstößen können hier ebenso hilfreich sein wie die Verstärkung positiven Verhaltens. Außerdem können männliche Lehrkräfte oder weitere pädagogische Fachkräfte als Vorbilder wirken, indem sie durch ihr eigenes Verhalten deutlich machen, dass sich Anstrengungsbereitschaft und Männlichkeit keineswegs ausschließen. Je nach Kontext kann es sich auch anbieten, Peergroup-Phänomene gemeinsam mit den Lernenden zu reflektieren.

Ein geschlechtersensibles Classroom Management berücksichtigt solche möglichen Geschlechteraspekte, allerdings ohne zu pauschalisieren. Wissen über Geschlechteraspekte kann dabei helfen, bestimmte Phänomene im Klassenraum besser einschätzen zu können, allerdings darf es nicht zu Generalisierungen und daraus abgeleiteten pauschalisierenden Reaktionen führen. Natürlich gibt es auch schüchterne Jungen und eher „rebellische“ Mädchen. Sowohl die einzelnen Kinder und Jugendlichen als auch die verschiedenen Lerngruppen sind sehr unterschiedlich, sodass eine fundierte Erfassung der Lernausgangslage Einzelner sowie gruppendynamischer Aspekte unerlässlich ist.

Geschlechtersensibles Classroom Management findet meistens implizit, also als implizites Vorgehen ohne ausdrückliche Betonung von Geschlecht statt, indem Regeln und Konsequenzen, Kommunikations-, Organisations- und Partizipationsformen sowie Aufgabenverteilung so ausgestaltet sind, dass alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrem Geschlecht bestmöglich gefördert werden. Im Idealfall werden sie sowohl dazu motiviert, an ihren individuellen Stärken als auch an ihren Schwächen zu arbeiten und ihre bestehenden Interessen zu nutzen und zu erweitern. Des Weiteren wird großer Wert auf ein respektvolles und unterstützendes Miteinander sowie auf die Förderung von Sozial- und Selbstkompetenz gelegt.

Manchmal wirken einschränkende Geschlechterstereotype im Interaktionsgeschehen jedoch so stark, dass es sinnvoll sein kann, sie altersgemäß mit den Lernenden zu reflektieren und somit ein explizites Vorgehen geschlechtersensibler Bildung zu wählen.

Verwendete Literatur

  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2013): Jugen und ihre Lebenswelten - Vielfalt als Chance und Herausforderung. Bericht des Beirats Jungenpolitik, unter:  https://www.bmfsfj.de/blob/jump/94086/jungen-und-ihre-lebenswelten-bericht-beirat-jungenpolitik-data.pdf.
  • Heinemann, Marc (2018): Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen beim Experimentieren im physikalischen Sachunterricht. Kassel.
  • Zyper, Erik (2019): Welche Rolle spielt das Geschlecht? Eine Einführung in die Jungenpädagogik, in: Pädagogik 12/19. S. 6-9.

Weiterführende Literatur

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